Zum gestrigen Geburtstag hatte ich mir eine kleine Shoppingtour bei der Versuchsrauerei der Mälzerei Weyermann® gegönnt. Heiland, kann man da Geld lassen. Die (große) Flasche  kostet da satte 2,50 Euro, also mehr als bei den meisten Brauereien das Seidla in der Gaststube. Und das Flaschenpfand ist da noch nicht mal dabei.
Andererseits ist das Lädlein bei der Weyermann® kein schnöder Getränkeladen, sondern ein „Fan-Shop“. Und so viel Bier, dass es für eine mittelprächtige Party reichen würde, steht in den beiden Kühlschränken zusammen auch nicht rum. Hier gibt es flüssiges Gold vom führenden Anbieter von Spezialmalzen. Das muss man wissen und entsprechend auch bezahlen.
An Bieren steht da zum Beispiel ein Böhmisches Pils, das klassische Rauchbier Schlotfegerla, ein Bernsteinweizen, ein Festbier und noch Malztrunk und ein alkoholfreies Safranbier … und ein Indian Pale Ale.
Indian (oder Imperial) Pale Ales sind ja der Trend in der Hausbrau- und Bieravantgarde-Szene im Moment schlechthin. Wieso? Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach und hat zwei Hauptgründe: Zum einen bereitet so ein IPA neue Geschmacksvarianten, ja Geschmacksmöglichkeiten. Denn sind wir mal ehrlich: Die Welt braucht kein x-millionstes Szene-Pils und es ist auch schon jede Frucht auf Gottes weiter Flur mit Weizen- oder Pilsbier gemischt worden. Zum anderen sind IPAs, Stouts usw. obergärige Biere – und die lassen sich vom Hausbrauer dasganze Jahr über viel leichter herstellen als untergärige Biere, die beim Vergären in der Regel Temperaturen um die 8 Grad brauchen. Obergärige Biere lassen sich auch bei Zimmertemperatur vergären … und damit auch im heimischen Keller, der für untergärige Märzen, Keller oder Pils meist zu warm ist.
Und dann ist so ein IPA einfach auch etwas Exotisches. Das könnte IPAs zu den neuen Lifestyle-Getränken machen. Z.T. extrem lange Lagerfähigkeit und bisweilen auch IPAs in Champagnerflaschen legen Jahrgangs-Ales nahe, die im Weinkeller auch eine gute Figur machen können.

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Aber das alles ist noch Zukunftsmusik. Realität ist das IPA mit seinen 7,2% in meinem Glas. Und als IPA-Neuling war ich erstmal über die leicht trübe und recht braune Farbe überrascht. „Pale“ hatte ich mir mit „hell“ übersetzt und ein pilsfarbenes Bier erwartet. Bekommen hatte ich ein mittleres braun – eine Farbe, die man auch als dunkel bezeichnen könnte. Wer es allerdings mit einem nachtschwarzen Stout oder Porter vergleicht, darf braun „pale“ finden. Außerdem muss ein IPA stark und sehr hopfig sein, was an der Entstehung dieses Biertyps liegt. IPAs wurden in England für den Export in die indische Kolonie eingebraut – im Prinzip genauso wie ein deutsches Export: Das sehr starke Bier mit viel konservierendem Hopfen ließ sich leichter transportieren und sollte im Zielland wieder auf Trinkstärke mit Wasser gestreckt werden. Aber den Kolonialisten schmeckte es auch unverwässert.
Bei dem IPA aus dem Hause Weyermann® ist es genauso. Die 7,2% sind ordentlich stark. Der Geruch ist schon ziemlich grasig-hopfig. Das ist aber nichts gegen den Geschmack! Es schmeckt erstmal heller, als es aussieht. Dunkle Malzanteile sind wohl nicht enthalten, wie man insgesamt kaum etwas vom Malz schmecken kann. Dafür ist da der Hopfen, der seine Geschmackskomponenten in einem Umfang ausspielen darf, wie ich es bisher kaum erlebt habe. Da ist die klare, grasige Hopfenkopfnote. Ich würde sogar fast schon sagen, dass es eine Spur hopfenölig schmeckt. Dazu kommt natürlich auch ein gutes, aber nicht zu extremes Maß an Bitterkeit. Dazwischen hat das IPA einen spritzigen Körper, dieses IPA prickelt fast schon auf der Zunge, was ich auch dem Hopfen zuschreiben würde.
Fazit: Mein erstes IPA und auch nicht mein letztes, auch wenn ich von dem Biertyp noch nicht richtig überzeugt bin. Schließlich fehlt beim IPA diese sämige Malzigkeit, die gerade fränkische Helle Biere gerne mal auszeichnet. Faszinierend ist aber, wie frisch und fruchtig der Hopfen schmecken kann. Ich tippe mal darauf, dass dieses IPA „hopfengestopft“ wurde, d.h. beim Reifen wurde Hopfen noch einmal zugegeben. Bei dieser Kalthopfung lösen sich Geschmacksstoffe aus dem Hopfen ins Bier, während die Bitterstoffe weitgehend nicht gelöst werden. Und ungefähr so wie beim Weyermann® IPA stelle ich mir das Geschmacksergebnis dieser Technik vor …