Ich mache mal weiter mit dem nächsten Dunklen/Schwarzbier. Allerdings eines, bei dem man aus mehrerlei Gründen erst mal verwundert ist. Wenn man als Bierfreund auf den Kreuzberg bei Hallerndorf „pilgert“, dann begrüßen einen auf dem „Friedel-Keller“ allerlei interessante Biere. Unter anderem findet sich da ein Bier namens „Schwarzer Abt„.

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Nanu? Schwarzer Abt? Den Namen kennt der Bierfreund doch schon. Da klingelt es im Hinterkopf doch irgendwo. Genau, der Schwarze Abt ist nicht nur ein Krimiklassiker von Edgar Wallace, es ist auch das „legendäre“ Bier der Klosterbrauerei Neuzelle, das zum „Brandenburger Bierkrieg“ geführt hat. Schließlich wird der Neuzeller Schwarze Abt seit 400 Jahren mit Zucker gebraut, was nach dem Reinheitsgebot verboten ist. 13 Jahre dauerte dieser Rechtsstreit, ob dieses Bier denn Bier heißen dürfe und endete mit einem Sieg der Brauerei. Wer mag, kann sich das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nebst Begründung im Detail durchlesen. Der Neuzeller Schwarze Abt ist jedenfalls seit 2005 ein echtes Bier – trotz 2 % Invertzucker.

Beim Schwarzen Abt gibt es aber keinen Zucker, sonder … Laktose! Zumindest steht die Angabe „mit Laktose“ ein wenig klein daneben. Laktose ist Milchzucker und den erwartet man natürlich erst mal im Bier überhaupt nicht. Dabei können eigentlich alle Biersorten Laktose enthalten, denn dieser „Milchzucker“ aus der Gruppe der Disccharide kann auch beim Mälzen entstehen. „Bei der Umwandlung der Braugerste in Malz werden Stärke und andere hochmolekulare Kohlenhydrate in Di- und Monosaccharide umgewandelt. Dabei ensteht zwar hauptsächlich Malzzucker aber auch geringe Mengen Milchzucker. „Milchzucker“ kommt also nicht nur in der Milch vor, sondern auch in vielen anderen Naturprodukten. Allerdings in geringen Mengen.“ So die Brauerei Holsten in einem Schreiben, das in einem Forum für Laktoseintoleranz Betroffene zitiert wird. Allerdings müsse man, so die Rechnung der norddeutschen Brauer 130 Liter Bier trinken, um ein Gramm Laktose zu sich genommen zu haben.

Beim Schwarzen Abt vom Kreuzberg sieht die Sache allerdings anders aus. Da dürfte die Laktose bewusst zugesetzt worden sein, womit es sich bei diesem Bier nicht mehr um ein vermeintlich leichtes Schwarzbier, sondern um einen Milk Stout handelt.

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Dem Milk- oder Sweet Stout wird tatsächlich Milchzucker zugesetzt, weil dieser für die Hefe nämlich unvergärbar ist. Dadurch erhält man ein kräftig röstmalziges Bier, das aber zudem auch eine deutlichere Süße aufweisen kann. Soll heißen, der Kreuzberger Schwarze Abt müsste obergärig, leicht (nur 3,8 % Alkohol!) und süßlich sein – bei trotzdem deutlichen Röstaromen. Die riecht man auch sofort, wenn sich die Nase dem tiefscharzen Bier nähert. Und auch im Geschmack kommt das Röstmalz deutlich heraus. Für seine 3,8 % Alkohol fand ich es im Geschmack sogar richtig „voll“, das hatte ich tatsächlich „leichter“ erwartet. Dazu wrkt es für ein Dunkles recht spritzig. Auch das erwartet an eigentlich erst mal nicht. Dunkle Biere sind ja häufig „gemütliche Biere. Schön ist auch die volle Bandbreite an „dunklen Aromen“: Anklänge von Kaffee, dunkler Schokolade, brotige Aromen … Da ist alles da und nicht zu wenig. Allerdings könnte es ein wenig „cremiger“ oder auch süßer sein. Da habe ich mir von der Laktose ein wenig mehr erwartet. Allerdings – und das muss ich auch zugeben – fehlen mir in Sachen Milk Stout große Erfahrungswerte. Ich habe zwar schon ein paar probiert, aber für einen Vergleich reicht das nicht aus. Doch, das kann man durchaus mal probieren, so lange man nicht gerade laktoseintolerant ist …