Ich bleibe noch mal kurz beim Thema „Bierland Böhmen„. Böhmische Biere stehen bei mir ja eigentlich nicht auf dem Plan, denn egal wie weit ich die Grenzen von Franken dehen … so weit geht es dann doch nicht. Aber wenn der Propheten nicht zum Berg kommt, muss der Berg halt zum Propheten – wenn ich das Sprichwort mal so umdrehen darf. Oder einfach gesagt: Wenn ich nicht Biere aus Böhmen testen kann, muss eben ein böhmisches Bier in Franken gebraut werden.

Bohemian Dunkel 1

Wie gut, dass es die Braumanufaktur Weyermann® gibt, denn wenn jemand in Franken etwas braut, was es sonst nirgendwo gibt, dann bei den „Weyermnännern®„. Und es ist ja auch logisch, dass es bei der Braumanufaktur Weyermann® „böhmische“ Biere gibt. Schließlich hat die Mälzerei Weyermann® böhmische Tennenmalze(Floor-Malt genannt)  im Programm. Beim Tennenmalz (oder Floor Malt) wird das Keimgut auf einer Tenne (oder eben auf dem Malzboden) ca. 30 cm hoch geschichtet und dann im besten Fall von Hand mit Schaufeln permanent gewendet. Heutzutage wird sowas nicht mehr gemacht, weil sich der Prozess nicht so schön steuern lässt und natürlich auch mehr kostet. Irgendwo hatte ich auch mal gelesen, dass Tennenmalz nicht unbedingt die Anforderungen der Brauindustrie erfüllen würde. Aber das Bohemian Dunkel ist ja auch kein „Allerwelts-Industriebier“.

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Für alle, die übrigens so ein Bohemian Dunkel zuhause nachbrauen wollen, gibt es ein fertiges Braupaket für 20 Liter Bier. Darin enthalten sind Böhmisches Tennenmalz dunkel 15 EBC, Böhmisches Tennenmalz Pilsner 3 EBC, Carabohemian® 200 EBC, Carafa® spezial Typ 2 1150 EBC, Rohhopfen Saaz und Bierhefe.

Bohemian Dunkel Braumanufaktur Weyermann® Biertest

Ehrlich gesagt hat mich das Weyermann® Bohemian Dunkel tatsächlich irgendwie an ein heimgebrautes Bier erinnert. Dabei könnte ich nicht mal genau sagen, warum. Vielleicht einfach, weil es eben „anders“ war, als viele andere Dunkle. Wobei „dunkel“ so eine Sache ist. Das Bohemian Dunkel ist nämlich bestenfalls bernstein-braun. So „richtig“ dunkel ist das nicht unbedingt und wenn ich mich nicht täusche, hatte ich in Tschechien schon wesentlich „schwärzere“ Dunkle. Beim Öffnen ploppt die Flasche ganz schön. Und nach dem lauten Plopp verströmt ein Geruch von Malz und … ja, es riecht ein wenig wie beim Brauen. Geschmacklich fällt auf, dass es schlank wirkt. Malzig, aber schlank, was am spritzigen Charakter liegt. Sonst geht das Bier natürlich in Richtung Malz: Karamellaromen, Brot, vielleicht auch nussige Noten und unterschwellige Süße. Schwere Röstaromen und Röstbittere fehlt dagegen fast ganz. Das könnte am Carafa® Spezial Typ II liegen, von dem es heißt, es sei extra entbittert. Neben dem Malz kommt übrigens auch der Hopfen durch – nicht zu extrem, aber deutlich, fruchtig und leicht citrusartig. Je mehr Temperatur man dem Bier gönnt, desto deutlicher kommt der Hopfen durch. Zusammen mit dem Zwiebackaroma im Nachhall ergibt das ein interessantes Bier, das tatsächlich anders schmeckt als andere Dunkle/Bernsteinbiere, die man in Franken  so findet.