Ok., ich bin in letzter Zeit vielleicht wieder ein wenig „hyperkritisch“ in meinem Blick auf die Bierlandschaft in Deutschland. Ob man jetzt Röstmalzbier als Färbemittel sehen darf oder nicht, darüber lässt sich natürlich streiten. Aber die Tatsache, dass damit aus hellen Bieren im Handumdrehen dunkle Spezialbiere „gezaubert“ werden, lässt einen schon ein wenig grummeln“. Denn so wird ebenfalls im Handumdrehen das Sortiment vergrößert: Einmal brauen, doppelt verkaufen. Verboten ist das nicht und kaum einer würde es merken. Also warum nicht? Und wenn man gerade schon dabei ist, kann man ja das Helle auch noch unfiltriert als Zwickl verkaufen. Der Geschmacksunterschied ist dabei so groß, dass es diesen Schritt durchaus rechtfertigt.
Wer hinter jedem Zwickl aber jetzt nichts anderes vermutet als die unfiltrierte Version eines schon bestehenden Rezepts, liegt falsch! Es gibt auch genauso viele Zwickl mit eigenem Rezept – und die haben es manchmal ganz schön in sich. Das habe ich erst wieder beim Zwickl der Wunsiedler Brauerei Hönicka erleben dürfen.
„Ein unfiltriertes Bier, unverwechselbar eingebraut mit leicht rauchiger Note und spezieller Farbe“, steht auf dem Etikett. Und das stimmt so auch.
Die Farbe ist mehr als nur schick! Dieses trübe Bernstein-Orange gefällt mir, lässt auf einen angenehmen Malzton schließen. Und den hat das Bier auch. Leichte Karamellsüße paart sich mit einem feinen, aber deutlichen Raucharoma. Das paart sich mit fruchtigem Malz, einem feinen Hopfenaroma und einem durchaus ein wenig spritzigen Charakter. Gefällt mir! Gefällt mir sogar sehr! Rauchig, aber nicht zu schwer. Erinnert mich entfernt an das Greifenklau „R“. Unter den fränkischen Zwickl-Bieren ist das Hönicka Zwickl mit seiner Rauchnote jedenfalls recht einzigartig. Es ist also doch noch nicht alles verloren für uns „Biernerds“. Und ich bin mit der Welt wieder versöhnt. Zumindest bis zum nächsten Aufreger. ;-)
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