Wenn wir schon beim Thema Weizen sind, dann darf der Weizenbock als die Königin (oder der König) unter den Weizenbieren nicht fehlen. So ein Weizenbock ist in mehrerlei Hinsicht interessant. Bei dem Bierstil lässt sich schön mit dem Malz und der Stammwürze spielen. Wer will, kann dem Bier einenwirklich „fetten“ Charakter geben. Dazu kommt die Hefe, die schön bananige Aromen ins Bier zaubern kann. Und dann darf man sich auch beim Weizenbock in Sachen Hopfen und Hopfenstopfen austoben. Georg VI. Schneider macht das ja in schöner Regelmäßigkeit mit seiner TapX-Serie vor. Aber er ist bei weitem nicht der einzige.
Im kleinen Markt Uehlfeld braut Christian Zwanzger nämlich auch im monatlichen Wechsel Sonderbiere. Die entstehen nicht im „großen Sudhaus“, sondern eher in hobbybrauergröße nebendran. Auch das ist so ein Effekt des Craftbeer-Booms. Immer mehr Brauer stellen sich neben ihre große Brauanlage einen 50- bis 100-Liter Topf auf einen Gasbrenner und experimentieren. Eigentlich könnte man sagen, sie „installieren sich eine Versuchsbrauerei“. Ging es in den letzten geschätzt) 50 Jahren vor allem um die Prozessoptimierung und die technische „Verfeinerung“ bewährter Bierstile – also darum, wie man noch besser filtrieren, noch längere Haltbarkeit garantieren und noch günstiger produzieren kann –, wirkt es jetzt fast ein wenig so, als hätte die Branche wieder Lust auf Neues, auf neue Sorten, neue Malze, neue Hopfen … Ich mag mich täuschen, aber es kommt mir so vor. Und schlecht ist das sicher nicht …
So ein Monatsbier der Brauerei Zwanzger ist (oder war, es gibt ihn wahrscheinlich nicht mehr) der Weizenbock mit dem Namen „Bock auf Vic“ – womit keine ominöse Frau namens Victoria, sondern der neue australische Hopfen Vic Secret gemeint ist. Der ist in dem Weizenbock übrigens nicht alleine. Ihm stehen noch der slowenische Hopfen Celeia und der Craftbeer-Klassiker Amarillo aus den USA zur Seite. Klar, dass s#o ein Bier nicht mehr wie ein klassischer Weizenbock wirkt. Denn für einen Weizenbock kommt er fast ein wenig herb daher. Aber was heißt Weizenbock? Zum vergären kam ja keine klassische Weizenhefe zum Einsatz, sondern die Ale-Hefe schlechthin, die gute alte Nottingham Ale, von Hobbybrauern kurz Notti genannt. Also mehr ein Pale Ale? Eher dazwischen. Vom Pale Ale hat es den dominanten Hopfen, die kräuterigen Noten und das Pinienaroma. Und eben auch die Bittere. gerade nach hinten heraus ist es für einen Weizenbock verdammt hopfig. Auf der anderen Seite ist es für einen Weizenbock recht „weich“ im trunk und Mundgefühl. Vor allem, wenn man mehr von der Hefe im Glas hat. Dann wird auch das Hopfenaroma blumiger. Für mich ist „Bock auf Vic“ jedenfalls ein cooler Weizenbock/Pale Ale-Hybrid. Und er zeigt, was man aus „angestaubten“ Sorten mit Feuer und Lust am Experimentieren machen kann. Nicht nur bei den etablerten Craftbeer-Größen, sondern auch auf dem Land.
P.S.: Die Zwanzger Monatsbiere findet man nur äußerst selten in Getränkeläden. Und das hat seinen Grund. da sie nicht weiter behandelt werden, gibt sie Christian Zwanzger nur an solche Läden ab, die sie entsprechend gekühlt und dunkel lagern. Artgerechte Bierhaltung sozusagen. Wer das nicht garantieren kann oder will, bekommt die seltenen Schätzchen nicht. Macht nichts, Uehlfeld ist nicht aus der Welt. Da kann man zur Not auch mal hinfahren. es lohnt sich auf alle Fälle.
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