schlappeseppelHerrjeh, es ist ja mittlerweile so, dass kaum eine Brauerei mehr ohne hauseigene Legende auskommt. In Aschaffenburg, besser Großostheim, erzählt man sich folgendes:
Man schreibt das Jahr 1631. König Gustav Adolf von Schweden nimmt Aschaffenburg ein. Während im Schloss Johannisburg Vorbereitungen für die königliche Hofhaltung getroffen werden, muss man feststellen: In den Fässern ist kein einziger Tropfen Bier. Mitten im Dreißigjährigen Krieg sind auch die letzten Quellen versiegt. Rasch ist ein Heermann gefunden, der die Kunst des Brauens versteht. Von höchster Stelle erhält er die Order, für Seine Majestät Bier zu brauen. Soldat Lögler, wegen seines lahmen Fußes „der schlappe Seppel“ genannt, löst seine Aufgabe meisterhaft. Das Schlappeseppel ist geboren.“ So will es die Erklärung der Brauerei auf der eigenen Homepage. Und weiterhin erfährt man, dass am „25. November 1803 [..] Kurfürst Karl Theodor von Dalberg dem Hause Schlappeseppel die Braugerechtsame `auf die Dauer der Ewigkeit´“ verlieh.


Urig, kernig, echt!

Ganz so alt sind aber weder das Bier noch die Brauerei. Letztere heißt nämlich wirklich „Eder & Heylands Brauerei“ und hat im Bereich Aschaffenburg so ziemlich alles gekauft, was es gab (Schwanenbrauerei, Großostheim; Aschaffenburger Bavaria-Brauerei; Schlossbrauerei zu Thüngen; Heylands Brauerei; Kalt-Loch-Bräu, Miltenberg). Die auf der Flasche angegebene Schlappeseppel GMBH ist deren Tochtermarke. Und auch die Aschaffenburger „Wirtschaft zum Schlappeseppel“ lässt sich eigentlich nur seit dem Jahr 1925 einwandfrei belegen. Das Schlappeseppel Special gibt es gar erst seit 1999. Aber das nette Histörchen gibt der Großostheimer Groß-Brauerei nun einen Touch Bodenständigkeit. Das kennt man aus der fränkischen Brauereilandschaft leider schon.

Aber es geht ja um die Wurst, also ums Bier. Und das begrüßt einen in einer bauchigen 0,33l Flasche mit auf Historie getrimmtem Etikett. Der Inhalt schimmert bernsteinfarben im Glas und riecht mildwürzig. Beim ersten Antrunk folgt dem malzigen Beginn ein recht hopfiges Finale, das sich aber von Schluck zu Schluck abschwächt und einer leichten Säuerlichkeit Platz macht. Malzig bleibt dieses Exportbier mit 5,6% aber weiterhin. Gut trinkbar ist es auch – persönlich würde ich sagen: nicht herausragend, aber ordentlich handwerklich gemacht. Dem ProBierClub war das Schlappeseppel Special – oder wie es die „Aschäbäschä“ liebevoll nennen „Unser Seppel‘sche“ – holder und so wurde es im Oktober 2008 zum Bier des Monats gewählt. Der Liebhaber kleiner Familienbrauereien wird einen Bogen drum herum machen. Alle anderen sollten es durchaus mal antesten.