So, jetzt bin ich doch tatsächlich schon wieder mal anständig verwirrt. Und schuld ist diesmal die Brauerei Kesselring aus Marktsteft in Unterfranken. Das ist jetzt zwar eine Brauerei, bei deren Sortiment ich bisher eigentlich einen ganz brauchbaren Überblick hatte, deren Biere aber nicht unbedingt immer meinen Gaumen treffen, weshalb ich da jetzt nicht regelmäßig hinschaue. Und das rächt sich dann ab und an.

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Zum Beispiel, wenn ich durch einen Bamberger Getränkemarkt streife und plötzlich so beigefarbene Bierkästen mit einem Urfränkischen Landbier Hell & Original rumstehen. Mein erster Gedanke war: Ok., da hat jemand eine Handelsmarke zusammengebastelt und versucht sie im traditionellen Euro-2-Bier-Segment zu positionieren. Vorne auf den Etiketten steht keine Brauerei. Und die erste Flasche, die ich aus den Kisten zog, hatte ihr Rückenetikett verloren. Überhaupt war die Anmutung der Kisten nicht unbedingt „high-class“. Naja, irgendwie hat mich die Farbe an die Pseudo-Holzkisten der Erdinger Urweisse erinnert … Naja, egal. Zwei Flaschen mit Rückenetikett aus den Kästen gesucht und – Aha! – es ist die Brauerei Kesselring in Marktsteft, die diese Biere braut. Klingt logisch. Die Brauerei – so liest man hier und da – einen Ausstoß von 65.000 hl Bier. Da schaut man schon, was die Mitbewerber so treiben. Den Trend zur Euro-Flasche sollte man sich da nicht entgehen lassen. Bleibt die Frage: Sind die Biere neu oder werden sie nur mit anderen Etiketten in neuen Flaschen abgefüllt? Und da beginnt die Verwirrung.

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Fangen wir mal beim Urfränkischen Landbier Hell an. Das ersetzt auf der neuen Kesselring-Homepage das Hell, das ich hier schon mal besprochen hatte. Damals stand das Helle mit grünem Etikett und  4,8 % Alkohol im Bierregeal. Heute ist das Etikett immer noch grün, aber hat „satte“ 5,0 %. Also ein neues Rezept? Kann sein, aber bei der Alkoholangabe gibt es einen legalen Spielraum von 0,5 % …

img_2274Das Urfränkische Landbier Hell schmeckt … „erwartbar“. Hell, mild, vom Hopfen her getreidig, ein wenig grasig auch. Das Malz bildet einen nicht zu süßen Unterbau. Bittere hat es kaum, Tiefe allerdings auch nicht. Es ist ein typisches Helles, wie man sie momentan überall findet. Kann sein, dass es vorher auch schon so geschmeckt hat, aber so ist es eines von vielen. Was mir allerdings aufgefallen ist, war, dass es mit der Dauer einen „Brauerei-Nachgeschmack“ bekommen hat. Also so, wie es in einer Brauerei riecht, wenn der Brauer mit seiner Arbeit fertig ist. Nicht das Schlechteste, aber reißt mich jetzt nicht so vom Hocker.

img_2278Aber vielleicht kann das Dunkle, genannt Urfränkisches Landbier Original, das Ruder wieder herumreißen? Auch da fehlt auf der Homepage das „alte“ Dunkle, damals schon Urfränkisches Landbier genannt. Nur, dass es damals mit anderen Etiketten und in NRW-Flaschen daherkam. Allerdings hatte das damals schon 5,3 % Alkohol – wie heute auch.

img_2281Das Dunkle könnte das von damals sein. Der Antrunk ist – das ist mir damals schon aufgefallen – für ein dunkles Bier erstmal verhalten. Die Röstnoten schleichen sich langsam heran, wollen den Gaumen nicht so recht erstürmen. Karamell, erstaunlich wenig röstige Brotrinde, langsam aufbauende Herbe, ein nettes Bier, aber auch jetzt keine „Dunkelmalz-Keule“. Zu wenig „dunkel“ für ein Dunkles, würde ich sagen. Aber auch hier gilt. Es wird Kunden für diese Art von Dunklen geben, sonst würden sie nicht gebraut.

 

Was bleibt als Fazit? Das Dunkle hat mir im direkten Vergleich der beiden Biere besser gefallen als das Helle. Nichtsdestotrotz bespielen beide Biere die momentane Nische der Euro-2-Biere. Das Urfränkische Landbier Hell passt genau in die Riege der neuen „bayrischen Hellen“, nur dass es dediziert mehr auf fränkisches Lokalkolorit setzt. Damit gewinnt man keine Kunden in Oberbayern, aber vielleicht in Oberfranken. Das Dunkle als „Schwesterbier“ zum Hellen ist sowieso eher für den Raum zwischen Hof und Nürnberg gedacht als für die Voralpenregion. So im Doppelpack erinnern sie mich übrigens an den Doppelpack der Veldensteiner Kaiser Bräu.