Franken ist nicht die Top-Weizenregion in Deutschland. Das sind – das muss man auch als ausgewiesener Bierfranke anerkennen – unsere südlichen Nachbarn aus Bayern. Und fränkische Weizen orientieren sich an der bayerischen Weizentradition. Das kann man an vielen kleinen und großen Hinweisen sehen. Manche sind subtil, wenn zum Beispiel die Etiketten von Weizenbieren mit verschiedenfarbigen Rauten unterlegt werden. Andere sind überdeutlich, wenn zum Beispiel auf einem Weizenetikett ein „Herzerl“ prangt, auf dem „echt bayerisch“ steht.
Gut, ich brauche sowas nicht! Ein Weizen wird nicht besser oder schlechter, weil es „bayerisch“ daherkommt. Vielleicht vertreibt die Spessart Brauerei ihr Weizen ja auch außerhalb der Grenzen des Freistaats und setzt deshalb auf diesen Hinweis. Wer weiß den schon in Hessen oder Baden-Württemberg, wo Kreuzwertheim liegt? Vielleicht soll der Hinweis auf dem Etikett auch nur ausdrücken, was auf der Homepage so steht: „echt bayerische, obergärige Spezialität“. Man braut das Weizen also so wie die Nachbarn weiter im Süden? Vielleicht war auf dem Etikett auch nur ein leerer Platz, der mit irgendwas gefüllt werden musste. Das „Weizenfeld“ alleine spricht einen ja nicht soooo an.
Sei es, wie es mag. Das Weizen von der Spessart Brauerei in Kreuzwertheim ist mit über 50 % Weizenmalz jedenfalls ein echtes Weizen. Honighell und schön trüb steht es im Glas. Die 5,5 % sind ein wenig mehr, als die meisten anderen Weizen haben. Das Aroma ist angenehm fruchtig, der Geschmack auch. Vor allem Banane hat man da auf der Zunge, aber auch Pfirsich und Hefe, viel Hefe. Die wirkt aber gottlob frisch und nicht muffig, kellerig und alt. Dazu kommt ein leichtes Nelkenaroma udn auch ein wenig Säure. Alles in allem ganz in Ordnung, wobei es nach hinten heraus tatsächlich ein wenig schwächelt. Das liegt nicht am Hefearoma, das hält schon durch. Aber der Körper kommt nicht nach. Da fehlte es für meinen Gaumen ein wenig. Nicht schlimm, denn trinkbar ist es allemal. Ein recht „normales“ Weizen, wie man es häufiger und überall finden kann. Vielleicht auch deshalb das „echt bayerisch“-Herz?!
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