Ok., ich geb’s zu, ich habe ein weiß-blaues Problem. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein ausgesprochener Bayern-Fan. Als Franke darf ich das sein. Und ich meine das jetzt nicht unbedingt in Sachen Fußball. Da soll Bayern-Fan sein, wer mag. Immerhin spielen sie effetiv und gewinnen ziemlich oft. Da könnte man als „Glubberer“ schon manchmal neidisch werden.

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Nein, mein „weiß-blaues Problem“ betrifft eher die gegenseitige Wahrnehmung im „bayerischen Vielvölkerstaat“. Da hat man „im Norden“ schon bisweilen das Gefühl, dass man „im Süden“ ein wenig von oben herab zu uns schaut. Ich denke da eher an die „große Politik“. Immerhin habe ich echt gute Bier-Kumpels im tiefen Süden. Man hat es aber auch nicht leicht als Franke in Bayern. Selten genug findet man Erwähnung in überregionalen Medien. Als letzthin in der SZ das Münchner Tap-House besprochen wurde, war das durchaus auch für Franken interessant. Schließlich schaut mangerne mal über seinen Tellerrand. Was man allerdings lesen muss, gefällt einem als Franken deutlich weniger: „Doch wer das Aecht Schlenkerla unter den knapp 200 Bieren auf der Karte im neuen Tap-House in Haidhausen entdeckt, sollte seinem ersten Impuls unbedingt widerstehen – und etwas anderes ordern: Das Rauchbier schmeckt weniger nach Bier als nach verbrannter Wurst, die Bekanntschaft mit der Grillkohle gemacht hat.„, schreibt Thierry Backes da und fährt fort, dass „so ein Schlenkerla (5,1 Prozent Alkohol, 0,5l Liter für 4,50 Euro) ja zu geräuchertem Gammelhai aus Island [passt], aber als Feierabendbier ist es dem südbayerischen Magen nicht zu vermitteln.“ Nun kann man Rauchbier mögen oder nicht. Das steht gar nicht zur Debatte. Der Artikel in der SZ liest sich allerdings so, als ob da jemand aus München ziemlich hochnäsig über die fränkische Provinz urteilt. Der dem Artikel folgende Mailverkehr zwischen dem Autor und mir hat das Bild nicht unbedingt geändert.

Aber gerade in Sachen Bier entwickeln wir Franken ein immer stärkeres Selbstbewusstsein. Auf immer mehr Etiketten findet sich ein Hinweis auf die fränkische Heimat der Biere. Wenn einem dann ein fränkisches Bier völlig in weiß-blau gewandet und mit dem Hinweis auf ein „Bayerisches Hefe-Weizenbier“ daherkommt, schaut man als Franke schon ein wenig skeptisch. Gut, es handelt sich dabei um ein Weizenbier – und Weizenbiere – im Süden auch Weißbiere genannt – waren einstmals die Biersorte, für die der Süden berühmt war. Oder vielleicht auch noch ist. Weiß-blaue Rauten sind auf Weizenbieren auch in Franken nichts Besonderes. Da macht die Schübel Edel Weisse aus dem oberfränkischen Stadtsteinach keine Ausnahme. Eigentlich muss der bayerische Brauerbund bei so einem Etkett doch feuchte Augen bekommen … wenn nicht noch mehr.

Edel Weisse 1

Auch im Weizenglas macht die Edel Weisse keine schlechte Figur: Honigfarben, trüb un mit weißem Schaumkrönchen. So stellt man sich sicher im Rest der Republik ein bayerisches Weißbier vor. Die Nase erschnuppert die typischen Bananen-Hefennoten. Auf der Zunge kommt es dafür aber erstaunlich malzig raus. Helle Weissbiere sind ja sonst eher fruchtig. Einen ausdifferenzierten Malzkörper erwartet man sonst eher von dunklen Weizenbieren. Die Edel Weisse wirkt im ersten Moment kernig und brotig. Die Bananenaromen bleiben da eher im Hintergrund. Aber ein volles Bananenaroma und ein volles Malzaroma wären zu viel des Guten. Dafür aber fast schon Lakritz-Aromen. Woher die bei einem hellen Weizen herkommen, lässt sich nicht so leicht sagen. Typisch für ein helles Weizen ist so ein Aroma nicht unbedingt.

Schübel_Fränkisch

Eigentlich ist es ein interessantes Weizen. Aber warum setzt man bei der Brauerei Schübel farblich nur auf weiß-blau? In Sachen Kellerbier geht es bei der Brauerei Schübel ja auch „a fränkisch“ zu.  Da wäre doch „a fränkisch’s Weizen“ auch eine Idee, oder? Aber wem erzähle ich das? Wer ein „Hardcore-Franke“ ist, denkt genauso. Und dem Rest ist es wohl mehrheitlich egal. Hier geht es schließlich nur um „mein Problem.“