Deutschland ist manchmal schon ein „komisches“ Land. Das merke ich jedesmal, wenn ich bei meiner Arbeit Feiertage wie Ostern zu erklären versuche. Denn dann kommt man unweigerlich darauf, dass wir zwar viele religiöse Feiertage (ganz gerne) haben, die dahinter stehenden religösen Ideen und Vorstellungen vielen Leuten aber mittlerweile gar nichts mehr sagen. Im Falle von Ostern gab es im April dieses Jahres eine Umfrage im Auftrag der – zugegeben nicht so wissenschaftlichen – Zeitschrift „auf einen Blick„: 22 % der Deutschen weiß demnach nicht, weshab sie gerade frei haben. Das spiegelt eine gesamtgesellschaftliche Tendenz wieder: Religion ist für viele Leute immer weniger wichtig. Religiöse Fest- und Feiertage werden trotzdem „gerne mitgenommen“. Schließlich wollen und sollen auch Nicht-Gläubige Süßigkeiten verputzen und Geschenke bekommen. Für den Handel ist Ostern eh schon das neue Weihnachten.

FrühlingsfestDa, wo der religiöse Aspekt von Ostern in den Hintergrund tritt, bleiben nur noch Ostereier, Schokohasen und gerade mal noch Osterfeuer übrig. Dann ist Ostern gerade mal noch ein Frühlingsfest. Lustigerweise heißt so auch ein Bier der Brauerei Meusel in Dreuschendorf. Nun sind fränkische Kleinbrauereien – und eine solche ist die Brauerei Meusel mit 10.000 Hl/Jahr, auch wenn das im Landkreis Bamberg durchaus „groß“ ist – nicht gerade für atheistische Tendenzen bekannt. Bei anderen Brauereien in Franken heißen die saisonalen (Fest-)Biere meist „Osterbier“. Wie dem auch sei. Hier steht also – als Zugeständnis an alle nicht-gläubigen Leser meines Blogs – das Meusel Frühlingsfest aus Dreuschendorf.

Meusel FrühlingsfestDas Etikett ziert ein schickes Frühlingsmotiv. Passt gut in die Landschaft draußen. Und passt auch in die Wochen vor und vor allem auch nach Ostern. Mit dem Konsum an solchen Festtagen ist es ja immer so eine Sache. Kaum sind die Ostertage rum, liegt die noch nicht verkaufte Osterware wie Blei in den Regalen und muss mittels Sonderpreisen „verramscht“ werden. Das ist beim Osterbier vielleicht nicht so extrem wie beim Osterhasen. Aber die Tendenz ist diesselbe. Ein „Frühlingsfest“-Bier ist dagegen nicht so an ein bestimmtest Datum gebunden.

Frühlingsfest 2

Mit 5,2 % Alkohol ist das Frühlingsfest nicht zu schwer. Da gibt es Osterbiere die mehr Alkohol haben. Aber bei Ostern geht es ja nicht darum, sich zu betrinken. Und wer vor Ostern vielleicht gar auf Bier verzichtet hat, ist vielleicht froh darum, dass es nicht so stark ist. Im Glas sieht es jedenfalls sattgolden und aus. Dazu sprudelt es schön. Damit lässt sich der Frühling – wenn schon nicht einläuten (schließlich sind es ja Kirchenglocken, die da zu „unchristlichen Zeiten“ in der Osternacht bimmeln) – dann doch „eintrinken“. Auffällig ist das volle Mundgefühl, das erst mal im Gegensatz zur sprudelnden Kohlensäure zu stehen scheint. Aber das stört nicht, im Gegenteil. Man hat ein leckeres, süffiges Helles Festbier vor sich stehen. Florale Hopfennoten, weicher Körper, volles Malz … hintenraus ist es nicht zu bitter. Das lässt sich wirklich nett trinken. Nur mit allzuviel Süßkram aus dem Osternest (oder Frühlingsnest? Hasenfestpräsentteller? Wie auch immer!) sollte man es nicht kombinieren. Das wirkt auf die Dauer zu süß. Aber das ist dem Frühlingsfest-Bier nicht anzulasten. Ohne Schokoeier bemerkt man sowieso den angenehme getreidigen Nachhall mit den Stroharomen besser.

Damit beende ich meine heutigen Bier- und Osterbtrachtungen aber auch wieder, bevor das ganze „abdriftet“. Denn wenn man schon Ostern ohne religiösen Bezug feiert, was wünscht man sich dann? Oder wie reagiert man auf einen „Frohe Ostern“-Wunsch? Kein Witz, auch darüber macht sich „das Internet“ Gedanken.
Ich mache es mir dagegen mal ganz einfach: Egal wo und mit welchem Bier ihr heute euren freien Ostermontag begeht, ich wünsche euch nur eines:

Prost!