Von der heutigen „Brauerei“ gibt es Gott sei Dank mehr als ein Bier, denn zu dieser „Brauerei“ gibt es so viele Geschichten, dass es für einen Eintrag beim Bier des Tages einfach zu viel wäre. Wobei wir beim Begriff „Brauerei“ gleich mal bei der ersten Geschichte wären. Unter einer „Brauerei“ stellt man sich ja einen Betrieb vor, in dem Bier produziert wird, der also eine eigene Brauanlage besitzt. Das mag eine romantische Vorstellung sein, sie entspricht aber immer seltener der Realität. Der Duden z. B. definiert eine Brauerei als Gewerbebetrieb zur Herstellung von Bier. Da wäre eine eigene Brauanlage nicht mehr nötig. Das Bier kann man dann auch in der Brauerei einer anderen Brauerei brauen lassen.
So sieht man es auch bei der Bayreuther Mohren Bräu. Die „rechtfertigt“ ihren Status als Brauerei auf ihrer Homepage so: „Da das Unternehmen ‚Mohren Bräu‘ seinen Geschäftssitz in Bayreuth hat und der Geschäftsbereich vorrangig aus Bierherstellung und Bierverkauf besteht besitzen wir das Recht uns als eine echte Bayreuther Brauerei zu betitulieren.“ Die Biere werden im Lohnbrauverfahren beim Göller in Zeil/Main hergestellt und abgefüllt. Das kann man so zwar nicht auf der Homepage lesen, aber dafür auf den Etiketten. Das ist zwar schön und gut, widerspricht aber irgendwie meinem zu Beginn formulierten, vielleicht recht romantischen Verständnis einer Brauerei.
Trotzdem will ich beim Bayreuther Mohren Bräu mal Fünfe gerade sein lassen. Schließlich sammelt das Mohren Bräu in anderen Kategorien Pluspunkte: Zum Beispiel darin, dass das Mohren Bräu den gemeinnützigen Verein Menschenwürde e.V. finanziert. Oder dass auf den Etiketten sehr deutlich darauf hingewiesen wird, dass man die Gefahren des Alkohols nicht unterschätzen darf. Für einen Verein, der vielleicht auch durch die Folgen von Alkoholkonsum in Not geratenen Menschen hilft ein Muss und wesentlich eindringlicher als das lasche „Don’t drink and drive“-Logo auf den Fernsehbieren, das eh keiner beachtet. Oder auch einfach nur durch seinen Geschmack! Das Mohren Bräu Kupfer z. B. ist ein richtig nettes Rotbier. Seine schöne Farbe zeigt es am besten, wenn man es gegen das Licht hält.
Im Geschmack dominieren malzige Aromen, die aber nicht zu schwer daherkommen. Karamell, Botrinde, Röstaromen, ein wenig Schokolade, leicht malzfruchtige Anklänge. Da ist sozusagen für jeden was drin – außer vielleicht für die Hopfenfreunde. Aber ein Rotbier muss auch nicht so deutlich gehopft sein. Das Ganze ist wie gesagt nicht zu schwer, gefällig und … auf eine süffige Art unspektakulär. Ein durchaus ordentliches, bis in den röstmalzigen Abgang hinein süffiges Bier. Klar, es ist nicht außergewöhnlich, es „bringt die Braukunst nicht weiter“, öffnet keine Türen in neue Richtungen, ist nicht innovativ. Aber es erfüllt seinen Zweck, nämlich getrunken zu werden. Darum geht es in erster Linie: Es soll ein Bier sein, von dem man ein, zwei oder vielleicht auch drei Seidla trinken kann – und das mit gutem Gewissen. Wenn man danach sein Auto stehen lässt und auch sonst weiter „sein Leben im Griff hat“. Und wenn das Leben doch mal in arge Schieflage geraten sollte, könnte man sich an besagten Verein MenschenWürde e.V. wenden. Das ist übrigens etwas, was Brauereien früher oft ausgezeichnet hat: Sie haben sich in ihren Gemeinden engagiert, haben als oft größter Wirtschaftsbetrieb am Ort Kunst und Soziales unterstützt, ihre soziale Verantwortung wahrgenommen. In dem Punkt ist das Bayreuther Mohren Bräu vielleicht mehr „Brauerei“ als so mancher nur auf sein Bezriebsergebnis fixierter Großbetrieb!
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