Heute am Dreikönigstag ist sowas wie der inoffizielle Höhepunkt der ganzen Winter-Starkbiersaison: das Stärk-Antrinken. Wer es gestern Abend noch nicht gemacht hat, begibt sich spätestens heute zu einer Brauerei oder Gastwirtschaft seiner Wahl und versucht, sich für jeden Monat des Jahres mit einem Bockbier die nötige „Kraft“ fürs neue Jahr anzutrinken. Traditionellerweise macht man das mit Freunden und/oder der eigenen Familie – aber auch dieser Bier-Brauch verkommt wie die Bockbieranstiche hier und da schon zur Besäufnis-Event mit Eintritt, guestlist und Happy Hour. So war das eigentlich nicht gedacht mit dem Dreikönigsfest, an dem Haus und Hof und alle tierischen und menschlichen Bewohner durch den kirchlichen und bierigen Segen gegen alle kommenden Gefahren gewappnet werden.
Dafür ziehen ja auch in katholischen Landen die Sternsinger – Kinder in Verkleidung der drei Könige – von Haus zu Haus und malen den Segen an alle Türen.

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„Drei Könige“ gibt es auch heute beim Bier des Tages, wenn man die kapitalen Doppelböcke mit 8% und mehr als die Könige unter den Starkbieren bezeichnen möchte. Es kommen zu euch heute also ins Haus Caspar, Melchior und Balthasar in Form von Schnupp Doppelbock, Altdrosselfeld (8,0%); Pyraser Ultra, Pyras (8,3%) und Fässla Bambergator, Bamberg (8,5%). Unter den 35 Bockbieren, die ich in dieser Wintersaison beschrieben habe und 47 seit Start dieses Projekts bilden die drei tatsächlich die Spitze – abgeshen vielleicht vom Schlenkerla Eiche mit ebenfalls 8%.
Der helle Doppelbock vom Schnupp, der einzig helle Vertreter in diesem Trio, hat eine schön goldene Farbe und erscheint mir leicht trüb zu sein. Der Geruch ist eher ausgewogen bierig mit einer leichten Spur Extra-Hopfen. Für die Zunge ist der Doppelbock ziemlich interessant: Das Malz schmeckt nicht nur hell-weich, sondern auch eine Spur würzig, weshalb ich auf eine kräftige Schippe Münchner Malz tippe. Dazu kommt ein spritziger Geschmack, den ich der verwendeten Hefe zuordnen würde, und eine Spur einer alkoholischen Note. Im Abgang zeigt er sich angenehm säuerlich. Nur der Nachhall wirkt ein wenig matt. Zusammen ergibt das eine interessante und gar nicht mal so schräge Komposition, wenn man es mag. Und bei den recht eigenständigen Schnupp-Bieren ist es halt so, dass man sie mag oder eben nicht. Das zeigen auch die gemischten Rezensionen auf anderen Bierportalen.
Nummer zwei, der Pyraser Ultra, macht eher einen auf cool als auf traditionell. Seine mittelbraune Farbe und sein malziger, röstiger und leicht fruchtiger Geruch ist dagegen alles andere als moderner Lifestyle. Geschmacklich könnte man ihn fast für den stärksten der drei Könige halten, denn im Geschmack ist sofort eine deutliche alkoholische Note schmeckbar. Der Antrunk und Körper ist sonst röstmalzig und warm, der Abgang wenig herb und ebenfalls recht angenehm, alles zusammen wirkt fast ein wenig brotig-dunkel. Ein ganz brauchbarer brauner Bock, nicht schlecht trinkbar. Die alkoholstichige Note gibt ihm Charakter, sonst wirkt er „recht normal“.
Der Platzhirsch unter den Achtendern ist der Bambergator von der Brauerei Fässla. Die braut ja immer ein paar Prozent mehr ein als der Rest in Bamberg – der Bambergator ist mit 8,5% auch Bambergs stärkster Doppelbock. Farblich ist er eher hellbraun, passt also in unser Trio. Leider hat er wenig Kohlensäure, was die Optik ein wenig trübt. Der Geruch ist leicht alkoholisch, aber bei dem Alkoholgehalt geht es wohl nicht mehr anders. Wie die anderen Fässla-Biere auch ist der Bambergator ein recht würziges Bier, einerseits von den Röstmalzanteilen – andererseits von der Hopfenherbe. Und dann hält der Bambergator mit seinem Alkoholgehalt natürlich auch nicht hinterm Berg. Vom Antrunk her ist das recht würzig, wird über die volle Distanz aber ein wenig anstrengend alkoholisch, wie ich finde, im Abgang dürfen Röstmalze und Hopfenherbe auch wieder mitmischen. Wie hat das ein Freund ausgedrückt: „Ja, einen kann man davon trinken …“ Aber so beliebt wie die Fässla-Biere zur Zeit in Bamberg sind, werden es wohl bei vielen Bambergern mehr als nur der eine!

Mein Favorit unter den dreien heute wäre der Doppelbock vom Schnupp, weil er so schön unverwechselbar ist und ein interessantes Geschmackspotpourri bildet. Und es geht heute ja nicht darum, sich heillos zu besaufen. Stärk‘-Antrinken soll ja ein Genuss sein, oder?