Ich bin ja an diesem Wochenende mal wieder als fränkischer Bierscout unterwegs. Am Sonntag gibt es nämlich im „dicken B“ eine Wurst & Bier-Messe. Und sind wir mal ehrlich: Bei Wurst & Bier muss ein Franke dabei sein, anders geht es doch gar nicht. Wir sind doch gefühlt die Erfinder von Wurst & Bier. Alleine die vielen Bratwurstregionen, in die Franken sich einteilen ließe. Und dann haben wir noch gar nicht angefagen, über die vielen Biere zu reden …

Allerdings sieht man das im Rest der Republik nicht so deutlich. Vor allem im nördlichen Teil ist alles, was ein wneig südlicher als der Thüringer Wald ist, schlichtweg Bayern. Oder Schwaben vielleicht. Aber alles irgendwie eins! Komisch sprechende Lederhosenträger, die vor Selbstbewusstsein strotzend schon zum Frühstück Bier mit Würsten in sich schaufeln, über deren Inhalt man aufgrund der bleichen Farbe nicht mal Mutmaßungen anstellen will. Dass sich Franken und Bayern kulturell, landschaftlich und vor allem in Sachen Wurst & Bier sehr unterscheiden, dass geht bei diesem Bayernbild vollkommen unter. Schuld daran sind aber nicht nur die weiß-blau-Fanatiker südlich der Donau. Auch hierzulande setzt so mancher Brauer und Gastronom auf Lederhosen und Dirndl, weil es so schön traditionell daherkommt. Und weil bayerisches Bier als Marke in der ganzen Welt bekannt sei, so heißt es dann.

Action

Dabei wäre so ein wenig fränkisches Selbstbewusstsein auch nicht verkehrt. Wir sind schließlich „aach a weng wer“! Und wenn es demnächst sogar einen „Daddordd“ aus Franken gibt, wird die Republik schon sehen, dass es uns gibt. Als gestandener „Frangge“ laufe ich eh meist mit dem Rechen am Revers, auf der Gürtelschnalle oder gleich in roter Weste und mit Dreispitz rum. Das ist noch keine Selbstverständlichkeit in Franken und bisweilen erntet man dafür mal einen dummen Spruch, aber das Interesse hierzulande wie auch im Ausland an der Region Franken ist gar nicht so gering, wenn es erst mal geweckt ist. Man muss es nur wecken.

Eschenbacher Frankentrunk2

Insofern gefällt es mir natürlich, wenn auf einem Bier in irgendeiner Form das Wort „Franken“ steht. Zumeist taucht das in der Form „alt-fränkisch“ bei dunklen Bieren auf. Nun bedeutet „alt-fränkisch“ gemeinhin nicht nur, dass es sich um ein Bier nach alter, fränkischer Brautradition handelt. Eigentlich bedeutet „altfränkisch“, dass etwas altmodisch oder unmodern sei. Sehen wir der Sache ins Auge, das Wort ist mehrheitlich negativ konnotiert. Dass das in Sachen Bier eine Auszeichnung sein soll, muss man allerdings den sprachlich und an Bier Interessierten Menschen erst mal beibrigen.

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Wenn auf dem Etikett aber Frankentrunk steht, dann ist die Sache schon leichter. Auch beim Eschenbacher Frankentrunk handelt es sich um ein Dunkles, das mit 5,6 % Alkohol schon mal ordentlich hinlangt. Auf dem Etikett des Frankentrunk finden sich zwei „Bierliebhaber“ in bürgerlicher Kleidung, die ich mal grob ins 19. Jahrhundert einordnen würde – eine Zeit, die für die fränkische Tracht übrigens stilprägend war.

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Der Frankentrunk selbst kommt gar nicht so altmodisch herüber wie die beiden Männer auf dem Etikett: braun in der Farbe und eher ein bisschen weniger gespundet. Die Nase erschnuppert süßliches, dunkles Malz. Das legt sich auch auf Zunge und Gaumen und paart sich dort mit Karamellaromen und fruchtigen Noten. Wer ein schweres, barockes Dunkles sucht, der wird hier nicht fündig. Da könnten die Röstaromen deutlicher hervorkommen und vor allem könnte es „schwerer“ und voluminöser sein. Für die 5,6 % Alkohol wirkt es vielleicht ein wenig dünn. Und auf die Dauer wird das Malz ein wenig „spelzig“. Aber alles in allem kann man es durchgehen lassen. Ein ordentliches Mittelfeld.

Aber um das einschätzen zu können, muss man es schon neben andere fränkische Dunkle stellen. Da geht die Bandbreite ja vom seidenweichen Dark Lager der Meinel Bräu aus Hof bis zum fast schon in seine Aromen schwülstigen Nothelfer Trunk vom Trunk in Vierzehnheiligen. Von den ganzen süffigen Dunklen aus der Fränkischen Schweiz ganz zu schweigen. Und wem das alles nicht so viel sagt, der muss nur Ausschau halten nach einem Bierverrückten mit roter Weste und Dreispitz. Ich klär euch dann schon auf. ;-)