Teil zwei meines Weihnachtsspecials. Und da gibt es – wie Weihnachten üblich – wieder zwei Biere als Bier des Tages zur Auswahl. Sozusagen eines für jede Gelegenheit bezw. für jede Art von Festmahl. Das erste Bier kommt aus Memmelsdorf bei Bamberg aus der Brauerei Drei Kronen. Es hört auf den schönen Namen Füst Winter. Ich weiß, an einen richtigen Winter mit Schnee und Eis und Sonnenschein ist im Moment nicht zu denken. Aber das soll einen nicht daran hindern, es sich nicht doch zuhaus mit Lebkuchen, Plätzchen und Glühwe…, nein, nicht mit Glühwein, sondern mit einem passenden Bockbier gemütlich zu machen. Und da wäre besagter Fürst Winter ein Kandidat dafür.

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An „technischen Daten“ gibt es zum Fürst Winter folgendes zu sagen: Es ist ein schön dunkles Bockbier mit 16 % Stammwürze und 6 % Alkohol. Nun ja, ein Bock kann da deutlich mehr Alkohol haben, muss er aber nicht. Stärkere Böcke haben natürlich auch mehr Volumen und „Wumms“, gehen aber auch schneller ins Blut. Und wer will denn am ersten Feiertag nach der Plätzchenorgie auf dem Sofa umkippen und einpennen? Eben!

Ich muss es gleich von vorne weg sagen: Der Fürst Winter gefällt mir. Das Bier ist angenehm cremig, vollmundig und zeigt ein schönes Spiel von Schokoladen und Mocca-Noten. Was mir außerdem gefällt, ist die Mischung aus Süße und Bittere. Das ist bei Bockbieren ja immer so ein Thema. Die einen sind viel zu süß, schmecken sozusagen wie „Bayerisch Blockmalz“, nur eben flüssig. Die anderen zeigen deutliche Bittere, bei dunklen vor allem Röstbittere. Damit steuert man zwar der Süße entgegen, Bittere bremst aber schnell auch die „Drinkability“. Da muss man den Fürst Winter loben, bzw. die beiden Brauer Isabella und Markus Mereien. Schön ausgewogen, sehr schöner Malzkörper, ein guter Begleiter für festliche Braten …

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Was beim Fürst Winter mir jetzt nicht so extrem aufgefallen ist, war der Hopfen. Da wurde Spalter Select und Perle verbraut. Und Perle bringt mich zu meinem zweiten Biertipp für heute: der Hopfendolde vom Hopfengarten Bamberg. Wer sich jetzt fragt, ob Bamberg eine neue Brauerei hat, dem sei gesagt: Nein. Eine neue Brauerei gibt es nicht. Dafür aber gibt es endlich wieder Bamberger Hopfen. Was viele Bamberger heute nicht mehr wissen: Bamberg war mal eine Hopfenstadt. Hier wurde das grüne Gold angebaut und gehandelt. So manche prachtvolle Villa in der Hainstraße war dereinst eine „Hopfenvilla“, heute noch erkennbar an den meist dreistöckigen Hopfendarren im Hinterhof.

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Und auch Hopfengärten gab es in Bamberg. Einer der ersten dürfte dem Kloster Michelsberg gehört haben. Kriege, klimatische Veränderungen und Krankheiten bei den Trauben drängten der Weinanbau in Bamberg immer weiter zurück – der Hopfen nahm nicht selten den freiwerdenden Platz ein. Mit dem Hopfenanbau und -handel stieg auch die Zahl der Brauereien, schließlich hatte man jetzt alle Rohstoffe direkt vor der Haustür. Und so wurde Bamberg statt zu einem „zweiten Würzburg“ die Bierstadt, die sie heute ist.

dsc_0360Aber ich schweife ab. Wir wollten uns ja über die Hopfedolde Limited Edition unterhalten. Das Bier wird von der Bamberger Keesmann Bräu für die Gärtnerei Emmerling in Bamberg gebraut. Kris Emmerling baut in der Zollnerstraße seit zwei Jahren wieder Hopfen an. Aber was nützt der beste Hopfen, wenn man damit kein Bier braut. Also musste ein eigenes Hopfengarten-Bier her. Als Braupartner fand sich die Brauerei Kessmann. Und im moment gibt es in limitierter Folge die Bamberger Hopfendolde. Die Grundlage für dieses Bier ist das Keesmann Herren Pils, das sieht und merkt man sofort, wenn man das Bier in der Hand hat. Außerdem schreibt das die Gärtnerei auch so auf ihrer Homepage:

Wir veredeln hier das Keesmann Pils mit unserer Perle, das Ergebnis ist ein Pils das eigentlich nicht mehr nur nach Pils schmeckt, denn es ist aromatisch und weniger bitter als erwartet.

Und damit ist fast schon alles gesagt. Wer das Keesmann Herren Pils kennt, weiß, dass es unter den fränkischen Pilsnern verdammt weit vorne liegt. Beim Geruch und beim Geschmack hat man bei der Hopfendolde einfach noch mehr Hopfen, noch mehr Aroma … Auf der anderen Seite wirkt die angenehm knackige Bittere des Herren Pils‘ bei der Hopfendolde weniger stark, weil sie in ein größeres Aromenspiel eingebunden wird. Und das ist genau der Punkt, der vielen Pilsnern, v.a. den Fernsehpilsnern fehlt. Da wird so stark am teuren Aromahopfen gespart, dass das Pils zu schlank und vor allen zu unausgewogen bitter wirkt. Wer vom Fernsehpils kommt, dem könnte die Hopfendolde zu grün, grasig und aromatisch sein.

dsc_0350Kommt man allerdings aus der Craftbeer-Ecke zu dem Bier, dann könnte man bemängeln, dass die Hopfendolde „zu wenig Wumms“ hat. Da ist man massiv gestopfte Biere mit exotischen Hopfensorten gewohnt. Und die Hopfensorte Perle ist das eben nicht. bei seinem Aromenprofil liest man auf Hopfen der Welt zwar „würzig, Zeder, Orange“, aber der Allrounder unter den deutschen Hopfen macht die Biere zumeist einfach nur fruchtiger und würziger – nicht umsonst ist es die Lieblingssorte mancher fränkischer Brauer. Und so verhält es sich auch bei der Hopfendolde. Das Bier ist rundum stimmig und ein Beispiel dafür, wie sich selbst ein Bier wie das Herren Pils noch „verbessern lässt“. Einen Punkt muss man am Ende allerdings noch anschneiden: den Preis. Wer sich so einen Sixpack Hopfendolde in den Kühlschrank stellen will, muss 14,90 € dafür hinlegen. Das ist nicht gerade wenig, dafür kann man sich – ja nach Brauerei – auch eine bis drei Kisten Bier kaufen. Aber so ein Sondersud kostet ganz schön Geld: das Brauen, das Abfüllen, die Etiketten, die Sixpacks usw wollen bezahlt sein. Das wirtschaftliche Risiko muss einkalkuliert werden. Wer es billiger will, der soll sich sein Fernsehpils kaufen. Wer sich für eine Flasche (oder einen Sixpack) Hopfendolde entscheidet, bezahlt nicht einfach nur Bier, er investiert in ein Stück lebendige Bamberger Geschichte. Wer Bier liebt, dem sollte das den einen oder anderen Euro mehr wert sein.