Als Tier muss man für allerlei herhalten. Da wird man schnell zum Kosenamen für den Allerliebsten (Schnecke, Bär, Mäuschen, Hasi, …) oder zur „blöden Kuh“, zum „Hornochsen“ usw., wenn’s mit der Liebe nicht mehr so klappt. Einer Brauerei den Namen zu geben oder auf ihrem Etikett für den Gerstensaft zu werben, ist da für so ein Viech nicht so schlecht. Und wahrlich gibt es kaum ein Tier der heimischen Fauna, welches nicht für Bier wirbt. Seien es Bambis deutsche Anverwandte (z.B. Reh-Bräu), der stolze Hirsch (Brauerei Zwanzger, Uehlfeld), diverses Federvieh (z.B. der Schwan bei der Brauerei Prechtel in Uehlfeld), Fische aller Art wie u.a. der Hecht (Hechtbräu, Pappenheim), natürlich der stolze Adler (Brauerei Adler, Stettfeld, z. B.), auch Bär (Schanzenbräu, Nürnberg) und Wolf (Wolfshöher) finden sich dort. Selbst ein drolliges Käuzchen darf fürs Kauzenbier werben und lange Zeit flatterte ein zierlicher Schmetterling fürs Hofer Falter-Bier. Gut, auch nicht-heimische Tiere bevölkern oder bevölkerten die fränkischen Bieretiketten. Aber eigentlich nur in Form von Löwen und anderen heraldisch wichtigen Fabeltieren, wie Drachen, Einhörnern und Greifen. Es käme ja niemand auf die Idee, seine Brauerei Nilpferd, Gürteltier oder … gar Elchbräu zu nennen, oder?

268943_224133534294577_980669_n
Nun, zumindest für die Elchbräu stimmt das nicht, denn die gibt es wirklich, wenn auch erst seit 2007. Da gründete der Gastwirt und Brauer Georg Kugler die Elchbräu in Thuisbrunn in Gräfenberg. Ein Million Euro musste er dafür investieren. Für Großrauereien eine recht überschaubare Summe. Auf dem fränkischen Land aber ein Vermögen. Das Bier soll regional sein und wird daher auch nur mit regionalen Zutaten hergestellt (Bamberger Malz, Spalter Hopfen und Wasser aus der Fränkischen Schweiz). Ob man das schmecken kann? Nun, das Brauwasser vielleicht, denn das Elchbräu Dunkel mit seinen 4,9% ist zwar ein ordentlich malzschweres Dunkles, bei dem die Röstnoten nicht zu kurz kommen. Auch die feine Hefe mag man mit ihrer Säure ein wenig erschmecken. Aber neben all dem kernigen Geschmack hat es auch etwas seidenweiches, was ich dem Brauwasser zuschreiben würde. Dass es neben einem sehr, sehr ordentlichen Geschmack auch noch optisch ansprechend aussieht (sattes dunklebraun mit einer leichten Schaumkrone und einer feinen Hefetrübung), macht das gute Gesamtbild komplett. Kein Wunder, dass das Bier 2010 einen Bierstern in Bronze in der Kategorie dinkles Kellerbier bekommen hat – zu Recht, wie ich meine!
Woher das Elchbräu nun seinen Namen hat? Da müsste man den Brauere fragen, ob zuerst der große Elchkopf neben anderen erlegten Tierchen die Wand des Gastraumes zierte und so aus dem Gasthof Seitz das Elchbräu wurde – oder umgekehrt. Ist ja auch egal, denn auch im wenig entfernten Wildpark Hundshaupten zieht der stolze Elch seine Bahnen. Also passt’s ja dann doch wieder irgendwie …