Ich liebe „mein Franken“, ich liebe es heiß und innig. Und es gibt viele Gründe, warum ich es liebe: das Bier, das Essen, die Leute und der Stein! Genauer der Sandstein. Wenn ich zum Beispiel durch mein Bamberg gehe, dann sehe ich überall diesen freundlich hellbraun, bisweilen auch rötlich schimmernden Sandstein. Oder in Vierzehnheiligen. Oder in Banz. Oder in Nürnberg. Oder in Würzburg. Oder, oder, oder … Ich kann mir nicht helfen, aber der Farbton hat für mich etwas freundliches. Da kann es regnen und schneien. der Sandstein strahlt für mich freundliche Wärme aus.
Zwar gibt es überall in Franken Sandstein, doch nicht überall hat er „Bauqualität“. Aus Bambergs Hügel holte man zum Beispiel viel zu weichen Sandstein, den man nicht zum Bauen benutzen konnte. Der war bestenfalls gut als Scheuersand zum Putzen. Für Prachtbauten wie den Bamberger Dom verbaute man Sandsteine, die flussabwärts gebrochen wurden. In Zeil am Main zum Beispiel. Für lange Zeit waren die Steinhauer dort gefragte Handwerker. Allerdings war das Brechen des Sandsteins auch mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden. Nehmen wir nur mal den feinen Steinstaub, der sich auf Atemwege und Lunge legte. Das einzige Mittel dagegen war , zu trinken und noch mehr zu trinken. Vornehmlich Bier, denn Bier war weniger mit Keimen belastet als Wasser, schmeckte besser und war auch noch nahrhafter.
Was lag da näher, als die Zeiler Steinhauer mit einem eigenen Bier zu eheren. So gibt es die Steinhauer Weisse vom Göller aus Zeil am Main heutzutage, auch wenn die Steinhauer selbst aus dem Zeiler Alltag verschwunden sind. Überhaupt frage ich mich, ob die Zeiler Steinhauer früher Weissbier getrunken haben mögen. Ich denke eher nicht. Weissbier ist nicht unbedingt typisch für Franken. Aber das sind jetzt historische Spitzfindigkeiten. Weissbier geht ja immerhin auch schon früher am Tage, also vielleicht auch shon zur Frühstückspause???
Aber heute ist ja Sonntag und anstrengende körperliche Arbeit ist weit, weit weg. Was einen nicht vom Frühschoppen abhalten soll. Im Glas macht die Steinhauer Weisse keine schlechte Figur. Das helle Weizen hat eine schöne bernstein-orange Farbe. Der Geruch ist schon mal anständig hefig. Der Geschmack ist auch nicht schlecht. Da ist es ein wenig spritzig, angenehm bananig im Antrunk, bevor es dann eher in Richtung Pfirsich-/Aprikosenfruchtigkeit geht. Vielleicht hat es im Mittelteil leichte Schwächen, da hätte es für mich ein wneig mehr Körper haben können.Und was die Ausgewogenheit zwischen Säure und Süße am Ende angeht, könnte es ein wenig „balancierter“ sein. Aber immerhin nicht das schlechteste Weizen. Bleibt nur die Frage, wie viele Steinhauer Weisse man sich als Steinhauer den Tag über so geben könnte. Da ich aber keiner bin, muss ich darauf keine Antwort geben …
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