Bamberg, 2.12.11
Liebes Facebook,
heute schreibe ich mein Bier des Tages nur für dich. Du weißt, ich mag dich wirklich, aber ich glaube, wir sollten einmal miteinander reden. Denn irgendwie verstehen wir uns nicht so richtig, denke ich.

Als wir uns Anfang des Jahres kennen gelernt haben, fand ich es ja rührend, wie du dich um mich gekümmert hast. Du schienst dich echt für mich zu interessieren und durch dich habe ich viel neue und interessante Leute kennen gelernt. Aber irgendwie glaube ich, dass du meinen könntest, ich würde mich zu wenig um dich und unsere gemeinsamen Freunde kümmern, ja sie sogar vernachlässigen. Ich weiß, du willst mir nur helfen, indem du mir jedesmal die Seitenstatistik zeigst und mir vorschlägst, wie ich noch mehr und noch mehr Freunde finden könnte. Aber weißt du, Facebook, auch wenn du das jetzt nicht gerne liest: Ich schreibe das Bier des Tages nicht, um immer mehr Freunde zu finden. Außerdem kann man es auch lesen, selbst wenn man nicht selbst Mitglied bei dir ist. Tut mir leid, dass ich dir das so sagen muss, liebes Facebook.

Andererseist hast du ja vielleicht auch Recht, wenn du sagst, dass ich doch genauer darauf schauen sollte, wofür die Leute einen Daumen nach oben geben – dann hätte ich auch mehr Freunde. Aber du redest dir da auch leicht. Gestern zum Beispiel gab es zwei Daumen nach oben für den Link zur Brauerei Meusel. Soll ich jetzt weiterhin Meusel-Biere vortsellen? Getestet hätte ich ja schon genug, um zumindest bis weit in die nächste Woche hinein nichts anderes zu machen. Aber meinst du wirklich, das ist das, was die Leute wollen? Vielleicht gab es die „Gefällt mir“-Angaben ja auch für die winterliche Szene mit Vierzehnheiligen im Hintergrund. Das schaut aber auch schön aus. Genauso schön wie auf dem Etikett des Silberbocks vom Trunk.

381312_286851661356097_757596531_nJa, genau, die Brauerei gleich hinter der Basilika. das ist ein wirklich feiner heller Bock, der sicher vielen Bierfreunden gefallen könnte. Optisch ist er schon eine wahre Pracht, so golden, fein und mit angenehm viel CO2, um ihn richtig frisch wirken zu lassen. Vom malzigen Geruch eines solchen Bieres hast du nicht, das weiß ich auch. Und ja, trinken kannst du ihn auch nicht, liebes Facebook. Aber das ist wirklich kein Grund jetzt eifersüchtig zu sein. Wobei bei dem Bock würdest du neidisch sein: Das ist ganz großes Kino! Leicht süß vom hellen Malz her und genau auf den Punkt gehopft ist er – dazu noch spritzig und fruchtig, weil der Hopfen sich mehr von der grasigen als von der herben Seite zeigt. Das ist schon „a Feinerla“! Mit einer der besten hellen Böcke, die ich in dieser Saison in der Hand hatte und mit seinen 6,8% gut im Futter. Ich würde sagen: an dem passt alles: Er ist genau so viel gehopft, dass er nicht mehr pappig, noch weich und noch nicht bitter ist. Sowas gefällt mir und ich kenne einige Leute, denen sowas auch gefallen würde. 


Liebes Facebook, vielleicht hast du ja doch Recht und ich vernachlässige meine Freunde ein wenig. Wie wäre es, ich treffe mich mit ihnen auf ein, zwei oder ein paar mehr Silberböcke. Dann wärst du zwar nicht dabei, aber man muss in einer Beziehung doch nicht immer alles miteinander unternehmen, oder? Das heißt doch nicht, dass es jetzt aus wäre zwischen uns. Ich mag dich doch irgendwie schon noch ein wenig …

Dein

Bier des Tages