Ich weiß nicht so recht, ob ich mit dem Gedanken richtig liege, aber mir fällt da was auf:
Wenn früher eine Brauerei geschlossen oder an eine größere Brauerei/einen Brauereikonzern verkauft wurde, war eben Schluss. Bestenfalls wurde das Bier als Marke weitergeführt. Aber heute begeben sich Brauer nicht so einfach „in den Ruhestand“ oder wie es die Mainpost formulierte:
„Angefangen hat alles, nachdem Bionade an die Oetker-Gruppe verkauft war. Da war Stephan Kowalsky, mit seinem Bruder Peter in der Geschäftsführung. Als studierter Braumeister wollte Stephan danach wieder brauen – nicht irgend ein Bier, sondern Bier, wie es früher gebraut wurde, eines das sich abhebt von den Massenbieren. Mit mehr Zeit zum Reifen, nach altem Rezept.“
Das beschreibt die Geschichte der neuen Brauerei Rhönpiraten aus Ostheim vor der Rhön. Mit einem 200-Liter-Speidel Braumeister enstehen jetzt in der Stadt, aus der schon die Streck-Biere und das Ostheimer Bürgerbräu stammen, noch die Biere der Rhönpiraten – wie z. B. das heutige Bier des Tages.
Bei dem Kellerbier handelt es sich um eine Art „Kellerpils“. Es ist sehr hell und verdammt trüb, was verständlich ist. Um brauen zu können, bedarf es schon eines gewissen Maßes an Technik. Dazu kommen noch Tanks für die Lagerung und irgendwie muss das Bier ja auch noch in Flasche oder Fass. Wollte man jetzt auch noch das Bier filtrieren, wäre noch mehr Technik nötig. Und auf die Filtration lässt sich ja noch am ehesten verzichten. Schließlich ist die Trübung mittlerweile eine Art „Gütesiegel“ für qualitativ gute Biere.
Was mich zur Verkostungsnotiz für das Rhönpiraten Kellerbier bringt. Und da tue ich mir persönlich ein wenig schwer. Denn ich finde die Mischung aus Malzsüße und getreidigem Hopfen, die Bittere und die Hefe … irgendwie „unrund“. Das trifft irgendwie nicht ganz meinen Geschmack. Aber ok., das ist eben mein persönlicher Gaumen und da ist jeder Biertrinker anders. Lasse ich meine persönlichen Vorlieben mal beiseite, steht da ein sehr hefiges Kellerpils mit 4,9 % und einem eigenen, fast schon ein wenig „nussigen“ Charakter. Das helle Malz liefert eine gewisse Grundsüße. Auf der anderen Seite wird aber auch mit viel Hopfen dagegengehalten. Auf der FB-Seite der Rhönpiraten findet man dazu in einer Antwort auf eine Bewertung der Biere folgenden Satz:
„Das liegt daran, dass unsere Biere unfiltriert sind. Die ‚aktive‘ Hefe, die letztendlich bis in die Flasche oder das Fass für die Kneipe wandert, baut auch noch den letzten vergärbaren Zucker ab. deshalb sind die Piratenbiere auch stark gehopft.“
Und das ergibt dann ein Kellerbier mit einem ganz eigenen Charakter! Das muss man eindeutig auf der Haben-Seite verbuchen. Ganz egal, ob einem dieser Charakter jetzt persönlich zusagt oder nicht. Dennn jedes Bier, das abseits großer Konzerne mit Liebe und Hingabe gebraut wird, ist eine Bereicherung der heimischen Bierszene. Und irgendwie wäre es ja schlimm, wenn einem plötzlich alle neuen Biere gleich gut munden würden. Denn das würde ja bedeuten, dass sich vom Hobbybrauer bis zum Großkonzern wirklich alle im ganzen Land nur noch in eine Richtung bewegen würden. Und DAS wäre wirklich schlimm!
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