Dass ich unter anderem als Dozent an der hiesigen Uni arbeite, hatte ich schon mal erwähnt, oder? Und in dieser Eigenschaft stehe ich oft vor meinen ausnahmslos ausländischen Studenten und versuche ihnen die deutsche Kultur und Lebensart näherzubringen. Da hört man bisweilen erstauntes „Ah“ und „Oh“, wenn man zum Beispiel Bilder von der Bamberger Fronleihnamsprozession oder von süßen Kindern mit Laternen bei Martinsumzügen zeigt. Nicht selten aber erntet man von seinem Publikum, das aus aller Herren Länder kommt, Kopfschütteln. Wenn die deutschen auch im Herbst und Winter mit dem Rad zur Uni oder zur Arbeit fahren zum Beispiel. Ob das nicht zu kalt sei? Ob sie dann nicht alle krank würden? Das sind dann so die Fragen. Nein, das sei kein Problem, entgegne ich dann. Schließlich stünden wir ja im Winter auch regelmäßig auf Bierkellern, in Brauereihöfen oder auf der Straße und würden im Herbst und Winter draußen (in der Kälte) Bier trinken, das ja ebenfalls gut gekühlt sei …
Ihr wisst, worauf ich hinaus will: Die Bockbiersaison hat wieder begonnen. Die ersten Anstiche für den Reckendorfer Henrici- und Weizenbock oder für den Schlenkerla Urbock waren schon. Und viele weitere kommen auch wieder in dieser Saison. Wobei ich ja sagen muss: Je kälter es draußen ist, desto lieber ist es mir. Bei zu warmen Wetter habe ich noch gar keine rechte Lust auf so ein Starkbier.
Ein Bock, den ich in der letzten Saison zum ersten Mal in einem Getränkemarkt mitgenommen hatte, kommt von der Brauerei Beck aus Trabelsdorf. Kellerbock steht auf dem Etikett. Damit nimmt er Bezug aufs bekanntere Beck Kellerbier und ist doch sowas wie ein Exot. Unfiltrierte Bockbiere sind eher noch selten. Und bevor ich das gute Stück bei mir im Testkeller „vergesse“, mache ich mir den doch mal zum Saisonstart auf.
Mit 7,0 % ist der bernsteintrübe Bock im alkoholischen Mittelfeld unterwegs. Vom Aussehen macht so ein „Kellerbock“ zu einem „Kellerbier“ keinen unterschied. Wie auch? Vielleicht lieben wir Franken ja deshalb unsere Böcke so sehr. Sie sind ein wenig wie wir. nach Außen hin unscheinbar, eher unauffällig, nicht so großsspurig, aber unsere inneren Werte … also Holla!!! In Sachen innere Werte bzw. Geschmack wirkt der Beck Kellerbock erst mal ordentlich vollmundig, fast ein wenig sämig im Mundgefühl. Mal ehrlich, da muss man sich erst mal wieder dran gewöhnen, dass die Biere jetzt deutlich schwerer werden. Dazu kommen Karamellnoten, fruchtige Anklänge, hefige Aromen, ein wenig Herbe, aber auch ein wenig Hopfenaroma hier und da. Interessant, muss ich sagen. Aber ich muss sagen, dass ich noch nicht genau weiß, wie ich diesen Bock einordnen soll. So 100 % sagt er mir noch nicht zu. Irgendwie wirkt er ein wenig „unrund“, so als wollten die einzelnen Komponenten nicht so ganz zusammenpassen. Aber vielleicht muss ich mich auch erst wieder ins Bockbier „eintrinken“. Der schlechteste Start in die neue Saison war das jedenfalls nicht …
Wann und ob es den Bocj in dieser Saison auch wieder gibt bzw. wann Anstich ist, ließ sich leider weder auf der Homepage der Brauerei noch auf den anderen üblichen Seiten erfahren. Also einfach mal die Augen offen halten.
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