Wer grade nichts anderes zu tun hat, der kann ja auf nach Wien zum dortigen Craft Bier Fest. Für die einen, nennen wir sie mal Biernerds, sind ja die neuen Bierstile der sogenannten Craftbiere das Nonplusultra. Für die anderen, nennen wir sie mal Traditionalisten, gibt es nichts Schrecklicheres als Bier mit Grapefruit, Orange, Minze oder gar Mandarine schmeckt. Bier hat nach Bier zu schmecken.
So unversöhnlich stehen sich die Postitionen allerdings gar nicht gegenüber. Viele Bierliebhaber können beidem etwas abgewinnen – den tradtionell und handwerklich (vor allem auch nach Reinheitsgebot) gebrauten Pilsnern, Hellen, Dunklen usw. genauso wie den Stouts, IPAs und, und, und. Und zunehmend mehr und mehr Brauereien machen auch beides. Die Klosterbrauerei Weißenohe ist so eine Brauerei, die auf der einen Seite richtig schön traditionell ist. Wenn man den Chef fragt, dann füllt er einem sein Bier sogar noch in echte, gepichte Holzfässer ab. Auf der anderen Seite hat sich die Klosterbrauerei Weißenohe auch einen Ruf als experimentierfreudige Brauerei mit interessanten Craftbieren gemacht. So gibt es schon ewig (zumindest gefühlt) einen fassgelagerten Bock, wenn auch in gepichten Eichenholzfässern statt der vorbelegten Rotwein- oder Whiskeyfässern. Und mit den Gruit-Bieren (in der Sommer- und Wintervariante) hat man sich an die moderne Interpretation mittelalterlicher Bierstile gemacht. Und auch in Sachen Kalthopfung sind die Weißenoher schon länger unterwegs. Allerdings machen sie es eher auf ihre Art. Auf der 2013er Braukunst Live hatte ich zum Beispiel ein großzügig mit Hersbrucker Hopfen gestopftes Zwickel Pils. Dieses Jahr konnte man auf der Braukunst Live eine ganze hopfengestopfte Bier-Linie der Klosterbrauerei Weißenohe mit dem Namen Green MONKey finden. Das Motto: Drei Hopfen – ein Bier.
Grundlage für die Green MONKey-Varianten ist ein Pils. Das unterscheidet es von anderen Single-Hop-Bieren. Denn wird sonst gerne ein fruchtiges Ale als Basis genommen, das mit seinen typisch obergärigen Fruchtestern die extravagante Note der modernen Hopfensorten unterstreicht, so ist das beim Green MONKey ein wenig anders. Zwar ist auch das anständig trüb, was eine gewisse Hefearomatik mit sich bringt. Aber untergärige Hefen sind dezenter im Geschmack, produzieren gemeinhin nicht so viel an Fruchtaromen.
So lenkt beim Green Monkey Mandarina nicht viel von der Hopfenaromatik ab. Hopfengestopfte Biere legen die Messlatte in Sachen Hopfen schon ein ganzes Stück höher im vergleich zu normalen Pilsnern. Auch aromatisch gefällt so ein Hopfengestopftes Pils wie das Green MONKey Mandarina. Und das gerade, weil es nicht so „brutal gestopft“ ist. Mal ehrlich, man kann ein Bier auch mit Hopfenaromen „zuballern“, bis man nichts anderes mehr schmeckt. Haut man dann noch anständig Bittereinheiten dazu, hat man vielleicht eine explosiv-fruchtige Hopfenbombe. Aber „übertüncht“ man damit nicht zu viel? Irgendwie erinnert mich das ein wenig an die Situation in früheren Zeiten. Wenn ein Sud nicht gelungen war, würzte man ihn einfach so lange mit allem, was nicht niet- und nagelfest war, bis der Fehlgeschmack nicht mehr herausstach. Das gilt natürlich nicht für die vielen handwerklich gut gebrauten Craftbiere, die es in der deutschsprachigen Szene gibt! Gott bewahre! Viele der Brauer kenne ich persönlich und würde ohne zu zögern meine Hand für sie ins Feuer legen. Aber je „normaler“ das Hopfenstopfen wird, desto wahrscheinlicher wird „ein schwarzes Schaf“ mal auf die Idee kommen, sowas zu machen. Genauso, wie jetzt schon bei Großbrauereien die Inhalte verschiedener Tanks miteinander verschnitten werden, bis das Ergebnis zur sensorischen Vorgabe passt.
Aber beim Green MONKey Mandarina besteht die Gefahr nicht, denn irgendwie kommen alle Bausteine dieses Biers zu ihrem recht. Da ist die feine Hopfenaromatik mit der schönen, dezenten Mandarinennote. Da ist die durchaus ein wenig malzige Pilsbasis. da ist die wohldosierte Bittere. Da ist die ein wenig höhere Vollmundigkeit dank der Trubstoffe, die die eines normalen Pilsners übersteigt. Und dann sind da noch für ein Pils ordentliche 5,8 % Alkohol. Das trinkt sich für ein hopfengestopftes Craftbier verdammt lässig. Nicht so wie so manches „Brutal IPA“, von dem man vielleicht zwei oder drei Fläschchen á 0,33 trinken kann. Und natürlich bleibt es in seiner Hopfigkeit hinter vielen IPAs usw. zurück. Aber, wenn man mal auf die leisen Töne hören möchte, dann sind solche Biere wie das Green Monkey Mandarina (und natürlich auch das Hersbrucker bzw. das Polaris) eine spannende Sache.
Die Idee, Biere mit einer Sorte Hopfen zu brauen bzw. zu stopfen, kommt natürlich nicht von den Weißenohern. Wer sich in Sachen Craftbier auskennt, dem fallen natürlich sofort die Kehrwieder SHIPA (Single Hopped IPA) ein. Und gerade für die Hopfensorte Mandarina Bavaria gibt es noch etliche andere „Mandarina-Biere“. Interessant finde ich auch, dass Siggi Brockhard jun. vom Bamberger Greifenklau demnächst Varianten seines Zwickelbiers am Hahn hat, die ebenfalls jeweil mit einer Sorte gestopft wurden. Cool wäre, wenn er neben dem opfengestopften Zwickel auch das normale anbieten würde. Der Vergleich eines konventionellen Zwickels mit mehreren hopfengestopften Varianten wäre sehr aufschlussreich. Aber das übersteigt die Kapazitäten einer fränkischen Landbrauerei leider.
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