Neulich stand ich mit einem Rauchbier in der Hand zusammen mit einem Freund auf einem Fest – und natürlich haben wir uns über Bier unterhalten. Genauer gesagt ging es um Craftbier und darum, ob wir Franken dieses moderne Zeug denn überhaupt „nötig hätten“. Warum müssten diese neuen Biere englische Namen tragen? Und ob es denn keine fränkischen Entsprechungen dafür gäbe. Schließlich hätten wir hier in Franken doch die besten Biere der Welt und könnten zurecht stolz darauf sein.
Tatsächlich können wir Franken auf unsere einmalige Bierlandschaft stolz sein. Und die meisten Franken sowie die fränkischen Brauereien sind es auch – aber das hindert uns nicht daran, Einflüsse von außen aufzunehmen, um dann letztendlich einen eigenen Stil und damit auch eigene Begrifflichkeiten zu finden. Natürlich wird es weiterhin auch in Franken Brauer geben, die englische oder amerikanische Bierstile kopieren und sie natürlich auch entsprechend benehmen. Und dann gibt es die Biere, bei denen man Craftbier-Einflüsse erst auf den zweiten Blick erkennt. Oder auf den dritten. Wenn überhaupt.
So zum Beispiel beim neuen Fränkischen Rotbier der Brauerei Kitzmann aus Erlangen. Dabei handelt es sich um einen Sondersud, dessen Etikett mich sofort an das Bayerische Märzen erinnert. Nur, dass es hier fränkisch rot-weiß zugeht und nicht bayerisch weiß-blau.
Rot-weiß ist auch das Thema bei der Bierfarbe. Die ist dunkelrot-braun und das Bier wird von einem hellen Schaumkrönchen getoppt. Schaut schon mal ganz ansprechend aus, aber das hatte das Kitzmann 300 auch. Aber während das Jubiläumsbier 300 mit 4,0 % grade mal ein Schankbier war, hat das Fränkische Rotbier mit 4,6 % schon „mehr Volumen“. Das ist zwar immernoch nicht richtig stark, aber nun gut, man kann damit leben. Zumal das Bier nicht „zu leicht“ wirkt.Und wenn wir gerade bei Daten sind: Die Stammwürze beträgt 11,2 % und an Bittereinheiten hat das Bier gerade mal 23.
Das Malz zeigt einen angenehmen Charakter, gefällt mit Karamell und Röstaromen. Letztere kommen beim Rotbier ja nicht zu stark hervor, sind aber dennoch präsent. Zusammen mit dem Hopfen und der Malzsüße drängt sich einem ein Eindruck von reifen, roten Beeren auf, vielleicht tatsächlich auch ein wenig nach Kirschen. Doch, das gefällt mir. Das gefällt mir sogar besser als beim 300. Und das könnte am Hopfen liegen, über den ich noch ein, zwei Worte verlieren möchte, auch wenn das Fränkische Rotbier von Kitzmann alles andere als ein hopfiges Bier ist. Gut, nimmt man einen großen Schluck oder gibt dem Bier ein wenig mehr Temperatur, dann hat man auch mehr vom Hopfen. Bei dem kommen wir übrigens zu den oben erwähnten Einflüssen der Craftbierbrauer auf traditionelle Bierstile zurück. Beim Fränkischen Rotbier wird nämlich als „späte Zugabe im Brauprozess“ – wie die Homepage berichtet – die moderne Hopfensorte Monroe verbraut. Und die stammt ursprünglich von einem amerikanischen Wildhopfen ab und soll sich laut Sortenblatt der Barth-Haas-Gruppe durch „schöne Himbeernoten ergänzt mit Orangensirup“ auszeichnen. Außerdem „kommt dazu der süße Geschmack nach Sommer und Kirschen“. Und das passt zu einem Rotbier und seinem fruchtigen Malz wie die Faust aufs Auge oder das Sauerkraut zu den Bratwürsten!
Ob man nun als Biertrinker „echte Craftbiere“ braucht oder nicht, das muss jeder selbst für sich entscheiden. Aber ohne Biere wie das Hopfenstopfer Monroe würde es ein Bier wie das Fränkische Rotbier nicht oder nicht so schnell geben. Und die bereichern schließlich unsere Tradition!
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