Dass ich nicht so ganz verstehe, was so manche Brauerei so treibt, habe ich gestern ja schon anklingen lassen. Deshalb bleibe ich heute mal für noch ein Bier beim Brauhaus Schweinfurt. Das hat 2010 einen neuen Geschäftsführer bekommen, der so einiges umgekrempelt hatte. Zum Beispiel wrden die Etiketten aller 0,5l-Flaschen auf ein einheitliches Desing umgestellt. Das war jetzt zwar nicht der Brüller, aber die Etiketten waren eigenständig, die Biere sofort als Brauhaus Schweinfurt-Biere erkennbar. Zudem wurden manche Biere – so scheint es – auch umbenannt. Als Ur-Dunkel passt es gut in die Corporate Identity mit Bieren wie dem Ur-Hell.
Nun gibt es aber auch das gestern besprochene Alt-Schweinfurter Dunkel. Ist jetzt „Alt-“ uriger als „Ur-„? Oder wirkt „Ur-“ altfränkischer als „Alt-„? Das Ur-Dunkel ist jedenfalls das „dunklere“ Dunkel der beiden Geschwister. Dafür ist as ebenfalls unfiltrierte Bier „schwächer“ als das Alt-Schweinfurter Dunkel. Es hat „nur“ 5,3 %.
Der Geruch des Ur-Dunkel fällt dagegen eher dezent aus. Da erwartet man sich von so einem Bier eigentlich mehr Malz, mehr Röstaromen und mehr Süße.
Vom Geschmack her ist es schwierig zu sagen, welches der beiden unfiltrierten Dunkel jetzt das bessere wäre. Im Vergleich zum Alt-Schweinfurter Dunkel zeigt es natürlich dunkle Aromen, Röstmalze, Mocca … aber eher dezent. Da gibt es brachialere oder besser gesagt barockere Dunkle. Zu den besagten Aromen gesellt sich noch eine leicht maischige Süße. Eher mild, aber nicht so schlecht. Und als Dunkles passt es durchaus ins Sortiment des Brauhauses Schweinfurt. Nur hätte ich das gestrige Bier des Tages dann vielleicht besser Alt-Schweinfurter Kellerbier genannt. Allerdings könnte das wiederum verwirren, denn bis 2011 (denke ich) hieß das Ur Dunkel ja auch Kellerbier Dunkel.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Irgendwie „stören“ sich die beiden Biere mit ihren jeweiligen Namen im Sortiment des Brauhauses, Verwechslungen sind fast vorprogrammiert. Und durch die neue Flaschenform – das Kernsortiment gibt’s in NRW, das Alt-Schweinfurter in der Euro 2 – und die für das Brauhaus Schweinfurt ungewöhnliche Etikettengestaltung wird die „gerade erst“ eingeführte Corporate Identity wieder verwischt. Ich frage mich ehrlich, ob das so klug ist, wenn man nach gerade mal zwei oder drei Jahren plötzlich mit einem neuen Markenauftritt kommt. Oder ist es eher ein „Testballon“ und wenn das Bier gut ankommt, wird die ganze Marke umgestellt? Alt-Schweinfurter Hell? Alt-Schweinfurter Pils? War der Markenauftritt in Bezug zu der industriellen Vergangenheit Schweinfurts doch nicht so glücklich? Und warum gibt es zwar zum Ur-Dunkel Informationen auf der Homepage, zum Alt Schweinfurter Dunkel jedoch nicht? Wie gesagt, alles so Punkte, die ich einfach nicht verstehe. Dabei sollte bei Brauereien Kommunikation groß geschrieben werden. Schließlich leben sie von zufriedenen Kunden.
Nachtrag: Das Brauhaus Schweinfurt ist mittlerweile geschlossen.
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