Irgendwie fällt mir heute nichts ein. Und jeder, dem du in der Stadt über den Weg läufst, fragt dich, was denn heute das Bier des Tages sei und ob es denn schon online sei. Und das, obwohl es grad mal Mittag ist. Aber es stimmt ja, normalerweise setze ich mich nach dem Aufstehen an den Rechner, die Kinder schlafen da noch, blinzle ein-, zwei Mal vor mich hin, schau ein paar Minuten dumm rum und dann trifft mich die Inspiration und das jeweilige Bier des Tages „schießt“ mir aus den Fingern wie ein geschütteltes Pils „auf Gushing“! Aber heute Morgen musste ich noch ein paar „Aufsätze“ korrigieren. Da war nix mit Inspiration. Und das heißt auch, dass alle, die das Bier des Tages gerne am Morgen lesen, warten müssen. Sorry, tut mir leid …
Dass es tatsächlich Leute gibt, zu deren Morgenlektüre meine launige Bierreise durch Franken gehört, habe ich erst letzthin beim Tag der Franken in Ochsenfurt wieder erfahren dürfen. Da wurde ich nämlich darauf angesprochen, als ich am kleinsten historischen Flaschenfüller der Welt“ stand, hinter dem niemand Geringerer als Georg Lechner Kauzen-Bier in schnuckelige 0,33er Bügelverschluss-Steinis füllte.
Ich habe da ja schon immer ziemlichen Respekt, wenn ich so richtige Größen unter den Bierenthusiasten treffe – Lechners Liste gehört in Bierkreisen schließlich zu den Standardwerken. Jedenfalls standen ich und die Meinen dort und natürlich habe ich mir in der prallen Sonne Ochsenfurts so einen kleinen „Appetithappen“ gegönnt. Allerdings ist das in der Hitze und aus der Flasche so schnell „verdunstet“, dass ich mir keine ordentlichen Notizen zu dem Bier machen konnte.
Macht aber nichts, denn auf einem (so kleinen Bein) kann ja bekanntlich niemand stehen, weshalb ich mir noch ein zweites Fläschchen für die Verkostung in Ruhe zu Hause mitgenommen hatte. Das Brauerbier der Kauzen Bräu aus Ochsenfurt stellt mich dabei allerdings vor eine kleine, aber nich unerhebliche Frage. Handelt es sich dabei um ein Bier aus dem bestehenden Sortiment, das nur anlässlich des Tages der Franken besonders abgefüllt wurde, – oder um einen speziellen Sud? Die 5,4 % Alkohol passen jedenfalls zu keinem weiteren Bier aus dem Kauzen-Sortiment.
Im Glas ist das Brauerbier jedenfalls schön altgolden und mit einem ordentlichen Schaumkrönchen. Da kann man nicht meckern. Wobei ich nicht glaube, dass noch viel mehr von dem Bier jemals ein anderes Glas als die braune Flasche sehen wird. Sind wir mal ehrlich, sowas ist ein klassisches Flaschenbier. Zumal es sich auch aus der Flasche recht ordentlich „süffeln“ ließ. Der Körper wirkt getreidig, das Bier eher malzig, ohne zu süß zu sein. Der Hopfen schwingt leicht grasig darüber, die Herbe ist angenehm dezent. Gut, man könnte sich natürlich mehr Charakter wünschen, vor allem bei 5,4 % Alkohol. Für ein Märzen wäre ein wenig mehr Malzkörper nicht schlecht, für ein export ein klareres Hopfenaroma und ein wenig mehr knackige Bittere … Aber was soll’s? So vor dem historischen Füller stehend und im Gespräch hat es seine Aufgabe erfüllt. Und auch zu Hause war es kein schlechtes „Trinkbier“. Und sind wir doch mal ehrlich: Neben all den bierigenn Hochgenüssen, die es gibt und die natürlich auch ich wirklich schätze, gibt es diese unaufgeregten und unaufregenden „Trinkbiere“. Die sind nicht schlecht. Im Gegenteil. Sie sind, wenn man so mag, das Fundament unserer Biertradition und -kultur. Sie zeigen die Qualität und Süffigkeit, von der Deutschlands Ruf als Biernation in der Welt heute noch zehrt. Und sie sind die idealen „Begleiter“, die zu fast jede erdenkliche Situation passen.
Nicht zuletzt deshalb werden solche „einfachen, authentischen“ Biere historischer Marken in letzter Zeit immer häufiger neu aufgelegt.
Wer weiß, ob mir das alles heute Morgen eingefallen wäre …
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