Und noch ein Bier, über das sich kontrovers diskutieren lässt – nicht, weil es nicht gut wäre. Nein, an einem Gutmann Bier aus Titting kann man nichts Schlechtes finden, da macht das Untergärig keine Ausnahme.
Feinherb & frisch steht auf dem Etikett des hellen Biers. Das lässt einen an ein Pils denken, denn „feinherb“ steht auch auf so manchem Pilsner. Bei ratebeer wird das Bier jedoch in die Kategorie Zwickel/Keller/Landbier einsortiert. Aber irgendwie passen beide Kategorien nicht wirklich. Zwar ist das Bier hell, aber für ein Pils fast zu sehr altgolden. Keller und Zwickel fallen auch weg, denn das Gutmann Untergärig ist klar. Und eigentlich sollten ein Kellerbier und ein Zwickel unfiltriert sein.
Vom Charakter her treffen sich malzige Grundtöne mit leichter Süße und einem schön weichen Körper. Ab dem Mittelteil kommt der Hopfen deutlicher hervor, aber ohne eine deutliche Bittere aufzubauen. Im Gegenteil: Gegen Ende darf die Süße sogar wieder deutlicher werden. Also definitiv kein Pils. Doch ein Landbier? Darunter stelle ich mir aber ein kernigeres Bier vor. Da ist das Untergärig fast schon zu fein, zu „edel“. Also mehr ein helles Export? Vielleicht, aber ein Export dürfte bzw. sollte für mich mehr als 4,9 % Alkohol haben. Und war das Gutmann Spezial nicht schon ein mildes Exportbier? Vielleicht war man sich bei der Brauerei Gutmann ja selber nicht so ganz schlüssig, was das Gutmann Untergärig sein soll und hat deshalb auf eine genauere Einsortierung in eine Kategorie verzichtet. Untergäriges Vollbier steht da. Tja, dass es kein Schankbier ist, hätte man auch so geschmeckt. Einigen wir uns darauf, dass es süffig ist! Das dürfte unstrittig sein.
„FRK 1789 de“ von Mikmaq – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.
Strittig bleibt die Frage, was ein oberbayrisches Bier aus der Eichstätter Gegend in einem fränkischen Bierblog zu suchen hat. Wie fränkisch ist die Region um Eichstätt herum? Geschichtlich geht es da immer wieder hin und her. Eichstätt war Teil des fränkischen Reichskreises. Doch zeigt das nicht unbedingt die kulturelle Zugehörigkeit. Eichstätt war bis zur Gebietsreform 1972 mittelfränkisch, aber auch das muss nichts bedeuten. Und bewegt man sich mal durch die Region, fällt einem immer wieder ein kultureller Mix aus bayrsichen und fränkischen Elementen auf. Wo Franken da aufhört, lässt sich schwer sagen, weshalb ich mich in der Ecke am Fränkischen Reichskreis orientiere, worüber man sich streiten kann. Aber ich kann da nicht anders. Die Gutmann Biere sind einfach zu gut, um sie so kampflos „den Oberbayern“ zu überlassen …
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