Wenn es um fränkische Biere geht, fällt unweigerlich ein Begriff: „Landbier“. Fränkische Biere sind ja alle irgendwie Landbiere, oder nicht? Verkauft werden sie ja schließlich in Läden wie dem Landbierparadies oder dem Landbierdealer.
Ein einheitlicher Bierstil „Landbier“ lässt sich dabei nur schwerlich festlegen. Manchmal trägt die Brauerei den Begriff „Landbier“ im Namen, wie z. B. bei der (mittlerweile stillgelegten) Ahornberger Landbierbrauerei. Dann wiederum gibt es den Begriff „Landbier“ auf Etiketten – sei es bei dunklen Bieren (z. B.: Aktienbrauerei/Maisel, Bayreuth: Landbier Fränkisch Dunkel; Dornbräu, Ammerndorf: Landbier Dunkel; Schroll, Nankendorf: Landbier) oder bei hellen Bieren (z. B.: Staffelberg Bräu, Loffeld: Landbier-Hell; Hofmann, Pahres: Helles Landbier). Mal ganz abgesehen, dass es noch „Landbiere“ gibt, die zwar nicht unbedingt so heißen, von jedem Bierliebhaber aber ohne mit der Wimper zu zucken so genannt werden: Wer wollte bezweifeln, dass ein Huppendorfer Vollbier und ein „Landbier“ handeln würde oder beim Held Hell oder einem Griess Kellerbier? Und die Liste ließ sich beliebig fortsetzen.
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Ist also doch jedes fränkische Bier ein „Landbier„? Nun ja, streng genommen müsste ein „Landbier“ tatsächlich „vom Land“ kommen. Ein städtisches Landbier – das müsste sich dementsprechend selbst ausschließen. Ich stelle mir bei solchen Gedankenspielen immer vor, was z. B. Günther Thömmes – der so scharfsinnige wie schwarfzüngige Beobachter der deutschsprachigen Bierkultur – zu dem Begriff „Landbier“ sagen würde. Ein Landbier aus der Stadt wäre für ihn sicher ein „Etikettenschwindel“. Interessanterweise kommen „Landbiere“ nicht selten aus Orten, die sich zeitgleich seit Jahrhunderten ihres Stadtrechts rühmen.
In Crailsheim, das seit 1338 Stadtrecht besitzt und seit 1972 sogar Große Kreisstadt ist, gibt es zum Beispiel die Biermanufaktur Engel, die ein Landbier braut. Dürfen die das denn überhaupt? Man könnte da jetzt einwenden, dass Crailsheim mit nicht mal 33.000 Einwohnern alles andere als „eine Stadt“ ist. Und tatsächlich kommt man sich fast schon wie auf dem Land vor, wenn man vor der Biermanukaktur Engel steht. Da braucht man selbst zu Fuß nicht weit und man ist „auf dem Land“.
Vom Typ her ist das Biermanufaktur Engel Landbier ein helles Vollbier mit 4,8 % Alkohol. So ein helles Lager ist ja häufig ein unspektakuläres Bier, weshalb man annehmen könnte, der Begriff „Landbier“ solle dem Bier mehr „Glanz“ verleihen. Dann müsste das Etikett aber marketingtechnisch „glänzender“ sein. So aber zeigt das Landbier-Etikett ein paar Felder, sanft geschwungene Hügel und im Hintergrund ein wenig Wald. Sicher, das ist schon ein wenig „Landidyll“, aber andererseits sieht es im Hohenlohischen durchaus so aus.
Wollte man es geschmacklich beschreiben, müsste man es ein helles Brotzeitbier nennen. Das wäre ja auch so ein Begriff, den man nicht erklären, aber unter dem sich jeder etwas vorstellen könnte. Es ist hellmalzig, zeigt zwischendrin eine feine Hopfenblume, nach hinten heraus wird es würziger, vielleicht auch ein wenig kerniger, ohne jedoch richtig bitter zu werden. Da ist in Sachen Hopfen das Verhältnis von Magnum und Perle ganz gut gelungen. Sicher könnte das Hopfenaroma deutlicher ausgeprägt sein, aber sind Landbiere nicht eher malzige und weniger hopfenaromatische Biere? Genau! Und ein klein wenig kernig ist es ja auch. Dazu passt auch der ein wenig getreidige Nachhall. Das trinkt sich nett, auch wenn oder gerade weil es kein „spezielles“ Bier ist. Die Brauerei nennt das auf ihrer Homepage: “ ein klassisches, frisches Landbier“. Man hätte auch schreiben können: „ein klassisch, frisches Helles“.
Es würde nichts ändern.
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