Einen wunderschönen Tag des Bieres euch allen, auch wenn das Wetter ein wenig zu wünschen übrig lässt. Aber wer wird sich davon stören lassen? Und weil wir gerade dabei sind: Allen Georgs, Georgis, Jürgens und Jörgs, Görchla und Schorsch (und anverwandten Namensableitungen) alles Gute zum Namenstag. Schließlich ist heute ja nicht nur der Tag des Biers, sondern auch der Georgi-Tag. Oder umgekehrt. Die Verbindung zwischen Georg und dem Bier kommt übrigens darüber, dass am Georgstag 1516 jene bayerische Landordnung erlassen wurde, auf die sich – nunmehr als Reinheitsgebot tituliert – sich Brauer im ganzen Land bei ihren Produkten berufen.
Brauer im ganzen Land??? Nein, eben nicht mehr. Und da wären wir beim Punkt für den heutigen Doppeltest. Denn so, wie es auf der einen Seite die Traditionalisten gibt, die auf das Reinheitsgebot von 1516 schwören und am liebsten keinen Finger breit von ihm (bzw. von seiner modernen Auslegung mit all ihren Betriebshilfsstoffen usw.) abweichen wollen, so gibt es auf der anderen Seite auch die „Rebellen“, die inspieriert von der Biervielfalt in aller Welt auch mal Koriandersamen, Kaffeebohnen oder Orangenschalen ins Gebräu geben wollen. Hauptsache natürlich.
Weil sich jene „Rebellen“, die das Reinheitsgebot keineswegs abschaffen wollen, sondern es eher um ein Natürlichkeitsgebot für besondere Biere ergänzen möchten, sich in ihren heimischen Brauerverbänden weniger und weniger aufgehoben fühlten, gründeten sie ihren eigenen Verband, den Verband deutscher Kreativbrauer – ausgerechnet zum Tag des Bieres, der als Reinheitsgebotsgeburtstag gefeiert wird.Irgendwie ist es schon schade, dass sich bisweilen die beiden Lager – Traditionalsiten und Rebellen – so gegenüberstehen müssen. Ich finde ja, dass durchaus beides seine Berechtigung hat: Die klassischen Biere, die sich einfach nur gut trinken lassen, genausow ie die modernen ausgefallenen Biere, die einen fordern und unseren Lieblingsgetränk neue Aromenfacetten geben, die es normalerweise nicht hat. Deshalb ich will ich heute zwei Biere vorstellen: eines ganz klassisch, das Weiherer Zwickerla Dunkel von der Brauerei Kundmüller in Weiher, und daneben das Brokantie sour season von Orcabrau.
Das Weiherer Zwickerla Dunkel ist so klassisch, wie man es sich sonst eigentlich gar nicht vorstellen kann: Ein unfiltriertes Dunkles, die Zutaten sind sogar bio-zertifiziert. Und natürlich ist das Bier nach dem Reiheitsgebot gebraut: Wasser, Malz, Hopfen, Hefe.
Und was daraus gebraut wird, kann sich sehen lassen. Es het einen vollmundig, malzigen Antrunk. Das Aromenspiel geht in brotige, kernige Richtungen. Die Hefe spielt fruchtig mict hinein, was dem Bier einen vollen Charakter gibt. Die Bittere ist ausgewogen, der Charakter kernig. Um es kurz zu machen: Das Zwickerla Dunkel ist ein Bier, wie es sich der klassische Biertrinker wünscht. Und es ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass auch innerhalb des Reinheitsgebotes nicht jedes Bier gleich schmecken muss. Mit seinen 12,6 % Stammwürze und 5,4 % Alkohol, seinem dunklen Charakter und seiner dunklen Farbe läuft es schon gegen den allgemeinen Trend hin zu leichteren, helleren Bieren.
Und dann steht auf der anderen Seite das Brokantie (oder die???) von Felix vom Endt. Ein Sour-Season, ein belgischer Bierstil mit modernen Flavor-Hopfen, mit Rosmarin, Orangenschalen und Orangensaft eingebraut … Da steht der Traditionalist ein wenig ratlos da und fragt sich: Kann man das trinken? Ja, kann man! Aber man darf eben kein Bier wie das Zwickerla Dunkel erwarten. Die Säure richt man bei dem kupferfarbenen Sour-Season schon. Und man hat auch von Anfang an diesen Säureeindruck, der über das Sauermalz und die Orange kommt. Zumindest hat man den Eindruck.
Zusammen mit dem Malz, dem Rosmarin und der Orange gibt das einen interessanten Gesamteindruck. Fruchtig auf der einen Seite, Karamell auf der anderen, Süre dazu … spritzig … Wie soll man so etwas in Worte fassen??? Sehr schwierig, ganz ehrlich! Man stelle sich einfach mal einen heißen Tag vor, da gefällt die Säure und der spritzige Charakter. Wer offen für Neues ist, sollte so ein Bier unbedingt mal probieren. Wer Traditionalist ist, der wird einen großen Bogen um so ein Bier machen.
Aber wie auch immer: Egal, welches Bier ihr heute in der Hand habt, ein herzliches Prost! Denn die Hauptsache ist, dass es schmeckt!
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