Ich interessiere mich ja sehr für Marketing und Vermarktung beim Bier, auch wenn das nicht gerade mein Fachgebiet ist. Aber es ist ein spannendes Thema. Da gibt es nämlich Brauereien, die dank ihrer regionalen Verwurzelung und ihrer geringen Größe nahezu komplett auf Werbung verzichten können: Man trinkt „das Bier von hier“. Und dann gibt es die großen, konkurrierenden Marken, die Deutschlandweit nahezu jeden Medienkanal für ihre Werbebotschaften nutzen müssen, die sich immer wieder neu erfinden müssen – gerade, weil sie eben nicht mehr regional verwurzelt sind. Diese Biere haben als „hier“ ganz Deutschland, denn nicht selten werden sie „überall im Land“ an verschiedenen Braustätten gebraut.
Und dann gibt es Brauereien „zwischendrin“. Die sind in einer Zwickmühle: Sie sind zu groß, um auf einem schrumpfenden Markt nur noch auf Regionalität setzen zu können. Aber auf der anderen Seite ist Regionalität das Pfund, mit dem sie wuchern. Aber das funktioniert eben nur begrenzt. Nehmen wir mal das Schwarzviertler Dunkel der Brauerei Faust aus Miltenberg. 2012 erreichte die Brauerei einen Höchststand beim Ausstoß. 50.000 Hektoliter standen da zu Buche. Das war ein Plus von 10 % gegenüber dem Vorjahr. Und auch 2013 war kein so schlechtes Jahr für die Brauerei. Zwar ging der Fassbierausstoß um 3,75 % zurück, dafür legte der Flaschenbierabsatz 5,81 % zu.
Nun wirbt die Brauerei Faust zwar mit dem Satz „International unbedeutend. National eher zweitrangig. Regional der Hammer.„, aber das dürfte auch ein wenig augenzwinkernd sein. Denn die Erfolge bei nationalen oder internationalen Bierwettbewerben nimmt man gerne mit. Auch auf Messen wie der Braukunst Live war die Brauerei Faust schon vertreten. Regional ja, aber ein wenig Bekanntheit darüber hinaus kann ja nicht schaden.
Was aber macht man mit solchen Bieren wie dem Schwarzviertler Dunkel? Ein gutes Dunkles, angenehm süß, schöne Röstaromen, die eine schöne Herbe produzieren. Das ist ein dunkles, wie man es sich wünscht. Nicht zu schwer, aber in seiner Aromatik ordentlich. Da hat man die ganze Breite von Karamell bis Mocca- und Schokonoten. Dazu kommt noch diese schöne rotdunkle Farbe. Das ist gut! Das schmeckt, egal, ob jetzt in Miltenberg oder in München. Nur, ob man es überall in der Republik „bestellen“ kann, das weiß ich ja nicht. Der Name „Schwarzviertler“ ist nämlich schon ein wenig speziell. Wer oder was ist ein „Schwarzviertler„? Eine Person? Eine Gegend? Ein Maß? Mit dem „Schwarzviertel“ können wohl nur Miltenberger etwas anfangen. Dass sich dahinter ein Stadtteil Miltenbergs verbirgt, erklärt einem das Etikett nicht. Und warum das „Schwarzviertel“ so heißt, findet man auch nicht auf der Homepage. Das finde ich eigentlich schade. Mit solchen Geschichten transportiert man eine Form der Authentizität, die auf dem Biermarkt mehr und mehr gefragt ist. Aber eigentlich hat man das bei diesem Bier gar nicht nötig … regional ist es ja der Hammer.
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