So, was hat euch der Nikolaus denn so gebracht? Also so biertechnisch? Bei mir stand neben dem Stiefel in diesem Jahr eine Flasche Five Continents der Veldensteiner Biermanufaktur. Jedes Jahr macht die Kaiser Neuhaus unter dem Label Veldensteiner Bierwerkstatt ja einen Sondersud, mittlerweile ist man bei Nummer 9 angelangt. Und dafür hat man sich ein Bier mit Hopfen aus aller Welt ausgedacht und es  Five Continents genannt.

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Wobei, bei dem Namen und der Idee klingelt’s im Köpflein. Gab es so ein Bier nicht schon einmal? Natürlich! Bernhard Hecht, der kreative Kopf aus Zimmern bei Pappenheim, hatte letztes Jahr mal ein geniales 5ContinentAle gebraut (von dem ich leider kein ordentliches Foto hatte, weshalb ich es hier nie vorstellen konnte. Shame on me!). Eine Rezension des Biers findet ihr aber hier beim Kollegen von blog-ums-bier. Bernhard hatte damals als Hopfensorten Spalter Perle (Europa), Amarillo (Amerika), Vic Secret (Australien), Sorachi Ace (Asien), Southern Star (Afrika) verbraut. Die Veldensteiner Brauwerkstatt kopiert das Konzept aber jetzt nicht einfach, sondern braut ihr Five Continents mit anderen Hopfensorten ein: Hallertauer Herkules (Europa), Ella (Australien), Tsingtao Flower (China), Southern Promise (Afrika) und Chinook (USA).

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Da sind alte Bekannte dabei genauso wie „Neulinge“. Gerade Tsingtao Flower und Southern Promise sind die beiden großen Unbekannten in dem Quintett. Tsingtao Flower soll laut Barth-Haas-Sortenblatt Aromen von Honigmelone, Cassis und Grapefruit produzieren und 90 % der chinesischen Hopfen-Anbauflächen ausmachen. Das Sortenblatt für Southern Promise lässt einen dagegen erst mal den Kopf schütteln: Grapefruit, Ingwer, Petersilie, Aprikose und Staudensellerie stehen da als mögliche Aromen für diese Mischung aus Southern Brewer und einem jugoslawischen Wildhopfen. Ok. Das Ganze wird noch von Pale Ale-Malz und einer amerikanischen Ale-hefe komplettiert und holt aus 13,4 % Stammwürze immerhin 5,8 % Alkohol. Na, dann schauen wir halt mal …

img_4257Eigentlich ist das meine Zweitverkostung dieses Bieres. Die erste war im Rahmen des letzten Bamberger Biersymposiums. Da hatte ich eine kleine Verkostungsrunde geleitet und das Bier schnitt dabei nicht so berauschend ab. Ich selbst war damals durch eine Erkältung „geschwächt“, habe also nicht so viel geschmeckt, dass ich mir ein letztgültiges Urteil erlauben mochte. in der Zwischenzeit hatten es aber auch andere Kollegen verkostet und waren dagegen voll des Lobes für das Veldensteiner Bier. Ein ähnlich uneinheitliches Bild zeichnet sich ab, wenn man die Bewertung bei untapped betrachtet. Lob hier, „geht gar nicht“ da.

img_4261Ich persönlich bin mir auch noch nicht ganz sicher, was ich von dem Bier halten soll. Die Nase ist schon sehr speziell, riecht für mich ein wenig nach … Landleben? Kräuter und Gemüse? Grüner Paprika? Gepaart mit allerlei anderem: Pinie, ein wenig Citrus … Eine echt strange Mischung. Irgendwie ungewöhnlich. Ich schiebe das jetzt mal auf den Hopfen Southern Promise.  Dessen Aromenprofil hatte mich ja von Anfang an irritiert. Sonst ist es geschmacklich jetzt nicht so schlecht, fast schon ein wenig mild für ein Pale Ale. Die Karbonisierung ist angenehem mild, der Körper nicht zu schlank und nicht zu schwer. Hier und da könnte es noch ein wenig Honignoten haben und für meinen Geschmack könnte es noch fruchtiger sein, wobei in vielen Rezensionen gerade die Fruchtigkeit gelobt wird. Ich erkläre mir diese unterschiedlichen Bewertungen mal so: Entweder der Hopfen Southern Comfort oder die Mischung aus den verwendeten Hopfen ergibt ein Aromenprofil, auf das der eine oder andere sensibel reagiert. Und wenn man sensibel darauf reagiert, schmeckt man dieses Aroma natürlich deutlicher heraus.

img_4253Als Fazit bleibt für mich: Wer das Bier noch im Getränkemarkt stehen sieht, sollte sich zuerst mal eine Flasche aufmachen, bevor er sich eine ganze Kiste davon holt. Und den Hopfen Southern Promise werde ich mal vorsorglich von der Liste meiner Lieblingshopfen streichen. Den Hopfen Southern Star mit seinen Aromen nach Birne, Rosenblüte und Orange, den sich Bernhard Hecht damals für sein 5ContinentAle ausgesucht hat, muss ich mir bei Gelegenheit auch mal besorgen. Der scheint mir die (für meinen Gaumen) bessere Wahl zu sein. Und überhaupt sollte ich mal wieder ein Hecht Bräu testen. der letzte Test liegt schon viel zu lange zurück!