Es sind mal wieder keine guten Zeiten für Bierfreunde, wenn man sich die Nachrichten anschauen muss. Zwei Schlagzeilen beherrschen das bierige Tagesgeschehen: Die Ausschreitungen Betrunkener beim „Abschiedstrinken“ zum MVV-Alkoholverbot in München, zu dessen Berichterstattung natürlich Fotos gehören, auf denen eine gröhlende Meute unter anderem auch Bierflaschen in die Höhe reckt, und die Nachricht, dass zu den Top-Innovationen für das Jahr 2012 (!!!) im Lebensmitteleinzelhandel in der Sparte Bier folgende Produkte gewählt wurden: Becks Lime, Bitburger Radler Alkoholfrei und Schöfferhofer Birne-Ingwer. Ich will mich jetzt gar nicht darüber auslassen, dass solche Produkte wenig mit Bier zu tun haben. Problematischer sehe ich, dass sich sowohl Beck’s Lime als auch Schöfferhofer Birne-Ingwer – wie Bier-Mix-Getränke allgemein – vor allem an jugendliche Käufer richten. Durch den süßeren Fruchtgeschmack soll die Herbe des Bieres „überspielt“ werden und die Konsumenten frühzeitig an Marke und Produkt gebunden werden. Besonders finde ich da Beck’s Lime, weil es den gleichen Alkoholgehalt wie ein „normales Beck’s“ (4,9%) hat.

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In solchen Zeiten regelmäßig Biere zu präsentieren und damit indirekt zu deren Konsum anzuregen, ist natürlich irgendwo ein wenig problematisch. Auf der anderen Seite sind gerade die Biere, die ich hier in letzter Zeit vorstelle, so charakterstark und geschmacklich intensiv, dass sie „als Einstiegsdroge“ kaum funktionieren. Und mal ehrlich, abgesehen von einem Bockbier-Anstich, bei dam man ein oder zwei Mal im Jahr mit „am gscheid’n Seier“ heimkommt, ist der fränkische Bierfreund ein moderater Konsument und eher ein Genießer. Also Leute, trinkt bitte maßvoll, randaliert nicht in Bus und Bahn und vor allem lasst die Finger von so komischen Mischgeschichten. Trinkt lieber mal ein anständiges Bockbierchen – von dem dafür aber eines weniger … Aber nur eines, denn die kleinen fränkischen Brauereien müssen ja auch überleben. So eine wie der Müller in Debring. Mit grade mal 1000hl/Jahr alles andere als eine Großbrauerei. Aber eine feine, wie ich finde, und eine mit einem interessanten Bockbier mit 7,6%. Damit gehört es schon fast zu den Bock-Schwergewichten. Farblich ein sattes bernstein, so dass man sich fast darüber streiten könnte, ob man es noch mit einem hellen oder schon mit einem dunklen Bock zu tun hat. Der Geruch hilft einem da auch nicht weiter: braunmalzig und leicht alkoholisch riecht er. Und er schmeckt! Der Antrunk ist sämig und zeigt einem die volle Malzbreite … und vor allem diese leicht ölige Konsistenz, die einen gemahnt, so ein Bier zu trinken, nicht zu kippen! In der ersten Halbzeit sozusagen zeigt er sich von seiner hellen Seite. Dunkler wirkt er im Abgang. Da merkt man nämlich, dass hier nicht nur helles Malz im Spiel ist. Da zeigt er seine Würzigkeit und außerdem steuert der Hopfen einer zu starken Süße entgegen. Außerdem spitzt hier und da ein Röstarömchen hervor, der Hopfen umspielt die Zungenflanken. Sowas ist unter den Böcken ein eigenständiges Bier, ein Klassiker, der nach schwerem Essen giert und am besten genau dazu gereicht und genossen wird. Kein Bier, um sich damit „zuzusaufen“ und auch keines aus den Designer-Werkstätten großer Marketingabteilungen. Ein ehrliches Stück Franken. Und darauf ein (maßvolles) Prost!