Diese Tage ist Forchheim mal wieder in der regionalen Presse mit einer interessanten Nachricht vertreten: „Forchheimer sind stolz auf Keller und Bier“ steht da z. B. auf Nordbayern.de zu lesen. So weit, so gut. Der Untertitel ist da schon viel aussgekräftiger: „Knapp 2000 Bürger haben sich an Umfrage beteiligt — Einschätzungen zum Teil realitätsfern
Aha! Die Forchheimer lieben ihre Stadt vollkommen realitätsfern und zu Unrecht? Können die Forchheimer überhaupt stolz sein auf ihre schöne alte Stadt? Nun, nachdem ich kein Forchheimer bin, maße ich mir da kein Urteil zu. Allerdings haben sie sich zu ihrer 1200-Jahr-Feier 2005 ein Festbier gegönnt. Und ob man darauf stolz sein kann, kann sich der Biertester ja mal ansehen.

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Gebraut wird es bei der Brauerei Greif und nennt sich „Capitulare“ – und das hat nichts mit kapitulieren zu tun, auch wenn es im ersten Moment so klingt.
Capitulare heißen die Vorschriften Karls des Großen – schlicht und ergreifend, weil sie in „Capitel“ eingeteilt sind. So einfach kann Geschichte sein und ebenso beeindruckend. Denn der ruhmreiche König des Frankenreichs, Carolus Magnus, ist in der Geschichte nun nicht irgendein Name. Im Capitulare über den Handel der Franken mit den Awaren und Slawen werden nun Hallstadt bei Bamberg und Forchheim z. B. erwähnt. Der Ort Forchheim stieg dabei sogar bis zur Königspfalz auf, lag es doch im Aufmarschgebiet fränkischer Truppen gegen die Sachsen und gegen die Bayern. Hach, was für Zeiten damals!
Das Etikett des Jubiläumsbieres soll an eben jene glorreichen Zeiten Forchheimer Geschichte vor dem langen Dornröschenschlaf im Schatten von Bamberg und Nürnberg durch einen Ausschnitt aus dem Capitulare erinnern. Allerdings habe ich den Namen „foracheim“ auf dem Ausschnitt nicht finden können. Wäre nett gewesen, genau den Teil der Urkunde zu nehmen. Naja, vielleicht steht der Name ja unter dem Logo der Brauerei.
Bei so einem Etikett und dem Hinweis auf 1200 Jahre Geschichte stellt man sich unweigerlich ein dunkles, schweres, malzig-unfiltriertes Bier vor, so wie es Karl der Große aus großen Humpen hätte trinken können … Und wundert sich, wenn man das Bier im Glas sieht. Kein Helles, aber mehr als ein leicht dunkleres Bernsteinbraun gibt das Bier nicht her. Grobporiger Schaum steht obenaus und ganz feines CO2 perlt nach oben. Sieht schick aus – nur nicht nach einem Bier für den großen Karl. Der Geruch geht da schon eher in die Richtung: malzig, cremig und leicht rauchig weht es einem entgegen. Nun ja, mag man sich beim Aussehen noch ein Bier wie vor 1200 Jahren wünschen, ist man beim Geschmack doch eher froh, ein „modernes“ Bier vor sich zu haben. Zu Zeiten, in denen Hopfen sich beim Bierbrauen erst langsam durchsetzte und Hefe zum Vergären vollkommen unbekannt war, kippten unsere Altvorderen alles, aber auch wirklich alles in den Sud in der Hoffnung, etwas Bierähnliches zu bekommen. Die Brauerei Greif kippte, folgt man dem eigenen Gaumen, erstmal viel Malz hinein – und das schmeckt man: kernig, karamellig, würzig … alles da, was die Mälzerei so hergibt. Dabei ist es mit seinen 5,5% auch nicht zu schwer. Hopfen ist auch dabei. Aber wie war das? Zu Zeiten Karls kannten den noch nicht alle Brauer? Das erklärt wohl den dezenten Einsatz. Mehr als die Malzwürze zu unterstreichen will, kann und soll er nicht. Was dabei herauskommt ist kernig und süffig. Kann man auf Forchheim stolz sein? Das sollen die Forchheimer selbst unter sich ausmachen. Ihr Jubiläumsbier ist ihnen jedenfalls gelungen. Und das ist doch auch schon mal etwas!