Franken ist reich an an pittoresken Städtchen – ach was, sogar überreich. Fachwerkromantik, reich geschmückte Kirchen und Klöster, hier und da ein Schloss oder eine Residenz und eine vollständige Stadtmauer – so könnte man den „Masterplan“ des fränkischen Kleinods knapp umreißen. Und dann darf man natürlich die ortsansässige Brauerei nicht vergessen.

Nur eines von vielen Highlights in Dinkelsbühl: das St. Georgs-Münster.

Nur eines von vielen Highlights in Dinkelsbühl: das St. Georgs-Münster.

Eines dieser Städtchen, die so romantisch sind, dass man sie für eine Fimkulisse halten möchte, ist die große Kreisstadt Dinkelsbühl. Wobei „groß“ nicht unbedingt wörtlich zu nehmen ist. Mit knapp 12.000 Einwohnern ist Dinkelsbühl alles andere als „urban“. Wem Rothenburg ob der Tauber zu überlaufen ist, der findet in Dinkelsbühl eine mehr als nur lohnende Alternative. Man kann durch den fast komplett erhaltenen spätmittelalterlichen Stadtkern wandeln oder die Stadtmauer entlangflanieren. Und man kann genießen …

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Mein Tipp für Dinkelsbühl wäre Weib’s Brauhaus in der Unteren Schmiedgasse 13. Seit 1999 wird die Gasthausbrauerei wird von der Braumeisterin Melanie Gehring geführt. Mit der Braumeisterin steht übrigens schon die 4. Generation am Sudkessel. Die Geschichte der Braumeister aus der Famile Gehring in Dinkelsbühl beginnt 1910 als Eduard Gehring  in Dinkelsbühl die Brauerei Hecht kauft. Die befand sich ca. 25 Meter neben dem heutigen Weib’s Brauhaus. Durch die Fusion mit den Brauereien „Zum rothen Ochsen“ und „Zum braunen Hirschen“ entsteht das Brauhaus Dinkelsbühl. Mit Klaus und Kurt Gehring brauten dort zwei weitere Braumeister aus der Familie. 1977 wurde das Brauhaus Dinkelsbühl an die Tucher verpachtet. Tucher braut übrigens heute noch das Kieser unter dem Markennamen Brauhaus Dinkelsbühl. 1999 eröffnete Mealnie Gehring dann Weib’s Brauhaus, neben der Brauerei Hauff die zweite Dinkelsbühler Brauerei. Der Name spielt nicht ohne Selbstironie darauf an, dass hier eine Frau braut. Auch die Hexe im Brauerei-Logo spielt darauf an. Heute sind Braumeisterinnen ja durchaus nicht mehr ungewöhnlich, aber 1987, als Melanie Gehring in Weihenstephan studierte, war das noch anders.

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In Weib’s Brauhaus sitzt man – so, wie es sich für eine Gasthausbrauerei gehört – direkt in der Brauerei. Den Sudkessel zur Rechten, der „Gärkeller“ gleich nebenan, nur durch ein Fenster vom Gastraum getrennt, von nahezu überall aus hat man Sicht auf irgendeinen Teil des Brauprozesses. Es gibt zwei Standardbiere , ein Helles und ein Weizen. Das Helle ist eigentlich ein bernsteinfarbenes Kellerbier. Wer da ein klassisches, klares Helles „nach bayerischer Brauart“ erwartet, so wie sie im Moment überall gebraut werden, dürfte sich die Augen reiben. Vom Aroma her ist es schön malzig, leicht nussig und schön süffig. Karamellnoten und Hefearomen runden das Ganze ab. Das passt ideal zum „Frankenschnitzel“, das mit Kren überzogen wird. Die fränkisch-schwäbische Küche im Weib’s Brauhaus verdient eigentlich eine gesonderte Betrachtung. Ein Crossover-Mix, der schmeckt!

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Dass das helle Weizen honigbraun ist, ist durchaus üblich. Auch das gefällt mir, es ist schön hefig, mit seinen Karamell- und Malzaromen fast schon „gemütlich“, wäre es nicht fein moussierend. Dazu noch ein Touch Nelke und eine feine Säure. Das läuft von Schluck zu Schluck besser.

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Wie gesagt, ein Abstecher in Weib’s Brauhaus lohnt sich, wenn man in Dinkelsbühl ist. Und Dinkelsbühl lohnt sich sowieso.