Heute geht es mal um „Zauberei„. Denn ein gutes Bier zu brauen mag heute in vielen – vor allem großen Bierbrauereien – „fast wie von selbst“ gehen. Da werden Brauer zu Maschinenführern, die aus Schaltwarten heraus einen vollständig automatisierten Produktionsprozess „beobachten“. Aber früher war das Brauen nicht nur ein Handwerk, es war immer auch ein Glücksspiel. Zwar war „Hefe“ als lebender Organismus nicht bekannt, aber schon seit dem Mittelalter sprach es sich unter Brauern herum, dass man besser von dem Schlam, der beim Brauen übrig bleibt, etwas zum neuen Bier dazu gibt. Das 1551er Reinheitsgebot soll die „Hefe“ ja erstmals in einer landesweiten Brauordnung erwähnen. Dort wird von „Gerst, guetten hopffen“, auch von „wasser“ und „hepffen“ gesprochen – aber auch von Koriander und Lorbeer, die bei diesem Reinheitsgebot erlaubt sein sollten. Doch das Gelingen eines Sudes konnte auch eine etwaige Hefegabe nicht unbedingt garantieren. Gutes Bier braucht Hygiene und gute Rohstoffe, sonst helfen weder Glaube noch gute Geister. Deshalb gab es neben einem Segensspruch („Gott geb Glück und Segen drein“) beim Brauen auch alchimistische Symbole wie den Brauerstern, der sich aus einer Verbindung der vier Elemente ergibt. Sinngemäß sollen sich so Erde (Getreide) und Wasser durch Feuer (Kochen beim Brauprozess) verbinden, um so den „Geist“ im Bier zu erzeugen. Das Hexagramm ist aber auch ein altes Schutzsymbol gegen böse Geister, Zauberei und Hexerei.
Im ausgehenden Mittelalter dürften die Brauer damit „mit halbem Fuß auf dem Scheiterhaufen“ gestanden haben. Gerade zum Beispiel in den fränkischen Bistümern Bamberg und Würzburg wüteten so manche Fürstbischöfe als Hexenbrenner gegen alles, was ihnen nicht katholisch genug erschien. In Würzburg hat mit dem durchaus streitlustigen Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn seinen Anfang genommen. Rund 300 Hexen und Zauberer sollen unter seiner Regentschaft, die vom glühenden Bemühen um die Rekatholisierung würzburgischer Gebiete geprägt war, verbrannt worden sein. Manch einer bezeichnet Julius Echter deshalb als „Menschenschlächter“, der zur Mehrung des Ruhms und Reichtums Würzburgs Juden, Protestanten und unliebsame Weingutsbesitzer vertrieb oder hinrichten ließ. Für die anderen is er ein großer Wohltäter der Stadt. der durch seine Bauten das Stadtbild prägte, der zu den Gründervätern der Universität gezählt wird und nicht zuletzt eines der bedeutendsten Weingüter Frankens gründete.
Kein Wunder, dass die Würzburger ihren Bischof mit Statuen ehren und die Würzburger Hofbräu zum Beispiel ihr Weizen nach ihm benannt hat. Dass die Würzburger Hofbräu aus dem katholischen Würzburg mittlerweile zur Kulmbacher Brauerei AG aus dem protestantischen Kulmbach gehört, dürfte Julius Echter wenig gefallen. Da würde er sicher im Grab rotieren. Auch dass das alchemistische Hexagramm heute als Zeichen für gutes und ehrlich gebrautes Bier das Würzburger Hofbräu-Logo ziert, dürfte nicht in seinem Sinne sein. Ob ihm das Weizen geschmeckt haben dürfte, lässt sich dagegen kaum sagen. Ich schätze mal, er war eher ein „Wein-Mensch“.
Mit seinen 5,3 % Alkohol ist das hell-gelbe Weizen mit seiner schönen Schaumkrone und der sehr feinen Trübung nicht so schlecht. Es hat eine angenehme Fruchtnote, wirkt nicht zu hefig, zeigt sich allerdings auch deutlich wässrig und in seinen Aromen „reduziert“. So richtig im Gedächtnis bleibt es nicht, dafür ist es zu wenig eigenständig. Sagen wir es mal so: Es ist trinkbar, man könnte es schlimmer treffen. Früher, also so vor gefühlten 20 Jahren muss es meinem Eindruck nach besser gewesen sein. Früher im Studium hatten es Studienfreunde aus Bayern häufiger im Kühlschrank. Für ein „fränkisches Weizen“ kam das damals, als es noch kaum fränkische Weizen gab, einem Ritterschlag gleich. Heute schrammt es so gerade mal an der Langweiligkeit vorbei und bekommt grade noch mal die Kurve in Richtung Trinkbarkeit – allerdings nicht ohne Kratzer und Abstriche. Immerhin ist es nicht so übel, dass man nach drakonischen Strafen für die Brauer rufen müsste!
Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn kann’s wurst sein. Die Würzburger Hofbräu wurde nämlich erst 1643 von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gegründet – 26 Jahre nach Echters Tod. Aber da hatte sich der Wind in Würzburg schon wieder gedreht. Es gab wieder protestantische Gottesdienste und der Johann Philipp dachte sogar darüber nach, ob man die heute so kontrovers diskutierte Priesterehe in der katholischen Kirche zulassen könne. Die Verfolgung von Hexen oder Zauberern nahm damit auch ihr Ende. Zumindest von der Seite haben die Würzburger Brauer also nichts mehr zu befürchten …
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