Das heutige Bier des Tages hat eine längere Vorgeschichte, aber ich versuche mich kurz zu fassen: Anfang Mai traf ich auf einem Geburtstag einen Bekannten, der mir erzählte, er habe am Tag des Bieres von der Brauerei Kaiserdom in Bamberg ein Zwickl-Bier getrunken, welches recht annehmbar gewesen sei. Er habe dort probiert, weil man in Bamberg ja keines trinken dürfe.

Wer nun nicht aus Bamberg ist, mag hier stutzen? In Bamberg kein Bamberger Bier? Die Brauerei Kaiserdom ist eigentlich in Gaustadt beheimatet – und der „echt“ Bamberger Biertrinker und das Kaiserdom-Bier sind sich recht spinnefeind. Ich erinnere mich noch daran, wie ich in jungen Jahren und recht neu in Bamberg einmal in einem Getränkemarkt nach eben jenem Bier fragte. Ich war auf ein fränkisch-charmantes „Hammä nedd!“ gefasst, nicht aber auf eine Schimpftirade! „Dös könna die in Gaustadt saufn, des is doch ka Biä!“, echauffierte sich der rumpelstilzchen-große Blaumann mit Cord-Hut. Besser hätte es ein Pelzig auch nicht gekonnt. Ob die Wasserqualität nun wirklich zweifelhaft sei, ist eigentlich egal. Um die 250000hl/Jahr sind einfach Industriebier und deshalb wird es in Bamberg nicht getrunken. Da mag der Kaiserdom-Bus so oft werbewirksam am ZOB stehen, wie er mag. Und selbst wenn die Kaiserdom die sonst so schicke Rathausschänke inmitten der Altstadt beliefert, so sitzen dort doch eher Touristen und Bier-Ignoranten. In kaum einem Getränkemarkt steht die Marke Kaiserdom, höchstens als Brauerei-eigene Billigmarke Bamberger Bürgerbräu für unter 8 € oder als Alkoholfreies Prostel.

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Das kann so nicht angehen, dachte sich wohl das Marketing und startet jetzt gerade einen neuen Versuch, den Bamberger Biermarkt zu erobern. In Rewe-Getränkemärkten steht seit Kurzem das Sortiment der „Braumanufactur Alt-Bamberg“. Kaiserdom steht nirgendwo auf den Flaschen und Kästen. Auch die Homepage www.alt-bamberg.com, die noch im Aufbau ist, gibt den Hersteller nicht preis. In einigen Rewe-Märkten ist sogar der Name Kaiserdom an der Auspreisung überklebt oder geschwärzt.

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Bier mit Alt-Bamberg im Namen kennt man aber – und zwar als Kaiserdom oder als Bürgerbräu. Und das Wappen auf den Kästen ist das Wappen der Familie Wörner, Inhaber der … Kaiserdom. Klar, bei dem schlechten Image, das das Kaiserdom-Bier in Bamberg hat, wollen sie es kaum unter eigenem Namen verkaufen. Und weil die 12€ Kästen mit Alt-Bamberg neben den 8€ Kästen der als Kaiserdom bekannten „Bürgerbräu“ stehen, muss der Name Kaiserdom auf dem „Premium-Bier“ verschwinden. Witzigerweise steht in manchen Märkten das „Alt-Bamberg Dunkel“ der Bürgerbräu neben dem viel teureren „Alt-Bamberg Dunkel“ der „Braumanufactur“.

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Um den Kunden nicht zu verwirren, hat man bei Rewe deshalb bei ersterem das „Alt“ geschwärzt. Glaubt der Kunde doch sonst noch, er bekomme das gleiche Bier (ist es nicht!) zu verschiedenen Preisen.
Was bleibt?
Ach so … das Bier!
Getestet habe ich das Zwickl und das Export. Zwei Kaiserdom-Biere im Jahr müssen reichen, finde ich. Es gibt zwar noch das Dunkle und ein Weizen, aber ob ich mich aufraffen kann, die auch noch zu kosten?

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Das Export„Alt-Bamberger Urstoff“ geheißen, darf bestenfalls als trinkbar durchgehen. Farblich ist es ohne Fehl und Tadel; und der malzige, leicht bräunlich anmutende Geruch mag ja auch noch angehen, aber sonst überzeugt es mich nicht. Malziger Antrunk, Süße hier und da, aber alles ein wenig dumpf und lasch und wenig aussagekräftig. Die 5,5% sucht man auch irgendwie vergeblich. Dafür ist es zu wässrig. Wie gesagt, man kann es trinken. Aber da hat Bamberg weitaus bessere Lager auf Lager.
Das Zwickl geht so gar nicht, finde ich. Trüb, sehr trüb liegt es im Glas, ansonsten zeigt es sich im Bernstein-Kleid. Farblich fast schon ein Weizen, wenn da mehr Schaum wäre. Die Nase schnüffelt braunes Malz und Hefe, was so in Ordnung geht, einen aber nicht auf den herben Antrunk vorbereitet. Dem folgt dann leider aber – abgesehen von Kohlensäure und ein wenig hefiger Säure – nix! Gut, irgendwo taucht hinter dem Mineralwasser-Feeling wieder der Hopfen als herber Nachklang auf. Aber alles in allem nix g’scheits!

Wie sich die Kaiserdom trotzdem so lange als eigenständige Brauerei abseits der Konzerne halten kann? Die Zauberworte heißen Contract-Brewing und Contract-Filling. Auf Wunsch entwickelt, braut und/oder füllt man ab, was Kunden weltweit so haben wollen. Das kann dann auch mal Beck’s sein – damit „warb“ man früher auf der Homepage – oder Wernersgrüner. Muss auch nicht Bier sein. Eine Dose Jim Beam kann ebenfalls Gaustadter Produktion sein. Außerdem braut man und übernimmt die Logistik auch für „zahlreiche mittelständische Unternehmen aber auch z.B. Großbrauereien“, wie die Homepage weiß. Na hoffentlich befindet sich in so manchem Seidla „Land-Bier“ nicht auch noch heimlich Kaiserdom …