Zuerstmal allen, die die gestrige Kolumne nicht gelesen haben, ein fröhliches und vor allem friedfertiges Weihnachtsfest.
Heute will ich ein paar Gedanken zum Thema Bier und Essen verlieren. Der erste Weihnachtsfeiertag ist ja klassisch „der Fress-Tag“ des Jahres. Was steht da nicht alles auf dem Programm: die klassische Weihnachtsgans, der traditionelle Weihnachtskarpfen, das im Winter immer beliebte Wild in Form von Reh oder Hirsch, aber auch ein feiner fränkischer Sauerbraten wird gerne gereicht und überhaupt. In der gehobenen Gastronomie gab es für eine solche Auswahl an unterschiedlichsten erlesenen Spreisen ja seit je her eine entsprechend breite Weinkarte. Unter der Rubrik Bier fand man dagegen nur ein Pils vom Fass – zumeist von einer Großbrauerei, ein Weizen und ein Alkoholfreies. Bier und gutes Essen passten nicht zusammen. Seit dem Beginn dieses Jahrtausends hat sich dieses Bild allerdings gewandelt. Biersommeliers treten auf den Plan und beraten mit ihrer Fachkenntnis bei der Wahl des richtigen Bieres zum Essen. Spitzensommeliers wie der Österreicher Karl Schiffner haben nach eigenen Angaben wohl an die 2000 verschiedene internationale Biere gekostet und sich deren Geschmnacksprofil eingeprägt. Da bin ich mit meinen gut 368 vorgestellten fränkischen Bieren ein kleines Licht. Gut, gekostet und getestet habe ich weit mehr, aber einen Sommelier darf ich mich wohl noch lange nicht nennen.
Trotzdem erlaube ich mir heute und morgen mal Empfehlungen zum Weihnachtsessen auszusprechen. Und da hätte ich für den heutigen Tag zwei, mit denen ich der Unterschiedlichkeit des deutschen Weihnachtsessens gerecht werden möchte:
Da ist einmal das Weihnachts Festbier der Brauerei Hebendanz. Das steckt im Hebendanz-typischen Kleid, diesmal nur leicht grün eingefärbt. Farblich ist es bernstein – was die Kompatibilität zu verschiedenen Speisen erhöht. Generell sagt man ja: helles Fleisch – helles Bier, dunkles Fleisch – dunkles Bier. Wobei die Art der Zubereitung natürlich eine Rolle spielt. Denn je stärker das Fleisch gebraten oder gewürzt ist, desto dunkler oder geschmacksintensiver darf auch das Bier werden. So kann zum Braten durchaus auch ein Pils passen und zum Hähnchen ein dunkles Weizen.
Das Hebendanz Weihnachts Festbier mit seinen 5,3% zeichnet sich durch einen weichen Antrunk aus, dem ein leicht malzwürzig-kerniges Mittelfeld folgt. Zum Ende hin läuft es eher wieder weich und malzig aus. Der Nachhall zeigt sich eine leichte Spur herb, vor allem ab dem zweiten. Übrigens ab dem zweiten … es ist so verdammt süffig, dass das zweite Festbier dem ersten sozusagen auf dem Fuß gefolgt ist. Denn das hebendanz Festbier ist auch so eine Art Allround-Bier. Man kann es pur trinken oder zum Essen. Und wie ich finde, würde es sich zu den Klassikern gut empfehlen. Für ein weiches Bier genau würzig genug und für ein würziges hat es das Richtige Maß an Milde. Das ist nicht spektakulär, aber einfach gut!
Das andere Bier, das ich heute vorstellen – und ein wenig empfehlen – möchte, ist ein Bockbier. Böcke sind, ähnlich wie die immer häufigeren Ales – ein wenig die heimlichen Stars der Bierszene im Moment. Lange als schädelspaltende Starkbiere mit Malzhammergeschmack für Alkoholiker verschrieen, genießen sie eine Renaissance. Das mag aber unter anderem daran liegen, dass sie nicht mehr am Stück – also gleich ein halber Liter – getrunken werden müssen. So empfiehlt der Biersommelier zum Käse am Ende des Festmahls durchaus ein kleines Schlückchen hellen Bock. Wobei dem Franken ein kleines Schlückchen sicher nicht reicht – und beim Gedanken, von einem Bock wie den Rehbock aus dem Ellertal nur 0,2l vorgesetzt zu bekommen, schüttelt’s einens chon ein wenig. Gut, mit seinen 7,1% empfiehlt es sich, zum Essen vielleicht nur einen oder zwei zu trinken. Aber auch nur des Alkohols wegen. Der malzig, fast schon liebliche Geruch stört jedenfalls nicht den Trinkgenuss. Seine leichte Schwere prädestiniert ihn für Weihnachtsgerichte wie Wild zum Beispiel. Ich finde ja, man darf am 25. nach dem Essen in ein wohlverdientes „Klöß-Koma“ fallen. Der Rehbock ist jedenfalls ein feiner dunkler Bock, der eher auf der lieblicheren Seite startet und dann eine deutlich weihnachtliche Herbe zeigt, die ihn zum Begleiter für ein Reh – warum denn auch nicht – auszeichnet. Bei uns wird’s heute jedenfalls enau das geben: Die Keule vom Reh aus dem wald trifft den Bock vom Reh aus Lohndorf. Ich verspreche mir davon ein großartiges Geschmackserlebnis auch ohne Sommelier-Diplom.
Noch keine Kommentare