Nach dem gestrigen „Samstags-Weizen“ lege ich heute gleich mal mit dem obligatorischen „Sonntags-Weizen“ nach. Und da habe ich mir das Hefe Weizen der Brauerei Reindler aus Jochsberg ausgesucht.
Schaut man sich das an, dann fällt einem auf dem Etikett der rote Balken mit der Aufschrift „Original Flaschengärung“ auf. In Sachen Weizen legt so mancher Biertrinker auf die Flaschengärung viel Wert. So kommentierte ein Forennutzer einen Artikel auf Spiegel Online vollkommen entrüstet so:
Weißbier gehört nicht in ein Fass, und damit auch nicht in die Schankanlage. Es gehört in die Flasche. Weißbier ist nur echt mit „original Flaschengärung“, so wie Champagner, nur dass die Hefe nicht abgezogen wird. Wer Weißbier aus dem „Fass“ – oder besser „KEG“ anbietet, dem gehört die Lizenz entzogen. Nicht nur die als Wirt, sondern vor allem die als Brauer.
In Sachen Bier kann Flaschengärung je nach Lesart zweierlei bedeuten: Zum einen kann das noch nicht komplett vergorene Bier geschlaucht werden und darf dann in der Flasche nachgären. Oder – das wäre die Variante, die Hobbybrauer zumeist verwenden – das fertig vergorene Bier wird mit unvergorener Würze aufgespeist und darf dann in der Flasche eine zweite Gärung durchmachen. Dass dürften unter bestimmten Umständen bei einem obergärigen Weizenbier auch Würze mit untergäriger Hefe sein. (Wen es interessiert, der kann sich gerne den § 22 BierStDB ansehen.) Der große Vorteil bei der Flaschengärung (wie auch immer geartet) soll übrigens eine feinere Einbindung der Kohlensäure sein. Und dann gibt es auch noch mehr Fruchtester im Vergleich zur Drucktankgärung.
Was und wie jetzt bei der Brauerei Reindler „original flaschenvergoren“ wird, verrät die Brauerei auf ihrer Homepage nicht. Aber ehrlich gesagt, vertraue ich kleineren Brauereien, die Brauerei Reindler soll nach dem Buch Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken einen Ausstoß von 6.000 hl/Jahr haben, wesentlich eher als Großbrauereien. Zumal gerade die Weizenbiere von kleineren Brauereien meist charaktervoller schmecken, wohingegen „Massenweizen“ eher dem Einheitsgeschmack folgen. So ist es auch beim Reindler Hefe Weizen. Das honigfarbene Weizen mit 12,7 % Stammwürze und 5,2 % Alkohol startet für ein Weizen nämlich recht würzig. Da fragt man sich im ersten Moment, wo die Fruchtnoten geblieben seien. Fruchtaromen entwickeln sich im Laufe des Trunkes, spielen in Richtung Cirus und Banane, vielleicht auch ein wenig Orange? Jedenfalls meint man im für ein Weizen ein wenig Herberen Abgang auch den Hopfen zu erschmecken. Zusammen mit den Nelkenaromen gibt das, wie gesagt, ein eher würziges Weizen. Wem die meisten anderen Weizen zu süß sind, der findet im Reindler Hefe Weizen eine Alternative.
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