Ok. Jetzt ist es erstmal wieder gut mit den Rauchbieren, obewohl ich weiß, dass noch so viele ungetestet sind. Aber mal ehrlich, nach dieser Reihe Rauchbier muss mal wieder was leichtes, einfaches die Kehle runterfließen. Ein Helles zum Beispiel. Mit einem Hellen macht man ja schließlich nichts verkehrt, oder?
Das ist die beste Gelegenheit, sich mal einem Bier zu widmen, dass ich lange umgangen habe – mal wieder auf Grund seiner Aufmachung. Denn das Bayreuther Hell ist so ein Bier, bei dem man zwei Mal aufs Etikett schauen muss. Das Logo mit den zwei Rücken an Rücken stehenden B mit Krone darüber schaut schon verdammt nach dem HB des Hofbräu aus. Und die Farbe der hellblauen Kästen erinnert schwer an die des Tegernseer Brauhauses. Wer das Bier des Tegernseer Brauhauses nicht kennt, dem sei verraten, dass das das erste Bier seit langem ist, das den Kult-Status des Augustiners in München brechen konnte. Die haben übrigens auch die Buchstaben H, T und B in ihrem Logo. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Und sowas kopiert man nun in Bayreuth?

296619_265668040141126_20089477_nUrheber des Ganzen ist die Bayreuther Brauerei AG, die die historische Marke Bayreuther Brauhaus wieder aufleben lässt – und zwar auf sehr, sehr bayerische Art und Weise. Verantwortlich dafür zeichnet die Werbeagebtur Riegg & Partner aus Neudrossenfeld. Diese Bayerntümelei ist jetzt nicht nur mein Eindruck. Auf der Homepage von Riegg & Partner heißt es dazu klipp und klar: „Unter dem geschützten, früheren Markenlogo (BB) ist eine eigenständige Retro-Leitmarke Bayreuther Brauhaus entstanden – in der Tradition der klassischen, südbayerischen »Hellen« und deren Tonalität. “ Host mi?

Und dieser Bayerntümelei wegen habe ich bisher einen Bogen um das Bier gemacht. Aber, ach, es hilft ja nichts. Wenn dich jeder auf das Bier anspricht, muss man es doch mal testen. Mit 4,8% ist es recht gefällig, farblich hell und mit einem leicht hellbierigen Geruch, der so vollkommen in Ordnung geht. Im Glas macht es schon eine nicht so verkehrte Figur, auf der Zunge noch weniger: Süßmalzig ist es, die Hopfenbittere ist sehr dezent eingesetzt, dazu kommt noch ein wenig Säure und das alles ist nett und unaufregend einfach hell abgestimmt. Sowas lässt sich nicht schlecht trinken und ehrlich, ich würde das vielleicht sogar häufiger tun, wenn es nicht so altbacken altbayerisch wäre.

Wobei, vielleicht ist das ja gar kein guttenberg’scher Kopierwahn und die BrauereiAG mit der dahinter stehenden Bayreuther Maisel haben da einen genialen Coup gelandet? Schließlich hat es das Tegernseer Brauhaus mit genau diesen Stilmitteln in die Szenekneipen Münchens geschafft. Wer weiß, vielleicht folgt nun das Bayreuther Hell, bei dem viele sicher in bester Freud’scher Fehlleistung Bayerisch Hell lesen werden. Eine fränkische Bierinvasion unterwandert Oberbayern? Ich sollte bei meinem nächsten Besuch im Münchner Speckgürtel ein paar Kisten Bayreuther Hell mitnehmen und unters Volk bringen. Wer weiß, vielleicht funktioniert’s?