Hieß es vor einigen Wochen noch fast schon jubelnd in der Zeitung, dass der Bierabsatz in Deutschland endlich mal wieder seit langem relativ stabil geblieben sei, folgt in den neuesten Nachrichten die Ernüchterung: „Die Deutschen trinken weniger Bier“ nennt es zum Beispiel das Hamburger Abendblatt und die Bildzeitung macht gleich weiter mit „So kämpfen die Brauereien um ihre Kunden“. Na was nun? Wie bei jeder Statistik ist beides richtig. Der Absatz blieb weitgehend gleich, aber nur, weil der Export kräftig zugelegt hat. 2 Prozent mehr in die EU und 10 Prozent mehr in den Rest der Welt exportierten die deutschen Brauer im letzten Jahr. Das glich den Rückgang im eigenen Land ungefähr wieder aus. Grundlage der neuen Nachrichtenflut ist die neueste Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes (Fachserie 14, Reihe 9.2.1: Absatz von Bier Dezember und Jahr 2011).

Gewinner beim Bierabsatz sind schon lange nicht mehr die leichteren Bier-Mischgetränke. Auch in diesem Jahr nahm ihr Absatz in Deutschland um 3,4% ab – am stärksten in Mecklenburg-Vorpommern um ganze 36,1%!!! Nein, heimlicher Gewinner im internen „Bierkampf“ sind die stärkeren Vollbiere, Starkbiere, Böcke und Doppelböcke. Biere mit einer Stammwürze von 14% und mehr haben im letzten Jahr von 1 953 435 Hektolitern auf 2 121 815 Hektolitern zulegen können. Biere zwischen 1 und 13% Stammwürze blieben ungefähr gleich, unter 10% Stammwürze sank der Konsum.

Wie viel Stammwürze ein Bier hat, kann man manchmal noch auf Etiketten wie denen der Brauerei Krug aus Breitenlesau finden. Dort gibt es beim Bock zum Beispiel auf dem Etikett eine für viele Biertrinker kryptische Angabe: P 16.
P 16 bedeutet, dass das Bier 16° Plato, also 16% Stammwürze besitzt. Um ein Bockbier zu sein, muss ein Bier mindestens 16°Plato aufweisen können. Für einen Doppelbock müssen es mindestens 18° sein. Über den Daumen kann man sagen, dass die Stammwürze geteilt durch drei plus noch ein wenig was den Alkoholgehalt ergibt. Der Zucker im Bier wird zu je einem Drittel in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt undein Drittel bleibt Restzucker. Allerdings arbeitet jede Hefe anders, weshalb die Drittel-Regel nur so eine Richtschnur ist.

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Beim Bockbier vom Krug bedeutet das, dass die Steuerklasse 16 einen Alkoholgehalt von 6,8% ergibt. Was weder das statistische Bundesamt noch die Stammwürze verraten sind Farbe und Geruch des Bocks: Altgolden und gemütlich liegt er im Glas und betört mit einem leicht würzigen Geruch. Genug der Theorie, der Geschmack eines Bieres muss überzeugen. Der Bock vom Krug ist ein malzwürziger Bock mit leichten Röstanteilen. Da halten sich malzige Süße und Herbe die Waage. Zwischendrin spielen einem die leichten Röstanklänge um die Zunge. Leckerer Bock mit nur einem Manko: Er könnte eine kleine Spur mehr Spritzigkeit vertragen, finde ich. Aber gut: Da der Alkoholgehalt höher ist und die Restsüße nicht ganz wegfällt, muss es halt weniger Kohlensäure geben. Damit kann man leben – wenn man noch einen Krug-Bock bekommt. Wenn nicht, lohnt es sich auf die nächste Bockbier-Saison zu warten.

In seiner Steuerklasse P16 ist der Bock vom Krug übrigens in guter Gesellschaft: Um knapp 40.000 hl nahm der Konsum an deren Bieren im Vergleich zu 2010 zu. Noch stärker z. B. in der Klasse P17 (um ca. 120.000hl). Die Tabelle des Statistischen Bundesamtes geht übrigens bis zur Steuerklasse „35 und darüber“. Und selbst in dieser Klasse stieg der Absatz. Die Starkbiere sind im Kommen – und wir Franken sind auf diesem Feld gut aufgestellt.