Neulich ist mir in einem Getränkemarkt eine Flasche Haberstumpf ins Auge gefallen – also bildlich gesprochen. Nicht, dass hier jemand einen schlimmen Unfall mutmaßt. Es handelte sich um das Weizen Weißer August genannt. Ich war (und bin es eigentlich immer noch) ziemlich sicher, dass ich das Weizen aus dem Hause Haberstumpf noch nicht hatte. Und da ich in letzter Zeit ja eh ein wenig arg craftbierlastig unterwegs bin, hatte ich mir einen baldigen Test vorgenommen.

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Besondere Brisanz bekam dieses Ansinnen noch dadurch, dass es in letzter Zeit alles andere als gute Nachrichten aus Trebgast gab. Beim Haberstumpf sei der Bierhahn zugedreht heißt es und die Brauerei befinde sich in der Krise. Vorübergehend sei der Braubetrieb eingestellt, liest man da. Gründe für den Stillstand gibt es viele: Da wäre die übermächtige Kulmbacher Brauerei, die die Gastronomie mit Komplettausstattung lockt. Da wäre der Umstand, dass halt insgesamt weniger getrunken wird. Die Gastronomie stirbt so langsam auf dem Land. All das führt dazu. dass das eigene Sudwerk für den momentanen Ausstoß zu groß wurde, das Bier werde deshalb zu alt, bis es verkauft sei. Und dann arbeitet die designierte Nachfolgerin Yvonne Wernlein in Schottland, nachdem die liebevoll aufgebaute Bräustube auch nicht lief. So die Frankenpost.
Trotz all der schlechten Nachrichten soll es aber auch einen Silberstreif am Horizont geben: Zum einen soll es Gespräche mite inem Investor geben, zum anderen verhandele man mit einem jungen Braumeister. Und mit einer kleineren Ankage könnte es in Trebgast wieder laufen. Dann auch wieder mit dem Weißen August, den ich mir für den Test vorgenommen hatte.

img_2578Das Weizen gibt (oder gab, je nachdem, wie die Verhandlungen ausgehen) es zur Sommerszeit. Das passt zu diesem Bier. Denn das helle, honigfarbene Weizen ist nicht zu voluminös, aber auch nicht zu wässrig für ein Weizen. Passt genau. Auch was die Fruchtigkeit angeht, kann man es lassen, ein wenig Birne und Aprikose, vielleicht auch Citrus. Nicht viel, aber doch da. Dazu noch ein wenig gegensteuernde Bittere. Das alles ist spritzig, wie gesagt nicht zu schwer, angenehm zu trinken und in der Tat sommerlich. Nett, aber … tja, aber auch nicht so speziell, dass man dafür unbedingt nach Trebgast pilgern müsste.

dsc_15481Und schon sind wir vielleicht bei dem größten Problem heimischer Brauereien: Das Sortiment ist eigentlich ganz gut, beim Haberstumpf zum Teil sogar in Bio-Qualität, aber das alleine reicht halt nicht mehr aus. Genauso wenig wie das Heimatgefühl. Als Alleinstellungsmerkmale reicht das leider nicht mehr. Es bleibt zu hoffen, dass mit frischem Wind und verkleinerter Anlage in Trebgast beim Haberstumpf die Lichter nicht ganz ausgehen. Das Kulmbacher Bierland wäre sonst wieder ein Stück öder …