Landbierbetrachtungen Teil III – und heute geht es um das Original Landbier einer Brauerei, die ich auch noch ziemlich gut von früher kenne: Die Brauerei Leikeim aus Altenkunstadt. Die ist ja ein Paradebeispiel dafür, was man im Wirtschaftsteil deutscher Zeitungen immer wieder lesen kann. Die erfolgreichen deutschen Familienunternehmen sind ein Phänomen in der deutschen Wirtschaft. Die Süddeutsche Zeitung widmet den mittelständischen Familienunternehmen gerade eine ganze Serie. „Was macht eigentlich?“, heißt es dort. Und wenn man so will, reiht sich „der Leikeim“ in die Reihe erfolgreicher Familienunternehmen ein. Die Brauerei aus „Aldnkuuschd“ verkauft nämlich pro Jahr so zwischen 200.000 und 300.000 Hektoliter – Angaben zum Ausstoß machen Brauereien ja generell eher ungern. Aber egal, wie hoch der Ausstoß tatsächlich liegt: Für die Region ist der Leikeim ein Riese.
Das Erfolgsrezept für „den Leik“ besteht eigentlich aus mehreren Erfolgsrezepten. Da wäre zum einen die Tatsache, dass man mit Bügelverschlussflaschen und neuen Biersorten (zuerst das Leikeim Orginal, dann das Premium) zur richtigen Zeit mit den richtigen Innovationan „am Start war“. Das verbindet den Leikeim mit der Brauerei Mönchshof von gestern. Zudem hatte man in Burg- und Altenkunstadt „die richtige Gastronomie“ beliefert. Und der Leikeim versteht es, sich auch außerhalb Frankens zu positionieren. Sei es in Berlin, Hamburg, München … man könnte fast den Eindruck bekommen, man bekommt Leikeim-Bier überall. Was geschickt ist, schließlich steigert das die Nachfrage a) bei Exilfranken, die schon alleine aus „fränkischem Nationalstolz“ ein Leikeim jedem anderen nichtfränkischen Bier vorziehen, und b) bei den Nicht-Franken, die sich mit einer Kiste Leikeim Bier von einer traditionellen Familienbrauerei und eben nicht von einem gesichtslosen (und vielleicht gar international mit den üblichen Brauriesen verbandelten) Bierherstellungskonzern ins Haus holen.
Und dann hat der Leikeim auch ein Händchen für Werbung. Das muss man so sagen. Gut, über den „I LEIK it“-Spot auf der Homepage kann man mehr als geteilter meinung sein. Den darf man witzig finden, wenn man mag. Ich tu’s nicht. Aber bei der Plakatwerbung zeigt der Leikeim eine Professionalität, die weit jenseits von allem ist, was fränkische Familienbrauereien sonst so bieten. Allerdings zeigen die Plakatmotive bzw. die Wallpaper im Download-Bereich der Homepage auch eines: Man setzt nicht unbedingt auf Heimat und Tradition.
Urbaner Lifestyle, Emotionen, auswechselbare Charaktere und Landschaften – Was in der ganzen Republik funktionieren soll, büßt Heimatverbundenheit und Tradition ein. Aber so lange es funktioniert …
Aber letztlich soll es hier ja um das Leikeim Original Landbier gehen. Das müsste man mit seinen 5,4 % auch eher als helles Export einordnen. Sogar als sehr helles Export. Allerdings steht der Begriff „Export“ weder auf dem Etikett noch auf der Homepage. Allerdings stapelt man bei der Beschreibung auf der Homepage nicht gerade tief: „Genießt man dieses untergärige würzige Vollbier, dann kann man die von der Sonne durchfluteten Braugerstefelder förmlich riechen.“ Aha! Naja, getreidig riecht es durchaus. Geschmacklich bleibt nach dem ersten schluck ein Fragezeichen. Was soll das denn jetzt sein? Für ein Export ist es zu leicht, hat zu wenig Körper. Auf der anderen Seite ist es ein „netter Durstlöscher“, zeigt ein ganz kurzes Aufflackern von Hopfen in der Mitte, ist ansonsten eher leicht süßlich, ein wenig würzig, mehrheitlich getreidig, hintenraus kommt dann noch ein wenig Herbe auf. Der Abgang ist allerdings eher kurz.
Das ist ein wenig wie mit der Leikeim-Werbung. Alles da, alles schön … aber irgendwie fehlt es ein wenig an Ecken und Kanten. Das Leikeim Landbier lässt sich sicher von Flensburg (ja, auch da gibt’s Leikeim) bis Garmisch (da natürlich auch) lässig im Biergarten in der Sonne sitzend trinken. Und genau das ist mein kleines Problem mit dem Bier …
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