Ich muss mich erst mal bei der Brauerei Grasser aus Huppendorf entschuldigen. Denn gestern hatte ich geschrieben, dass ihr „neues Export„, das auf kospirativen Umwegen seinen Weg in meinen Testkühlschrank fand, kein Export, sondern eher ein Märzen sei. Ich hatte mich da unter anderem an den Kategoriebeschreibungen beim European Beer Star orientiert, aber auch an denen bei www.besser-bier-brauen.de. Grob kann man sagen: Helle Exportbiere (das sogenannte Dortmunder Export) sind hell bis maximal sattgolden. Dunkle Exportbiere (die sogenannten Münchner Export) mindestens hellbraun, eher aber satt- bis dunkelbraun. Malzbetontere, kupferfarbene Biere mit feinen Röstnoten sortiert der European Beer Star als Märzen ein.
Allerdings ist die Sache – wie immer – nicht so einfach. Denn als ich mir überlegte, über welches Bier ich denn heute schreiben könnte, fiel mit das Export der Brauerei Gundel aus Barthelmesaurach ein. Und mir fiel auch ein, dass ich diese Export-vs.-Märzen-Gedenken schon mal hatte, nämlich bei besagtem gundel Export. Der erste Gedanke, den ich mir damals in mein Testbüchlein geschrieben hatte war – O-Ton! – „Ist das noch ein Export? Ist das nicht schon ein Märzen?“ Dabei hatte ich einfach nur zu sehr in Schwarz und Weiß gedacht – oder eben in hellem Export und dunklem. Dabei hatte ich ganz vergessen, dass es noch einen dritten Typ Export gibt, der zwar recht selten ist, auf den die Beschreibungen des gestrigen Huppendorfer Export und des heutigen Gundel Export recht gut passt: das Wiener Export. Das ist nämlich farblich irgendwo zwischen tiefgolden und kupferrot anzusiedeln. Und damit passt das leuchtend bernsteinfarbene Gundel Export astrein in diese Kategorie.
Auch der malzige Körper mit den Karamell und Röstaromen mit dem begleitenden Hopfen, der gegenüber dem Malz nicht dominiert, passt. Seinen Exportcharakter zeigt das Gundel Export vor allem im schön hopfenblumigen Nachhall. Wenn das Gundel Export also ein Export ist, dann wohl ein Wiener Export. Allerdings unterscheidet sich das Wiener Export nicht so sehr vom süddeutschen Märzen, wenn man die beiden Kategoriebeschreibungen bei besser-bier-brauen.de mal nebeneinanderhält.
Der Grund für die Ähnlichkeit der beiden Bierstile ist recht einfach. Sie sollen den gleichen Einfluss haben. Zwei „junge Nachommen renomierter Brauunternehmer“ aus München und Wien sollen Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Studienreise in London Biere kennengelernt haben, die dank besserer Technisierung und modernerer Produktionsanlagen (indirekte Befeuerung beim Mälzen z. B.) eine hellere Farbe und einen feineren Geschmack hatten. Solange das Malz direkt unter Feuer gedarrt wurde, war es nahezu unmöglich, Röst- und Raucharomen auszuschließen. Ihre Erfahrungen brachten sie wenig später auf den Markt. Im habsburgischen Österreich als Wiener Export, in München als Märzen – mitunter mit dem Zusatz Wiener Art“. So berichtet es jedenfalls besser-bier-brauen.
Das steht beim Gundel Export jetzt nicht auf dem Etikett, aber das rot-glänzende Etikett … das erinnert mich doch an was … Tja, da kommt das nächste Deja-Vú: Während ich die heutige Komumne geschrieben habe, habe ich mir gedacht, dass ich das alles doch schon mal irgendwann … nur wann? Da war doch schon mal so ein rot-blondes Export mit rotem Etikett! Tja … und siehe da: Hätte ich vorher überlegt, hätte ich nur geschrieben: Lest euch die Kolumne zum Först/Drügendorf Export durch. ;-)
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