Als ich einem Freund vor Kurzem diese Seite gezeigt hatte, hatte er sich ein wenig gewundert. Ober-, Mittel- und Unterfranken als fränkische Bierregionen könne er ja nachvollziehen, aber was sei der “Reichskreis“??? Zugegeben, der Begriff klingt ein wenig “sonderbar”, um nicht zu sagen: Er hat ein “Geschmäckle”. Wörter mit dem Begriff “Reichs-” vorneweg kennt man zumeist aus der dunkelsten deutschen Vergangenheit. Damit hat der fränkische Reichskreis aber Gottlob nichts zu tun. Schließlich wurde der Reichskreis schon im Jahr 1500, also während des Heiligen Römischen Reiches von König Maximilian I., gegründet und bestand, so lange es ein “eigenständiges” Franken gab.
Allerdings hat der fränkische Reichskreis mit den “Urfranken”, den Kühnen und Freien recht wenig zu tun. Denn in spätrömischen Karten wird “Francia”, das Land der Franken, nördlich des Mains und westlich des Rheins verzeichnet. Aber egal, ob nun Salfranken oder Rheinfranken – so wie auf dem Etikett des 1807 Original der Franken Bräu aus Riedbach darf man sich die alten Franken nicht vorstellen. Zwar ist die in Fell gewandete Figur mit Bart, wallendem Haar und Flügelhelm, die da einen kräftigen Schluck aus dem Trinkhorn nimmt, immer noch das Urbild eines freien und kühnen Germanen. Doch die Franken der Spätantike sollen dagegen zumindest ein wenig kultivierter gewesen sein. Gaius Sollius Modestus Sidonius Apollinaris berichtet im 5. Jahrhundert nach Christus über die Franken: “Ihre Füße waren bis zu den Knöcheln in Schuhe aus Fell geschnürt, ihre Waden unbedeckt, darüber eine bunte eng anliegende Kleidung. Ihre grünen Mäntel trugen dunkelrote Borten; ihre Schwerter hingen in Wehrgehängen von den Schultern herab und drückten gegen die Taille, von einem Ledergürtel umschlungen der mit Nägeln verziert war.” Und über Bart- und Haartracht wusste er zu sagen: “ihre Gesichter [sind] glatt rasiert, anstelle von Bärten tragen sie dünne Schnurrbärte die sie mit einem Kamm pflegen.”
Da liegt die Riedbacher Franken Bräu mit ihrem “Franken” optisch weit daneben. Doch spiegelt der auch mehr die Sicht des beginnenden 20. Jahrhunderts auf unsere Vorfahren wider. Seit 1904 ziert der Bier trinkende Germane die Riedbacher Franken Bräu. Und an deren Gründungsjahr 1807 soll das heutige Bier des Tages, das 1807 Original, erinnern. Zur 200-Jahr-Feier wurde es eingebraut – und es gibt das Bier auch darüber hinaus noch. Leider findet es sich nicht auf der Homepage der Brauerei. Denn das helle Festbier mit 4,9 % Alkohol muss sich nicht verstecken. Altgolden in der Farbe und mit einem Aroma, das schon beim Riechen “süffig” ist. Wirklich: Dieses Bier macht richtig Lust auf den ersten Schluck. Und den zweiten. Da kann man den Germanen mit seinem recht großen Trinkhorn schon verstehen. Absetzen kann man so ein Horn ja nicht, das muss sofort ausgetrunken werden. Das ließe sich mit dem 1807 Original genauso machen. Der Antrunk ist schon mal recht würzig, dann wird es ein wenig milder, schlanker, der Abgang ist leicht herb, der Nachhall angenehm “grainy” …
Das ist alles andere als unsüffig, da wiederhole ich mich gerne. Ein durch und durch gut würziges helles Bier. Jedenfalls ist es ganz egal, woher und wie wir Franken uns heutzutage “herleiten”. Was uns heute verbindet, sind solche Biere. Und die schmecken heute auch ohne Flügehelm …
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