Es gibt ja so Phänomene im Internet, also diese Memes (ist das eigentlich der korrekte Plural?), die ich faszinierend finde. Sinnfreie Bildchen und Sprüchlein, die sich rasend schnell verbreiten. Ich weiß ja nicht, wie das die Kunsttheorie so sieht, aber ich finde, das eine oder andere ist gar nicht so sinnfrei und „blödelnd“, wie es zunächst aussieht.
Da wäre zum Beispiel der Satz, dass man guten Freunden kein Küsschen, sondern ein Bier gebe. Klar, prinzipiell soll das nur mal die Werbung von Ferrero verarschen, aber es ist schon was Wahres dran. Mit guten Freunden teilt man ein Bier, wenn sie Sorgen haben, Nöte, Ängste vielleicht auch. Oder auch, wenn sie gut drauf sind, übermütig, vielleicht sogar zu gut drauf! Dann nimmt man sie bei einem Bier beiseite und sagt ihnen nett „Komm mal wieder runter, die Welt dreht sich grade nicht nur um dich …“ Das geht auch ohne Bier, aber mit Bier sagt sich sowas einfacher, wie mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihr versteht, was ich meine.
So einen guten, wenn nicht sogar besten, Freund habe ich vor einem Jahr verloren. Keine Angst, ich will jetzt nicht sentimental werden, aber ich muss nur eben gerade daran denken. Denn bei all den hopfengestopften Böcken, Weißbieren und „Bundessieger Craftbieren“ hätte der mich sicher mal beiseite genommen und mir gezeigt, dass ein gutes Bier gar nicht so viel Aufwand braucht. Oder mir gezeigt, welche guten, aber „unauffälligen“ Biere mir noch fehlen, während ich tagelang über Industrie- und Billigbiere aus Franken geschimpft hätte. Ein Freund, mit dem ich viele Biere geteilt habe und mit dem viele Biere und Brauereien für mich verbunden sind. Wie zum Beispiel die Leinburger Brauerei Bub. Warum, das hatte ich schon mal hier geschrieben, das muss ich jetzt nicht wiederholen. Jedenfalls habe ich das Leinburger Bier durch ihn kennengelernt und muss jetzt jedesmal bei einem Leinburger Bier daran denken. Oder umgekehrt.
Weshalb ich heute über das Leinburger Goldmärzen schreiben möchte. Und darüber, dass man das Gute auch im Einfachen finden kann, wie so oft in Franken. Die Farbe ist – der Name sagt’s ja schon – golden. Und die 5,5 % sind für ein Märzen in Ordnung. Es geht noch stärker, aber das muss nicht sein. Geschmacklich ginge es sicher auch noch voluminöser, aber auch hier muss ich sagen: Muss nicht sein. Schließlich entsteht Süffigkeit durchaus duruch eine gewisse Einfachheit. Aber Einfachheit oder Schlichtheit bedeutet ja nicht Leere. Das Leinburger Goldmärzen gefällt mir jedenfalls, weil es angenehm würzig ist, nicht zu süß und vor allem schön gehopft. Wobei sich das mit dem Hopfen durchaus im Rahmen hält, denn es ist ja ein Märzen und kein helles Export. Und das Export von der Brauerei Bub ist ja ein Dunkles. Oder das Dunkle ein Export …
Aber ich schweife ab und schreibe schon wieder viel zu viel. Denn wie hätte mein Freund jetzt (wohl auch wieder bei einem Bier in der Hand) gesagt:
„Hat es dir geschmeckt?“
„Ja.“
„Dann schreib’s halt einfach so …“
Und recht hätte er damit gehabt.
In diesem Sinne ist das heutige Bier des Tages ein Toast auf all die Freunde, mit denen wir unser Bier geteilt haben, und diel vielleicht nicht mehr da sind.
To absent friends!
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