Ichh abe ja schon häufiger geschrieben, dass auf dem Biermarkt so eine Art „Bajuwarismus“ grassiert. Dank dem Boom von Brauereien wie Augustiner oder Tegernseer (und was es da noch alles gibt), verkaufen sich traditionelle und auf traditionell getrimmte „Bayerische Helle“ im Moment einfach besser. Und nicht nur die. Glaubt man der einen oder anderen Werbeagentur ist die Umstellung von NRW-Flaschen auf Euro bares Geld wert. Jedenfalls sollen sich so im Moment die Umsätze steigern lassen können.

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Nun steckt aber nicht hinter jedem „Bayerisch-Bier“ so ein recht handzahmes Helles. Und nicht jedes weiß-blaue Rautenetikett folgt schlicht einem Marketingtrend. Hinter dem Erlanger Kitzmann Bayerisch Märzen steckt zum Beispiel eine ganz andere Geschichte: Dieses Bier hat tatsächlich „Tradition“, zumindest ist es kein komplett neu auf Marketingtrends hin „designetes“ Bier. Es wurde schon mal gebraut, wenn ich richtig recherchiert habe bis Anfang der Neunziger Jahre. Dann flog es für ein Viertel Jahrhundert aus dem Sortiment. Und auch, wenn sich mir als „Hardcore-Franken“ bei weiß-blauen Rauten immer ein wenig die Nackenhaare aufstellen, muss man sagen, dass es früher durchaus viele „Bayerisch-Biere“ in Franken gab. Wenn ich den abgedroschenen Satz im Hinblick auf die Übernahme Frankens durch Bayern mal zitieren darf: Es war ja auch nicht alles schlecht … Gerade für die Brauereien entstanden durch die Veränderungen des 19. Jahrhunderts viele neue Chancen. So schön die fränkische Kleinstaaterei auch war, die vielen politischen und religiösen Grenzen waren auch Handelshindernisse. Dazu kamen das Ständerechnnnt, das Gewerbefreiheit verhinderte. Und die Säkularisation führte dazu, dass ehemalige Klosterbrauereien zu wachsenden Gewerbebetrieben wurden. Mal ganz zu schweigen vom Glanz des neuen Staates und dessen südbayerischer Residenz. Das sollte natürlich auch auf die weiter entlegenen Landesteile abfärben. Wenn man so will, wiederholt sich da die Geschichte in Sachen Bier ein wenig.

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Sonst aber hat das Bayerisch Märzen vom Kitzmann nichts mit den „Augustiner-Klonen“ gemeinsam. Denn hier haben wir ein sattes dunkles Märzen mit 5,7 % Alkohol vor uns stehen. „Bayerisch Märzen“ soll auch eher den Biertyp beschreiben. Sozusagen eine Art Oktoberfestbier. Und dafür ist es eigentlich gar nicht so übel. Das bernsteinbrauen Bier ist ordentlich malzig – das fällt sogar mir auf, obwohl ich gerade erkältungsgeschwächt nicht gerade über die beste Sensorik verfüge. Ein wenig fällt einem da „Bayerisch Blockmalz“ ein, wobei es nicht so schwer wie die berühmt-berüchtigten Bonbons daherkommt. Aber bis in den Nachhall hat man ein malziges Märzen vor sich. Der Hopfen spielt eher eine untergeordnete Rolle – oder ich schmecke ihn gerade nicht so heraus. Wie gesagt: Erkältung! :-( Sagen wir es mal so, der Hopfen begleitet das Bier eher. Einzig nach hinten heraus wird das Bier ein wenig kantiger und verliert an Süffigkeit, sonst kann man es lassen. Man muss halt nur mit dem Etikett zurecht kommen. Ach ja … und was ich an einem Märzen liebe: Nach so einem Schluck und einem Moment Warten klebt es so schön auf den Lippen. Aber das hat es jetzt wieder mit den besagten Bonbons gemeinsam. Dass es das Bier in einem Sondersud mit 220 hl überhaupt wieder gibt, ist eigentlich dem VFFB zu verdanken. Der Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur hatte nämlich in einer Art Wettbewerb zu seinem Sommerfest seine Mitglieder das Bayerisch Märzen nach dem Rezept der Brauerei nachbrauen lassen. Davon soll der Brauereichef so begeistert gewesen sein, dass er das Bier gleich neu aufgelegt hat. Auch eine interessante Geschichte!