Es gibt ja sogar in meiner Heimatstadt Bamberg noch den einen oder anderen weißen Flecken, über den ich noch nicht geschrieben hatte – zum Beispiel die Biere des Ahörnla im Sand. Da war ich ja an einem Samstagabend mal und während ich da so im wochenendlichen Trubel saß und mich auf mein Bier zu konzentrieren versuchte, ist mir ein etwas aufgefallen, worüber ich unbedingt mal schreiben muss.

Reden wir mal übers Zapfen!

Da gibt es ja so manchen Mythos, der sich ewig hält. Und noch mehr „gute Ratschläge“, die noch weniger befolgt werden. Ich sehe ja auf meinen Touren durch die fränkische Bierwelt so manches, worüber ich den Kopf schütteln kann. Z.B., dass ein Barkeeper immer (!) erst zwei Zapfhähne öffnet, bevor er die Krüge in den Beerstrahl schiebt. Dass man Bier, das in der Bierleitung steht, ablässt, bevor man für einen Gast einschenkt, ist durchaus sinnvoll, wenn das Bier dort länger steht! Aber warum man alle fünf Minuten (und sogar noch häufiger) jedesmal nur den „Mittelstrahl“ ins Glas schenken muss, erschließt sich mir nicht. Ich hätte den Theker mal fragen sollen, aber die Sandstraße ist am Wochenende kein geeigneter Ort für eine gepflegte, ruhige Unterhaltung mit einem Barkeeper. Oder reden wir mal übers Einschenken eines Pilsners.

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Kaum ein Mythos – man möchte auch „Schwachsinn“ sagen – hält sich so lange wie der, das ein gutes Pils sieben Minuten brauchen solle! Das sagen wohl nur die, die kein Pils einschenken können! Normalerweise schenkt man so ein Pils in zwei, drei Zügen ein:

1. Glas schräg an den Zapfhahn halten und nahezu bis zum Eichstrich füllen.

2. Glas dann gerade und mit ein wenig mehr Distanz zum Zapfhahn halten, um die Schaumkrone aufzusetzen.

3. Schaumkrone ein wenig setzen lassen, bis sie kompakter ist und danach das charakteristische Häubchen aufsetzen.

Sieht gut aus und hält auch ein Weilchen. Denn bei einem Pils ist das Schaumkrönchen besonders wichtig. Nicht nur der Optik wegen – ein typisches Pils lebt von seiner Rezenz. Der schlanke Körper und die höhere Bittere fordern geradezu nach Kühle und Spritzigkeit. Fehlt die, wirkt das Pils schnell matt und schal. Und da ist so ein festes Schaumkrönchen wie ein Deckel. Zirkelt man dagegen ein Pils schnell und in einem Zug komplett schaumfrei ins Glas und bastelt danach mittels Schaumtaste/Kompensatorhahn ein Schaumkrönchen darauf, sieht das Ergebnis im ersten Moment befriedigend aus. Nur fällt der Schaum nach kürzester Zeit (oder dem ersten beherzten Schluck) zusammen. Und dann sieht das Ergebnis – siehe Bild – ziemlich tot aus.

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Nun passiert das bei vielen Landbieren, Dunklen usw. auch. Und ich weiß auch, dass irgendwann jedes Schaumkrönchen in sich zusammenfällt. Aber bei so manchem wirklich niedrig gespundeten Kellerbier baut sich sowieso wenig Schaum auf. Und die Rezenz, die Spritzigkeit ist nicht ein wesentliches Charaktermerkmal der Biersorte und für das Trinkvergnügen so wichtig! Und auch, wenn das Ahörnla Pils, das wohl von der Mahr’s Bräu in Bamberg gebraut wird, nicht wie das typische Pils aussieht, laut Karte soll es eines sein – und zwar ein Kellerpils.

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Hält man es gegen das Licht, sieht man eine feine Trübung. Für ein klassisches Pils wäre das zu trüb, für ein unfiltriertes wirkt es fast zu fein. Aber das sind Spitzfindigkeiten. Außerdem soll es auch hopfengestopft sein. Davon riecht man erst mal ziemlich wenig, wie ich finde. Die Karte erwähnt einen Hallertauer Aromahopfen. Hmm, … im Vergleich zu anderen hopfengestopften Pilsnern, bleibt das hier aromatisch schwach. und auch geschmacklich hatte ich mich auf „mehr“ gefreut. Also auf mehr Hopfen. Ich hätte so etwas wie ein Imperial Pilsner erwartet. Mit deutlichen Citrus-Aromen oder auch einer richtig schön würzigen Breitseite. Aber die Hopfennoten tun sich gegen die Hefe schwer. Und auch wenn er mit der Zeit mehr und mehr sein Aroma entfalten kann, er bleibt für ein hopfengestopftes Bier zu schwach. Das Kellerpils schmeckt jetzt nicht wirklich schlecht, aber für ein hopfengestopftes Bier finde ich es zu gewöhnlich. Gut, dass es in Sachen Bittere ausgewogen bleibt, ist in Ordnung. Die Hefe nimmt immer viel von der Bittere und ein Kellerpils, selbst ein hopfengestopftes, ist kein IPA. Was mir dann aber doch negativ auffiel und was für mich den Trinkgenuss wirklich gestört hat, war die Tatsache, dass das Bier recht schnell recht tot im Glas lag. Das mag der Art des Zapfens geschuldet gewesen sein. Vielleicht ist eine niedrige Spundung auch gewollt – das Kellerpils dann ein „Pils-U“ vielleicht. Überzeugt hat mich das Gesamtpaket aber nicht. Tut mir leid.

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Wobei das wirklich nur mich gestört zu haben scheint. Der Laden war voll, ein Bier nach dem anderen ging über die Theke und außer mir hat sich wohl niemand dafür interessiert, was hinter der Theke so vor sich ging. Wie gesagt, ich bin da wohl ein Querulant und Nörgler. Oder hyperkritisch. Oder ein bierverwöhnter Nerd. Oder ich gehöre nicht zum Zielpublikum. Wahrscheinlich das. Für mich ist da am Wochenende jedenfalls zu viel los und wenn ich mal wieder da bin, halte ich mich ans Lagerbier. Das passt besser zu meinem Gaumen.