Ich hätte mal eine Frage: Wie definiert ihr den Begriff Vielfalt bei einer Brauerei? Also was stellt ihr euch vor, wenn eine Brauerei auf ihrer Homepage von Biervielfalt spricht? Ich stelle mir unter Biervielfalt neben dem obligatorischen Pils auch ein angenehm süffiges Helles, ein in Hopfen und Malz stärker eingebrautes Dortmunder Export, ein bernsteinbraunes, sattmalziges Märzen, ein echtes Dunkles, ein helles und ein dunkles Weizen und natürlich den einen oder anderen Bock vor … Und das wäre sozusagen nur das „Minimum“ an Biervielfalt einer Brauerei, denn es spricht auch nichts gegen fassgelagerte oder hopfengestopfte Spezialbiere. Das alles muss es nicht immer gleichzeitig geben, da kann auch gerne saisonale Vielfalt gemeint sein. Und wenn ein Alkoholfreies und ein Leichtbier das Sortiment „nach unten“ abrunden – warum nicht?

Würzburger Homepage

Quelle: http://www.wuerzburger-hofbraeu.de/de/whb/biervielfalt/

 

Im Sprachjargon der Würzburger Hofbräu, einer Tochter der Kulmbacher Brauerei AG heißt Vielfalt: Pils, leichtes (Pils) und alkoholfreies (Pils), dazu mildes Export (also im Grunde genommen ein Helles), ein Dunkles und ein Weizen. Zumindest, wenn man auf die Homepage schaut. Das sind nominell zwar auch 6 Sorten, aber „Vielfalt“ würde ich es nicht gerade nennen. Vielleicht dann, wenn man das Keiler-Sortiment und das Trendbier Sternla mit dazu nimmt. Und vielleicht auch noch all die Biere, die zwar von der Würzburger Hofbräu kommen, aber wohlweislich nicht auf der Homepage auftauchen. Schließlich will man das Image der Premium-Produkte nicht mit dem von Billigbieren „beschädigen“.

Würzburger Leicht 1

Nun gut, jeder scheint Biervielfalt anders zu definieren. Genauso wie Begriffe wie „anspruchsvoll“ und „Genießer„. Die Biervielfalt der Würzburger Hofbräu will ja schließlich genau solche „anspruchsvolle Genießer“ ansprechen. Nun weiß ich nicht, ob ich ein „Biergenießer“ bin – ab und an würde ich mich durchaus eher als „Biertrinker“ verstehen. Aber anspruchsvoll bin ich durchaus. Ich „teste“ zwar tatsächlich jedes fränkische Bier, egal wie mies der Ruf oder wie schlecht das Bier ist, aber ich „trinke“ nicht jedes Bier. „Seelenlose Industriesude“ kommen mir nicht in den Bierkrug.

Würzburger Leicht 2

Beim „Leicht“ der Würzburger Hofbräu fällt als erstes die niedrige Stammwürze auf. Nur 7,2 % Stammwürze hat es laut Homepage – und liegt damit hart an der unteren Grenze dessen, was sich überhaupt Schankbier nennen darf. Paragraph 3 der Bierverordung legt die Untergrenze für Schankbiere bei 7 % Stammwürze fest. Darunter müsste es sich „Bier mit niedrigem Stammwürzegehalt“ nennen. Aber diese sperrige Bezeichnung für ehemalige „Einfachbiere“ bzw. „Lückenbiere“ macht sich auf dem Etikett nicht so gut, also drückt man den Wert knapp darüber. Viel Volumen darf man da dann aber nicht erwarten. Immerhin hat man ein getreidiges Stroh-Aroma in der Nase. Und das Pils-Hopfenaroma, das man zwischendrin auf der Zunge hat, ist ganz nett. Was den Körper angeht: Auch da gibt es natürlich wässrigere Leichtbiere. Aber ein vollmundiges Bier hat man trotzdem nicht im Glas. Und dann wird’s hintenraus ein wenig metallisch bitter. Oder aber man muss sagen, wenigstens wird es hintenraus „bitter“. Sonst würde es nämlich ganz langweilig wirken. Im besten Fall ein mittelmäßiger Genuss – oder bin ich da zu anspruchsvoll???