Kennt ihr die EDEKA-Werbung mit der Schwangeren, dem Kind und dem Rainer Calmund? Ich meine die hier:
Tja, ich will nun nicht Werbung für Edeka machen und den Satz „Wir lieben Lebensmittel“ pflege ich im Stillen für mich selbst immer mit dem Satz „Und warum verkauft ihr dem Rainer Calmund dann Veltins zum Grillen???“ zu kommentieren – aber soll ich euch was sagen? Es scheint so, als würden die bei EDEKA wirklich Lebensmittel lieben, bzw. ein Herz für Biere haben. Zumindest der Geschäftsführer der EDEKA-Filiale in der Mainau in Lichtenfels, Christian Werner. Der hat für besagte EDEKA-Filiale nämlich eine alte Lichtenfelser Biermarke, das Bayrisch Urbräu, wieder aufleben lassen.
Nun ist das an sich keine „Heldentat“ in Sachen fränkischer Bierkultur, aber wie er es gemacht hat, schon. Die Idee kam wohl während des Umbaus des Marktes. Die Bayerisch Urbräu aus Lichtenfels ging aus einem Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Braugasthaus hervor und wechselte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein paar Mal Besitzer und Namen. Wobei da unterscheidliche Quellen zur Brauereigeschichte verschiedene Angaben machen. Einig sind sich aber alle: Anfang der 70er Jahre übernimmt die Tucher die Lichtenfelser Brauerei und legt den Betrieb wenig später still. Die Markenrechte bleiben aber bestehen und vor allem in der Hand der Fürther Großbrauerei!
Und ab hier geht die Geschichte einen anderen Gang als den, der zu erwarten wäre. Denn normalerweise wäre der Marktleiter jetzt zur Tucher marschiert und hätte denen ein Revival der Marke vorgeschlagen. Tucher hätte – darin sind sie ja Spezialisten – ein mal wieder ein marketingtaugliches mildes Helles in Euroflaschen mit historischem Etikett gefüllt und alle wären glücklich gewesen. Und hätten wohl viel, viel Geld verdient … Nicht aber der EDEKA-Chef aus Lichtenfels. Der hat sich nämlich, als die Markenrechte ausliefen, die Rechte selbst gesichert und sich bewusst gegen eine „Großbrauerei“ entschieden. Im Gegenteil! Um dem urigen Charakter dem Bier gerecht zu werden, hat er sich für eine wirklich handwerklich arbeitende Brauerei entschieden: die Kulmbacher Kommunbräu. Und auch da hat man – darf man der Darstellung in der hiesigen Presse glauben – nicht einfach deren Bernstein als Urbräu abfüllen lassen, sondern das Bier soll eine eigene Note bekommen haben. Udn es soll dem historischen Urbräu recht nahe kommen, wie alte Lichtenfelser zu bestätigen wussten. So viel Aufwand hätte man zum Wiederbeleben einer Marke nicht treiben müssen. Da muss ich mal ein großes Lob aussprechen. Da hat zumindest dieser EDEKA beweisen, dass man Bier liebt!
Auch die Präsentation des Biers in einers tilisierten Sudpfanne gefällt mir. Gut, der Preis für die Literflasche ist mit zweieinhalb Euro inklusive Pfand ein wenig höher als bei der „Konkurrenz“ im Hintergrund. Und dann wäre der Name „Bayerisch Urbräu“ jetzt auch nicht mein Favorit. man hätte das Bier auch Bürgerbräu Lichtenfels nennen können z. B. Allerdings ist der Name Bayerisch Urbräu bei alten Lichtenfelsern noch im Gedächtnis. Und das zählt auch viel.
Aber langer Rede kurzer Sinn, wie schmeckt es denn nun, das neue alte bayerisch Urbräu? Um das zu testen, habe ich mich an besagten EDEKA-Werbespot erinnert und ein wenig Grillgut aufgelegt, um nebenher während des Grillens das Urbräu auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen. Wobei ich mal wieder was gemacht habe, was ich sonst nie mache: Ich habe die Literflasche gleich mal in einen Maßkrug gefüllt.
In Sachen Optik kann man nicht meckern. Die Farbe ist im gegenlicht fantastisch, der Schaum stabil und dicht. Der Geruch ist ein wenig malzig, aber auch würzig. Und das Bier schmeckt, wie ich es erwartet hatte, sehr gut! Wie erwartet deshalb, weil das Bernstein der Kulmbacher Kommunbräu ein gutes Bier ist. Worin sich die beiden jetzt aber genau unterscheiden kann ich nicht sagen, weil mir zum Vergleich zwischen dem „Lichtenfelser Bernstein“ und dem „Kulmbacher Bernstein“ letzteres gefehlt hatte. Aber lässt man mal die wahrscheinliche Ähnlichkeit beider Biere beiseite, dann hat man ein ordentliches Kellerbier. Malzig, kernig, aber nicht zu kantig, brotig mit ein wenig Karamell …Die Bittere setzt erst leicht verspätet ein. Mit der Zeit soll das Bier dank noch aktiver Hefe herber werden, so heißt es. Und es soll Kunden geben, die es extra ein wenig länger aufheben. Müsste ich nicht, mir hat es so geschmeckt, wie es ist. Oder, um es anders zu sagen: Zum Grillen lief es wie die Sau!
Also, lieber Herr Calmund, zum Grillen bitte das nächste Mal nicht so „luschiges“ Veltins reichen! So ein Bayerisch Urbräu macht sich zum Grillgut viel, viel besser! Und eine Literflasche schafft so ein gestandenes mannsbild doch locker, oder???
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