Die diesjährige Braukunst Live war ja aus fränkischer Sicht nicht ganz so interessant. Aber trotzdem gab es die eine oder andere Neuheit. Das Label St. Erhard aus Bamberg hatte zum Beispiel ein neues Bier am Start, das St. Erhard Farmer. Gebraut wird das (wohl) wie die anderen St. Erhard-Biere auch bei der Brauerei Rittmayer in Hallerndorf.
Das Farmer ist ein „Farmhouse IPA„. Nun ist ein „Farmhouse IPA“ ein Bierstil, dem man hierzulande nicht so häufig über den Weg läuft – vielleicht, wenn ich Sommelier wäre. Aber ich schätze mal, dass man selbst als Sommelier nicht unbedingt jeden Bierstil vom Geschmack her kennt. Also habe ich mal ein wenig gegoogelt und ein paar Hausbrauer-Rezepte für Farmhouse-IPAs gefunden.
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Also, wenn ich das recht verstehe, gibt es einen differenzierten Malzkörper, ordentlich Hopfen – sowohl beim Kochen als auch beim Stopfen – und eine anständige Bittere. Die Rezepte, die ich gefunden hatte, lagen zwischen 53 und über 70 IBUs. Ordentlich! Ach ja, und dann benötigt man noch eine belgische Hefe natürlich.
Und diesen Bierstil bringt St. Erhard jetzt nach Franken. Wobei das St. Erhard Farmer „anders“ ist. Den Malzkörper teilt es sich mit dem St. Erhard Saison, die beiden Biere haben sozusagen dasselbe „Mutterbier“. Wenn ich es richtig verstanden habe, bleibt der Brauprozess bis zum Lagertank identisch. Beim Farmer wird „nur“ mit anderen Hopfensorten gestopft als beim Saison. Das reicht, um den Charakter eines Biers grundlegend zu ändern. Man darf den Einfluss des Hopfens da nicht zu gering schätzen.
Beim Farmer wie auch beim Saison ist Hallertauer Tradition der „Kesselhopfen“. Gestopft wird der bernsteinbraune Sud dann mit Equinox, Vic. Secret, Mosaic und Cascade. Da sind einige „trendige“ Hopfensorten dabei. Equinox konnte man zum Beispiel auch bei der Brauerei Kehrwieder beim SHIPA Equinox testen.
Beim St. Erhard Farmer gab es die vierfache Menge an Hopfen im Vergleich zum Saison. Aber eben „nur“ im Lagertank. Da der „Koch-Hopfen“ gleich bleibt, bedeutet das, dass dem Farmer die deutliche Bittere der anderen Farmhouse IPA-Rezepte fehlt. Und das wäre vielleicht ein Kritikpunkt am St. Erhard Farmer: Man erwartet ein fruchtiges und am Ende auch knackiges Bier. Das fruchtige Hopfenaroma bekommt man durchaus: Equinox steuert eine fruchtig-süßliche grüne Paprikanote bei, Vic Secret, Cascade und Mosaic nette Tropenaromen. Zusammen mit dem Malzkörper trinkt sich das problemlos … vor allem auch, weil es an der knackigen Bittere fehlt. Das könnte man dem Bier – bei allem Verständnis für das Crossover von Saison und IPA – ankreiden. Es ist im Vergleich zu vielen Craftbieren recht brav. Das wird gerade auf Messen wie der Braukunst Live deutlich, wo sich ein IPA ans nächste reiht. Und alle viel bitterer, knackiger und in Stil, Etiketten und Namen deutlich aggressiver!
Andererseits kann das auch die Chance für das St. Erhard Farmer sein. Schließlich sind die meisten Deutschen Bitterwerte von maximal 35 Bittereinheiten gewohnt. IPAs mit über 70 Bittereinheiten überfordern oder verschrecken da viele Biertrinker. Mit einem milderen Bier kommt man vielleicht eher an neue Käuferschichten? Dann wäre der folgerichtige Schritt aber, ein nicht zu bitteres, gut malziges Bier mit einem deutlichen traditionellen Hopfenaroma zu brauen. Schließlich sind Paprikanoten und Tropenfrüchte für traditionelle Biertrinker auch recht ungewöhnlich.
Also, Christian und David, wie wäre es mit einem St. Erhard „Hopfenexport“? Untergärig, leicht golden-orangefarben, nicht zu bitter (so um die 30 IBU), aber genauso massiv mit Perle, Saphir, Tettnanger und vielleicht der Hopfenmischung Fantasia gestopft? Ich fände die Idee nicht schlecht …
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