Dass ich gestern geschrieben hatte, dass ein „normales Pils“ Im Vergleich zu einem hopfengestopften Pils den Kürzeren zieht, ist wenig verwunderlich. Aber auch ohne „Stopfen“ ist der Hopfen beim Pils das A und O. Man kommt also um eine genauere Betrachtung des Hopfens nicht herum. Schaut man sich den Barth Bericht 2014 an, findet man dort eine Aufstellung der Anbauflächen in Deutschland u.a. nach Hopfensorten aufgeschlüsselt.
Bei den Aromahopfen führen Perle mit 3.048 ha und Hallertauer Tradition mit 2.661 ha. Diese Anbauflächen werden nur noch von zwei Hochalphasorten übertroffen: Hallertauer Magnum (3.102 ha) und Herkules (3.086 ha). Diese vier Sorten machen 11.897 ha von insgesamt 16.849 ha Anbaufläche im ganzen Land aus. Wenn man will, kann man daraus einige Rückschlüsse ziehen:
– Dass gerade Hochalphasorten wie Magnum und Herkules die Anbauflächen landesweit dominieren ist sicher dem „Rationalitätszwang“ geschuldet, versprechen sie doch eine hohe Bitterstoffausbeute bei wenig Rohstoffeinsatz.
– All zu viel geschmackliche Variabilität darf man so vielleicht nicht erwarten. Schließlich erreichen die nachfolgenden Sorten nicht mal die 1.000 ha-Grenze, schaffen mithin vielleicht bestenfalls ein Drittel der Anbaufläche von einem der „großen Vier“.
Wenn einem also mal ein Bier mit einem anderen Hopfen über den Weg läuft, macht das einen neugierig. Beim (noch) in Schweinfurt gebrauten Büttnerbräu Premium Pilsner steht auf dem Brustetikett zum Beispiel mehr als selbstbewusst „mit Tettnanger Aromahopfen gebraut“ Und das elektrisiert mich jetzt in mehrerlei Hinsicht. Zum einen ist es ein klarer Hinweis auf einen speziellen Hopfen (Tettnanger), dessen Aromenprofil (eher blumig, würzig, ein wenig fruchtig und süßlich) man im Bier suchen kann. Zum anderen habe ich rein zufällig auch gerade ein selbstgebrautes Bier zuhause, das nur mit Tettnanger gebraut wurde – und das nicht zu knapp.
Allerdings reißt einen das Ergebnis nicht unbedingt. Der Hinweis „mit Tettnanger Aromahopfen“ gebraut lässt viele Interpretationen zu. Bei den restlichen Zutaten taucht auch Hopfenextrakt auf. Der ist bei manchen Bierliebhabern verpönt. ich selbst habe kein Problem damit, nutzt man ihn zur Einstellung des Bitterwerts z. B. Wer nicht darauf verzichten kann, bitte. Aber irgendwie beißt sich der Hinweis auf den Aromahopfen vorne mit der Angabe des Extrakts auf der Rückseite für mich.
Von der Sensorik her ist das Büttner Premium Pilsner ein ganz klassisches Pils. Im Aroma würzig-hopfig, im Geschmack schlank, gut gehopft, aber eben … in seiner Aromatik in den kräuterigen, würzigen Elementen verhaftet. Was die Bittere angeht, ist es auch im durchschnittlichen Bereich. Gut herb, aber eben nicht knackig. In Sachen Kohlensäure ist es auch gut unterwegs. Ich fand es fast schon ein wenig kohlensauer hintenraus. Aber darum soll es heute nicht gehen. Ich hatte mir das Pils ja besonders wegen seines Hopfens angeschaut. Und da fehlt mir der Biss. Ehrlich gesagt erwarte ich von einem Pils mittlerweile auch mehr fruchtige und blumige Aromen. Ich will meinen Braukollegen und mich jetzt nicht über den grünen Klee loben, aber da haben wir aus dem Tettnanger mehr herausgeholt!
Wir haben aber auch etwas anders gemacht! Laut Verband Deutscher Hopfenpflanzer werden in Deutschland pro 100 Liter Bier 100 Gramm Hopfen verwendet. Das ist ehrlich gesagt nicht viel. Und bei einem Pils sind es sicher mehr. Für unseren Tettnanger Hopfensud hatten wir aber auf 84 Liter rund 500 Gramm verwendet, 200 Gramm während des Kochens und noch einmal 300 Gramm im Whirlpool für das Aroma. Statt einem Gramm pro Liter kamen wir auf fast das Sechsfache!!! Und das schmeckt man auch. Nun muss ich auch zugeben, dass so viel Hopfen im Whirlpool sicher übertrieben waren. Bei uns Hobbybrauern hält sich der „finanzielle Schaden“ auch in Grenzen. Trotzdem würde es dem einen oder anderen Bier nicht schaden, wenn man einfach mal ein wenig mehr Hopfen sehen würde!
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