Das mit den kontroversen Themen ist ja schön und gut, aber ich muss bei diesem Projekt etwas ändern! Bisher sehe ich in diesem Blog ja mehr sowas wie meine persönliche Reise durch die fränkische Bierlandschaft – und dementsprechend schreibe ich auch. Und dementsprechend sieht auch meine Leserschaft aus. Gestern habe ich mir in einem schwachen Moment nämlich mal wieder meine Facebook-Statistik angeschaut und habe feststellen müssen:
Das Bier des Tages ist zu wenig weiblich!
Nur 15 % meiner Leser – den Begriff Fans mag ich nicht! – sind Frauen! Da lasse ich doch ein riesiges Leser(innen)potenzial „unbefriedigt“. Und dabei sollen sich doch immer mehr Frauen – wohl auch dank des Craftbierbooms – für Bier interessieren und begeistern lassen. Da muss doch auch für das Bier des Tages was gehen!
Also schreibe ich heute über ein „Frauenbier“. Der Begriff, der „in Männerkreisen“ ja gerne abschätzig für hellgelbe „Light-Brühen“ verwendet wird, wandelt sich langsam. „Schuld an diesem Wandel“ sind junge, kreative und durchaus auch freche Brauereinnen wie die Meinel-Schwesern aus Hof, Yvonne Wernlein aus Trebgast und Isabella Straub aus Memmelsdorf. Dass die etwas auf der (Sud)pfanne haben, sieht man regelmäßig an ihren HolladieBierfee-Bieren. Das erste kam schon 2012 heraus und seither mischen die vier bzw. drei Damen die Presse und die Bierwelt auf. Und „Mann“ fragt sich, ob er überhaupt so ein Bier trinken darf oder soll? Darf er natürlich. Und vielleicht ist das auch ein wenig die Strategie hinter den Bierfee-Bieren: Frauen für besondere Biere zu begeistern, die dann wiederum ihre Männer damit „infizieren“. Und so lockt man die Männer „hintenrum“ aus der Trink- auf die Genussschiene. Clever eingefädelt.
Denn sind wir mal ehrlich, als Mann wäre ein Dinkel-Ale nicht das Bier der ersten Wahl. Frauen haben da weniger Berührungsängste, sind weniger vorgeprägt in ihrem Bierkonsum oder durch Trinkrituale. In so einem Ale-Glas macht das Dinkel Ale jedenfalls eine gute Figur. Dass es süß-fruchtig riecht, passt zum Bierstil. Dinkel ist ein wenig süßlicher, was beim malzig-karamelligen Grundcharakter des Bieres durchaus passt. Darüber hat man den fruchtigen Hopfen mit Anleihen von Grapefruit und einen durchaus angenehm leichten Körper. Neben einer klassischen Weißbierhefe war auch eine Weinhefe an der Gärung beteiligt, was man vielleicht sogar schmeckt. Mein erster Gedanke nach dem ersten Schluck war nämlich, dass man mit diesem Bier endlich einen adäquaten Ersatz für Sekt hätte. Klar, als „gstandenes Mannsbild“ nimmt gerne auch mal mit ein Weizen zum Anstoßen. Schaut aber blöd aus, wenn man mit dem schweren Boden eines Weizenglases gegen filigrane Sektkelche „rummst“. Ein leicht wirkendes Spätsommer-Mousse von einem Bier – das Etikett spricht ja vom funkelnden Indian Summer. Könnte ich mir gut zum einen oder anderen Dessert (Panna Cotta z. B.) vorstellen.Oder auch zu einem leichten Salat als Apéro oder Entrée. Oder so, zum Anstoßen beim Feiern. Für ein „femines Trinkbier“ (wenn man sowas überhaupt schreiben kann???) ist es allerdings mit 6,0 % fast zu starrk, auch wenn die neuen 0,33er Flaschen sowas fast nahelegen würden.
Auf den Sektcharakter angesprochen meinte Gisela Meinel-Hansen, ich hätte das Bier „voll verstanden“. Na also! Jetzt müsste ich nur noch verstehen, was Frauen lesen wollen!
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