In dieser Woche will ich mich ja wieder ein wenig mehr um die weißen Flecken auf meiner fränkischen Bierlandkarte kümmern. Und da sind natürlich die Brauereigründungen ein großes Thema. Ein Beispiel dafür ist das Bräuwerck aus Neudrossenfeld, ein anderes die Hechtbräu aus Zimmern.
In dem kleinen Ort in der Nähe von Pappenheim hat sich Bernhard Hecht eine kleine, aber sehr interessante Brauerei einzurichten, die nur wenig älter ist als dieses Projekt. Am 1.1.2011 bekam Bernhard Hecht „das Go“ vom zuständigen Hauptzollamt, am 10.01.2011 hatte ich – damals zunächst nur auf Facebook – mein erstes Bier des Tages beschrieben. Aber weil es das Hecht Bräu-Bier nur rund um Pappenheim/Treuchtlingen/Weißenburg gibt und ich in Bamberg sitze hat es geschlagene 1710 Tage oder 1761 Biere gebraucht, bis ich „mein erstes Hecht Bräu“ in der Hand hatte. Shame on me!!!
Eigentlich hat Bernhard Hecht ja ein viel zu großes Sortiment, sage nicht ich, sondern er selbst. Neben seinen Standard-Sorten (Hell, Dunkel, Bernsteinbock, Weizen usw.) experimentiert er auch mal gerne mit der Kombination aus exotischen Hopfensorten und fränkischen Bierstilen. Und diese „Gourmet-Sorten“ kommen in der Regel so gut an, dass ihm sein Bier auf Wochenmärkten regelrecht aus den Händen gerissen wird – und die Kunden immer wieder danach fragen. Das ist gut für den Brauer, aber schlecht für den Biertester. Denn als ich letzthin endlich mal in Zimmern vorbeigeschaut habe, waren die letzten Flaschen Kaltgehopftes grade verkauft. Ganz ohne Testbier bin ich aber dann doch nicht vom Hof geritten. Denn ein Trägerl mit den Standardbieren konnte ich abstauben – vielen Dank dafür übrigens nochmal – und daraus möchte ich euch heute das Landbier Dunkel mit 5,2 % Alkohol vorstellen.
Natürlich ist auch dieses Bier naturtrüb. Wie bei anderen neugegründeten Brauereien ist Filtration kein Thema. Filtration hat Vorteile – wenn man sein Bier möcglichst lange lagern will. Wenn so ein Sud aber sowieso schnell ausverkauft ist, kann man sich die Technik fürs „glanzfeine“ Bier sparen. Zumal unfiltrierte Biere häufig die wesentlich breitere Aromatik haben. Schnuppert man an dem braun-trüben dunklen Landbier, hat man neben der erwarteten Malzaromatik auch eine feine Hopfenspur in der Nase. Nimmt man den ersten Schluck, denkt man sich gleich: „A Feinerla!“ Ehrlich, da versteht einer sein Handwerk! Vom ersten Schluck an gefällt einem dieses Dunkle mit seiner schönen Malzaromatik. Getreide, Brotrinde und Karamell – das kommt einem dabei in den Sinn. Die Hefe gibt ein wenig Fruchtigkeit dazu, der Hopfen bleibt zunächst eher in Hintergrund, darf sich aber im Nachhall auch kurz melden. Ausgewogen und rund ist das, was vor allem daran liegen dürfte, dass dunkle Malze und Karamellmalze verbraut wurden und keine Röstmalze. Das macht das Bier „leichter“. So manches röstmalzige Dunkle wirkt nämlich ein wenig „mastig“ und macht regelrecht satt. So aber hat man ein echt leckeres Bier vor sich stehen, bei dem sich die Bittere mit dem Malzkörper schön die Wage halten. Was übrigens nicht nur ich finde. Denn „hinterrücks eingereicht“ – also ohne das Wissen des Braumeisters – gewann das Dunkle auf Anhieb den Spezialitätenwettbewerb der Metropolregion Nürnberg „Unser Original“. Eine Entscheidung, die ich voll und ganz nachvollziehen kann.
Bleiben am Ende noch zwei kleine (oder auch größere) Wermutstropfen:
Erstens sind die Hecht Bräu-Biere im Vergleich zur Massenware der Großbrauereien, die zudem noch in immerwährenden Rabattaktionen verschleudert werden, richtig „hochpreisig“. Dafür bekommt man allerdings auch Bier, bei dem man schmeckt, dass da jemand mit Herz und Verstand braut.Und zweitens ist Zimmern einfach zu weit von Bamberg entfernt, denn das Hecht Bräu Landbier Dunkel dürfte ruhig häufiger in meinem Kühlschrank wohnen. Aber wer weiß, vielleicht bekomme ich ja eine „Logistik-Kette“ von Pappenheim nach Bamberg organisiert. Was ich bisher von der Hecht Bräu getestet habe, würde sich das durchaus lohnen.
Noch keine Kommentare